TRIBÜNENGEFLÜSTER
28.11.2025 Sport, KolumneWie kommuniziert man eine Entlassung? Im Fussball wird da oft der – wir nennen ihn mal Gärtner-Weg – gewählt. Man äusserst sich blumig und teilt einen beschönigenden Strauss voller schöner Dinge mit. So tat es auch der FC Wohlen. Am Mittwoch wird dem ...
Wie kommuniziert man eine Entlassung? Im Fussball wird da oft der – wir nennen ihn mal Gärtner-Weg – gewählt. Man äusserst sich blumig und teilt einen beschönigenden Strauss voller schöner Dinge mit. So tat es auch der FC Wohlen. Am Mittwoch wird dem FCW-Sportchef Carmine Viceconte erklärt, dass man in Zukunft auf seine Dienste verzichtet. Mit anderen Worten: Er ist per sofort weg. In der Mitteilung klingt es dann viel hübscher: «Viceconte beendet seine Tätigkeit als Sportkoordinator beim FCW. Er wird seine Funktion als Sportkoordinator beim FCW vorzeitig beenden, der bestehende Vertrag wird entsprechend zeitnah aufgelöst.» Problem nur, dass in diesem Fall die gewählten, blumigen Worte dieser Mitteilung nicht ganz der Wahrheit entsprechen. Denn Viceconte hat von sich aus gar nichts beendet. Er wurde – und wir sagen es hier ohne blumigen Filter, dafür offen und ehrlich – rausgeworfen.
Und auch danach behält die Mitteilung ihren blumigen Charakter. «Der FC Wohlen bedankt sich herzlich bei Carmine für seine sehr engagierte Arbeit. Er hat viel Positives seit seinem Antritt bewegt.» Wieso wird er dann gespickt? Vielleicht werden die Gründe im weiteren Verlauf genannt? Geschieht noch die Fotosynthese in dieser Mitteilung? Man bleibt blumig: «Des Weiteren hat er mit vielen kreativen Ideen und positiven Impulsen weitere Schritte in die Wege geleitet, die den FC Wohlen künftig noch ein wenig besser machen sollen und werden.»
Bevor man am Ende der Mitteilung «nochmals betont», wie «positiv und wertvoll» die Inputs von Viceconte waren, wird zwischendrin noch kurz abgehandelt, wieso er nicht mehr Sportchef ist. «Nicht immer dieselbe Vorstellung», heisst es. Und dass sich der FCW «nicht in der Lage fühlt, gewisse Themen in der Geschwindigkeit umsetzen zu können, wie er sich das vorstellt». Nun ist die Mitteilung nicht mehr nur blumig, sondern wird auch wässerig. Passt ja bestens, denn ohne Wasser kann keine Pflanze wachsen. Wir von der Sportredaktion hoffen hingegen, der FC Wohlen vergisst seine Wurzeln nicht. Denn mit Viceconte wurde fast schon ein Stammbaum des Vereins entwurzelt.
Sorry. Wir können es nicht ganz lassen mit den Gärtnerbegriffen. Denn wie man eine Entlassung auch kommunizieren kann, zeigt der FC Langenthal. Hier ist es nicht blumig, sondern eher brachial. Präsident Santo Gallo (der die Mitteilung unterzeichnet) sitzt dabei in seinen Traktor und pflügt kurz und bündig den Fussballacker auf der Rankmatte durch. Der frühere Super-League-Trainer Maurizio Jacobacci wird abgeschnitten. «Der FC Langenthal und Trainer Maurizio Jacobacci haben entschieden, die Zusammenarbeit per sofort zu beenden. Der Verein bedankt sich bei Jacobacci für seinen Einsatz und die geleistete Arbeit und wünscht ihm für seine berufliche und persönliche Zukunft alles Gute.»
Kickbox-WM in Abu Dhabi. Die riesige Halle und alle Räumlichkeiten werden so heftig herunter gekühlt, dass man eine Jacke anziehen muss. «Es wird sogar der Aussenbereich klimatisiert. Für nichts. Unglaublich. Und wir sparen Strom in der Schweiz», sagt Coach Rocco Cipriano. Das tut dem Klima – und somit jeglichen Pflanzen dieser Welt – nicht gut.
Stefan Sprenger
