APROPOS
27.06.2025 Kolumne, Meinungen, Region UnterfreiamtNach der letzten «Gmeind» schien alles klar. Von den fünf amtierenden Gemeinderäten wollten vier weitermachen, Vizeammann Cornelia Stutz gab ihren Rücktritt per Ende 2025 bekannt. Nun aber folgt die Überraschung. An der Versammlung vom Dienstag ...
Nach der letzten «Gmeind» schien alles klar. Von den fünf amtierenden Gemeinderäten wollten vier weitermachen, Vizeammann Cornelia Stutz gab ihren Rücktritt per Ende 2025 bekannt. Nun aber folgt die Überraschung. An der Versammlung vom Dienstag kündigt auch Gemeinderat Daniel Pietsch an, im Herbst nicht mehr zu kandidieren und nach acht Jahren aus dem Amt auszuscheiden. «Nachdem sich schon zwei Neue für die Wahl angemeldet haben, hat es genügend Kandidaten. Somit kann ich mit ruhigem Gewissen aufhören», erklärt er.
Zudem sorgt Daniel Pietsch unfreiwillig für einen Lacher. Als er auf die finanzielle Lage der Gemeinde zu sprechen kommt, erwähnt er, dass die Schuldenlast der Einwohnergemeinde aktuell bei 19 558 Franken liege – pro Einwohner. «Das sind ja Verhältnisse wie in Wohlen», kommentiert ein Anwesender sofort. Pietsch braucht einen Moment, um den Fehler zu bemerken. Aber natürlich sind die 19 558 Franken die gesamten Schulden der Gemeinde. Also gerade mal 6.40 Franken pro Einwohner. Und das sind alles andere als Wohler Verhältnisse.
Ein Vorbild an Pflichtbewusstsein ist Gemeinderätin Martina Balmer. Zwei Stunden vor Beginn der Versammlung war sie nach einem Katzenbiss noch im Spital. Und trotzdem sitzt sie pünktlich zum Start der «Gmeind» auf ihrem Platz – eine Hand dick in blauem Verband eingebunden – und führt durch ihr Geschäft. Nur das Einstellen des Mikrofons fällt mit dieser Verletzung schwer. Aber auch das schafft sie. Und für das Anstossen beim anschliessenden Apéro reicht ja eine Hand locker.
Wenig gefordert sind an diesem Abend die beiden Stimmenzähler. Alle acht traktandierten Geschäfte werden mit grossem Mehr entschieden. Zum Einsatz kommen sie dann aber doch noch. Unter dem Traktandum «Verschiedenes» kommt es zu einer Konsultativabstimmung. Der Gemeinderat will wissen, ob er die Geschäfte der «Gmeind» wie bis anhin ausführlich in einer Broschüre vorstellen soll oder ob eine Kurzform mit Verweis auf die Homepage reicht. Damit lassen sich Papier und Geld sparen. Und hier waren die Mehrheitsverhältnisse für einmal so, dass sie sich nicht mit blossem Auge feststellen liessen. Letztlich entscheidet sich eine Mehrheit für die bisherige Form. «Jetzt wissen wir, was gewünscht ist. Und versprechen, dass wir frühestens in zehn Jahren wieder mit dem Thema kommen», so Gemeindeammann Norbert Ender.
Die ersten sieben Traktanden werden im Schnellzugstempo erledigt und benötigen gerade mal 35 Minuten. Also fünf Minuten pro Geschäft. Deutlich länger dauert wie erwartet die Diskussion um das neue Gemeindehaus. Und so ist es kurz vor 22 Uhr, als Gemeindeammann Ender zum Apéro bitten darf. Zuvor kann er aber noch zwei Feste ankündigen. Am 30. August findet die Einweihungsfeier für den neuen Kindergarten statt. Und am 31. Juli und 1. August 2026 wird das 125-Jahr-Jubiläum des Zusammenschlusses von Niederwil und Nesselnbach mit einem grossen Dorffest begangen. Wer das 100-Jahr-Jubiläum noch in Erinnerung hat, weiss, dass da sicher einiges geboten wird. «Ladet also ruhig Gäste ein zum 1. August. Aber feiert nicht zu Hause, sondern mit allen zusammen», so der Ratschlag des Ammanns.
Chregi Hansen