BRIEF AUS FLORIDA
17.01.2025 Kelleramt, MeinungenJoe Huber, Fort Myers.
Kanada als 51. Bundesstaat
Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Schweizer – und auch andere europäischen Nationen – sich viel mehr mit der Thematik Trump befassen ...
Joe Huber, Fort Myers.
Kanada als 51. Bundesstaat
Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Schweizer – und auch andere europäischen Nationen – sich viel mehr mit der Thematik Trump befassen als die Amis selber. Denn bei meinem täglichen Durchkämmen des schweizerischen und europäischen Presse-Blätterwaldes sehe ich eigentlich überall fast nur sein Bild und irgendeine verrückte Geschichte über ihn. Verständlich, denn Normales gibt es von ihm eh nicht zu berichten. Er ist natürlich auch hier omnipräsent, aber, so ist mein Eindruck, die Amis schenken dem keine so grosse Beachtung wie der Rest der Welt. Er hat ja allerhand vor: Er will unseren nördlichen Nachbarn Kanada – notabene flächenmässig das zweitgrösste Land der Welt – als 51. Staat annektieren, will Grönland von den Dänen abkaufen und auch den strategisch wichtigen Panamakanal unter Kontrolle bringen. Dazu will er die zwei Kriege so schnell wie möglich beenden, noch vor seinem Einzug ins Weisse Haus, wie er sagte.
Was Kanada betrifft, hatte ich neulich eine Diskussion mit meinem kanadischen Kollegen Rob, der jeweils den Winter hier in unserer Überbauung in seinem Haus verbringt, wie das Tausende von Kanadiern auch machen. Er meinte, am Anfang hätten er und seine Landsleute dies als typischen, doofen Trump-Spruch aufgefasst und sich die Lachmuskeln strapaziert. Doch sein ständiges Nachdoppeln gehe dem kanadischen Volk doch langsam, aber sicher auf den Wecker und trage auf keinen Fall zur Vertiefung der Freundschaft der beiden Nachbarn bei.
Kanada ist volumenmässig der grösste Handelspartner der USA und hat, wie fast ausschliesslich alle Länder der Welt, einen Handelsbilanzüberschuss mit den Amis, und das liegt ihm auf dem Magen. Deshalb möchte er am liebsten bei vielen diese Tarife einführen. Meiner Meinung nach schaden diese aber mehr, als sie nützen. Natürlich muss der ausländische Lieferant diese Strafzölle direkt nach Washington abliefern, aber er schlägt diese zusätzlichen Kosten natürlich dem amerikanischen Importeur auf den Preis und Letzterer, wenn er nicht allzu dumm ist, verrechnet das dem Endkäufer. Und das ist der Konsument, der am Schluss immer die ganze Zeche bezahlt. Das Endresultat ist, dass die Inflation wieder steigen wird, und davon ist immer der Mann von der Strasse am meisten betroffen.
Auch das FBI will er abschaffen. Der Grund dafür ist einfach. Das ist ein persönlicher Rachefeldzug, denn die haben ihm in den letzten Jahren das Leben schwer gemacht, brachten es aber nie fertig, ihn hinter Schloss und Riegel zu bringen. Im Gegenteil, wie der kürzliche, indirekte Freispruch (schuldig, aber ohne Strafe) von der Schweigegeld-Affäre beweist.
Auch wenn man ihn nicht mag, eines muss man ihm lassen: Ich habe noch nie einen Menschen gesehen, der in diesem Alter noch so viel Energie hat und jeden Tag von einem Termin zum anderen reist.
Ich schaue dem Ganzen relativ gelassen entgegen und warte einfach, was da kommt. Etwas anderes kann ich eh nicht machen.
Der in Jonen aufgewachsene Joe Huber wohnt seit 1986 in den USA. Lange Zeit in New York, nun in Fort Myers, Florida. Regelmässig berichtet er von seinem Leben und hält seine Gedanken als Auslandschweizer fest.