BRIEF AUS FLORIDA
28.05.2024 Kelleramt, Kolumne, MeinungenJoe Huber, Fort Myers.
Muppet Show neu aufgelegt
Wohlwissend um die enorme Wichtigkeit der Tourismusindustrie für den Staat Florida – im Jahr 2022 haben gemäss offiziellen Angaben 137 Millionen ...
Joe Huber, Fort Myers.
Muppet Show neu aufgelegt
Wohlwissend um die enorme Wichtigkeit der Tourismusindustrie für den Staat Florida – im Jahr 2022 haben gemäss offiziellen Angaben 137 Millionen Leute den Sunshine State besucht – sind wir hier Wohnenden dann jeweils auch froh, wenn die Hochsaison vorbei ist. Seit ein paar Wochen ist der Verkehr deutlich weniger geworden und man muss jetzt nicht mehr Wochen im Voraus im Restaurant reservieren. Im Gegensatz zur Schweiz sind hier die Gartenbeizen im Sommer leer, denn bei dieser Hitze sitzt niemand draussen. Höchstens dann, wenns überdacht ist und von grossen Ventilatoren, die von der Decke runterhängen, bekühlt wird.
Ohne Klimaanlage kann man hier die Monate Mai bis Oktober kaum überleben und Pech hat – wie wir letztes Jahr –, wem dieses Ding dann ausgerechnet im dümmsten Moment kaputtgeht. Zu unserer grossen Überraschung kam aber ein Monteur zu recht später Stunde noch vorbei und reparierte die Anlage erfolgreich, natürlich zu einem happigen Aufpreis, den wir aber gerne bezahlten.
Die in den 70er- und 80er-Jahren berühmt gewordene TV-Komödienserie «Muppet Show» wird neu aufgerollt. Die erste Episode wird am 27. Juni ausgestrahlt, und zwar live aus Atlanta. Die Hauptdarsteller sind allerdings nicht mehr die von früher (Statler und Waldorf auf dem Balkon), sondern unsere zwei Präsidentschaftskandidaten Joe Biden und Donald Trump. Zum jetzigen Zeitpunkt weiss ich beim besten Willen noch nicht, ob ich mir das vor Augen führen will. Ich – und Millionen andere auch – erinnern sich an die Debatten mit denselben Akteuren vor rund vier Jahren. Diese waren auf sehr tiefem Niveau, vor allem die Auftritte von Trump. Und da er in dieser Beziehung nichts dazugelernt hat, ganz im Gegenteil, ist wahrscheinlich noch Schlimmeres zu erwarten.
Obwohl ja eben – nebst dem Rest der Welt – die allermeisten Amerikaner, und das schliesst unsere Schweizer Stammtischler hier ein, mit dieser Situation alles andere als zufrieden sind, habe ich irgendwie den Eindruck, dass es den Leuten inzwischen völlig egal geworden ist, wer von beiden schlussendlich das Rennen macht. Dieser Eindruck stammt allerdings nur von innerhalb unserer Siedlung, denn hier leben fast ausschliesslich Rentner, die sich im Alter – da hat man ganz andere Prioritäten – nicht mehr mit der Politik befassen. Und ist demzufolge keine Widerspiegelung, was im Rest des Landes abgeht.
Die Anti-Israel- respektive Pro-Palästina-Demos finden natürlich auch an den Universitäten in Florida statt, bis jetzt aber noch in einem «akzeptablen» Ausmass. Will heissen, ohne grossen Polizei-Einsatz mit Tränengas oder Ähnlichem. Unser Gouverneur, als Präsidentschaftskandidat sangund klanglos untergegangen, fordert aber die Bundesregierung in Washington auf, die mit einem Studentenvisum ausgestatteten ausländischen Studenten, die öffentlich die Ami-Flagge verbrennen und «Tod für Amerika» schreien, sofort auszuweisen. Dieser Aufforderung schliesse ich mich hundertprozentig an.
Der in Jonen aufgewachsene Joe Huber wohnt seit 1986 in den USA. Lange Zeit in New York, nun in Fort Myers, Florida. Regelmässig berichtet er von seinem Leben und hält seine Gedanken als Auslandschweizer fest.