BRIEF AUS THAILAND
20.05.2025 Kolumne, Region UnterfreiamtRolf Maurer, Chiang Mai.
Abstecher nach Vietnam
Ich habe mir ein paar Tage Rentner-Ferien gegönnt und bin via Bangkok nach Vietnam, genauer nach Nha Trang gereist. Das ist eine Stadt, 200 Kilometer von Ho Chi Min ...
Rolf Maurer, Chiang Mai.
Abstecher nach Vietnam
Ich habe mir ein paar Tage Rentner-Ferien gegönnt und bin via Bangkok nach Vietnam, genauer nach Nha Trang gereist. Das ist eine Stadt, 200 Kilometer von Ho Chi Min City entfernt. Traumhaft am Meer gelegen mit kilometerlangem Sandstrand. Die Altstadt Nha Trang wurde noch nach kommunistischem Muster erbaut.
Heute ist der alte Kern ganz ordentlich verlottert. Als Lebensmotto steht eher: «Gehudelt wird nicht». Was heute nicht geht, geht (eventuell) morgen. Die vielen Touristen hier sind vorwiegend Russen, dann Chinesen, Koreaner, wenig Europäer und fast keine Amerikaner. Das dürfte wohl noch mit dem Krieg zusammenhängen. Amis sind hier nicht so beliebt.
Dass der 1. Mai mitten in meine Ferien fiel, war Zufall. Es waren zigtausend Menschen unterwegs. Die Stadt wurde dauernd mit alter (russischer) Militärmusik beschallt. Aber sonst verlief der Tag sehr friedlich. Machtdemos wie früher gab es keine. Zu erwähnen gibt es noch, dass sich jeden Morgen Tausende von Einheimischen bereits ab 6 Uhr den Strand entlang fit halten. Für mich war ein Spaziergang ebenfalls ganz früh am Morgen barfuss im warmen Sand das höchste der Gefühle.
Der Rest des Rentner-Urlaubs bestand dann noch vorwiegend aus essen und trinken. Sprachlich war es sehr schwierig, mit den Einheimischen und den Touristen in Kontakt zu kommen – alle nicht dafür bekannt Sprachgenies zu sein. Verglichen mit Thailand ist Vietnam doch bedeutend teurer, also kein Shopping-Urlaub. Der grösste Unterschied liegt aber in der Mentalität der Vietnamesen und (Ost)-Touristen. Respekt, Anstand, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit (alles, was wir Schweizer doch so schätzen) sind Fremdwörter für sie.
Übrigens: Auf dem Weg nach Vietnam habe ich einen Zwischenstopp in Bangkok eingelegt. Dort spielte das Royal Bangkok Philharmonic Orchestra in der grossen Konzerthalle Songs der Popgruppe ABBA. Als alter ABBA-Fan durfte ich mir das nicht entgehen lassen. Und es war grandios, alle ABBA-Songs in etwas klassischem Stil zu hören. Der Schlussapplaus in der grossen Bangkok-Konzerthalle dauerte Minuten. Hier würde nun eigentlich der Spruch gut passen: «Dass ich das auf meine alten Tage noch erleben durfte.»
Nun bin ich also wieder im Rentner-Alltag. Politisch rumort es noch immer in Thailand. Die Touristen, die eigentlich das Land (finanziell) am Leben erhalten sollen, bleiben massenhaft aus. Gründe dazu gibt es einige. Vorab der Hauseinsturz vor Kurzem in Bangkok, den die Regierung noch immer als Folge des Erdbebens in Burma als Unfall «verkauft», wackelt immer mehr. Heute gibt es (scheinbar handfeste) Beweise, dass bei den Baumaterialien, vor allem bei den Armierungseisen und beim Einhalten der Spezifikationen massiv betrogen und/oder gepfuscht wurde.
Weitere schwerwiegende Gründe: Nicht eingehaltene Wahlversprechen, abgegeben anlässlich der Wahlen vor zirka zwei Jahren. Und wie immer die katastrophale Luftqualität, bis jetzt ohne jeglichen Lösungsansatz. Die Opposition hat nun bei Gericht Klage gegen die Regierung eingereicht.
Rolf Maurer ist in Sarmenstorf aufgewachsen und lebt in Chiang Mai, Thailand. Er erzählt von seinem Leben und hält seine Gedanken als Auslandschweizer fest.