Viel mehr als nur ein schöner Park
29.07.2022 NiederwilRund um den Reusspark, Zentrum für Pflege und Betreuung, hat die Natur das Sagen
Der Reusspark in Niederwil ist nicht nur für die hohe, bereits mehrfach ausgezeichnete Qualität in der Pflege bekannt. Seinen Bewohnerinnen und Bewohnern steht auch eine grosse, ...
Rund um den Reusspark, Zentrum für Pflege und Betreuung, hat die Natur das Sagen
Der Reusspark in Niederwil ist nicht nur für die hohe, bereits mehrfach ausgezeichnete Qualität in der Pflege bekannt. Seinen Bewohnerinnen und Bewohnern steht auch eine grosse, naturnahe Parkanlage mit einer Vielfalt an Flora und Fauna zur Verfügung.
Auf eine Entdeckungsreise durch das rund sieben Hektaren umfassende und zum grossen Teil öffentlich zugängliche Naturparadies laden Caroline Schneider, Leiterin Kommunikation, und Daniel Rimann, der als Leiter Umgebungspflege die Hauptverantwortung für den Unterhalt und die Weiterentwicklung der Parkanlage entlang der Reuss trägt.
Der Rundgang führt zuerst in jenen Bereich, der für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. In den Jahren 2004/2005 entstand für an Demenz erkrankte Bewohnerinnen und Bewohner der rund 92 Aren grosse «Garten der Sinne». Hier können sie die Natur riechen, ertasten und deren Früchte geniessen sowie ihren Bewegungsdrang ausleben, was hilft, seelisches Ungleichgewicht zu verhindern.
Eröffnet worden ist der landesweit einzigartige aktivierend-therapeutische Spaziergarten im August 2005 – und seit diesem Jahr engagiert sich Rimann für eine lebendige Biodiversität im Park. «Wir haben schon viel erreicht, aber wir haben noch einige Pläne, die wir verwirklichen möchten», sagt er.
Bella Italia
Dann geht es – begleitet von fröhlichem Vogelgezwitscher – weiter in den öffentlich zugänglichen Teil, in dem weitläufige Spazierwege an Spielplätzen, am Schaugewächshaus und am Kleintierpark vorbeiführen. Als Rimann seine Tätigkeit begann, war der Park geprägt von Bodendecker-Pflanzen und grossen Rasenflächen. Heute dominieren farbenprächtige, pflegeleichte Blumenwiesen und eine Vielfalt von über 60Baumarten.
Dann lädt das frei zugängliche und rollstuhlgängige Schaugewächshaus unter dem Jahresmotto «Bella Italia» zu einem Abstecher ein. Seit zehn Jahren beherbergt es in Zusammenarbeit mit Pro Specie Rara eine grosse Auswahl an alten und speziellen Sorten, unter anderem von Tomaten, Auberginen und weiteren Gemüseund Kräuterarten. Zudem werden auch seltene, ja eigentlich ausgestorbene Sorten für die Saatgutgewinnung angebaut.
Naturmodule – Unterkunft für Kleinlebewesen
Wer seinen Besuch fotografisch dokumentieren will, kommt ebenfalls auf seine Rechnung, steht doch dafür – umgeben von einer perfekten Kulisse – eine breite Sitzbank zur Verfügung. Schneider: «Wir freuen uns über jedes Foto, das auf Instagram und /oder Facebook gepostet und markiert wird. Selbstverständlich sind für Gruppen auch Führungen möglich – auf Wunsch sogar inklusive Apéro.»
Verteilt über das ganze Gelände befinden sich zahlreiche Naturmodule wie Totholzhecken, Steinmauern, Sandlinsen für Wildbienen oder eine spezielle Eidechsenburg. Zu entdecken ist tatsächlich eine Mauereidechse, die sich kurze Zeit präsentiert, bevor sie blitzschnell ins Strauchgrün abtaucht. Rimann erklärt: «Speziell ist unsere Recyclingmauer. Anstatt bei Hausabbrüchen anfallende Mauerteile zu schreddern, verwendet man das Steinmaterial beispielsweise für den nachhaltigen Bau von Böschungsmauern.» Wichtig ist ihm auch, dass Besucherinnen und Besucher erkennen, dass selbst verblühte und vertrocknete Pflanzen eine wichtige Funktion haben. «Insekten finden Unterschlupf und Nahrung und tragen gleichzeitig zur Ernährung unserer Vogelwelt bei.»
Dann trifft die Gruppe auf ihrem Rundgang auf Claudia Hubler, die als Fachfrau Naturnaher Garten- und Landschaftsbau im Rimann-Team engagiert ist. «Biodiversität verlangt den Verzicht auf Dünger und Unkrautvernichter und erfordert dadurch viel Handarbeit», erklärt Hubler. Sie ist daran, Wildblumenbeete vom Unkraut zu befreien, mit Handhacke selbstverständlich. «Aber der Aufwand lohnt sich, denn wir predigen nicht nur Biodiversität, wir leben sie auch.»
Neues Projekt: Klangweg wird am 1. September eingeweiht
Weitere Attraktionen sind der Kleintierpark, Spielplätze und das aus 22 Baumarten bestehende Baumhoroskop. Es lehnt sich an dasjenige der Kelten an, die jeder Baumart besondere Eigenschaften und Charakterzüge zuschrieben, was ihnen erlaubte, jedem Menschen «seinen» Baum zuzuordnen. Im Reusspark finden Besucherinnen und Besucher anhand ihres Geburtsdatums «ihren» Baum, bei dem auf einer Tafel ein Persönlichkeitsprofil und eine Charakterisierung des Holzes festgehalten sind. Ziel ist es, Besucherinnen und Besuchern auf spielerische Art und Weise die Natur und speziell die Bäume näherzubringen.
Bereits schon läuft in Zusammenarbeit mit Klangkünstlern die Realisierung eines weiteren Projektes. Der Klangweg ermöglicht einen meditativen, von unterschiedlichsten Klängen bereicherten Spaziergang. Ob Röhren-Glockenspiel, klingende Steine, Klangbaum oder Klangschalen: Jede Station überrascht mit einer einzigartigen, eigenhändig zu aktivierenden Klangwelt. Eingeweiht wird die neue Attraktion am 1.September mit einem öffentlichen Anlass. --wam
Demnächst im Reusspark
Sommerfest «Bella Italia»: Freitag, 19.August, 18Uhr, Schaugewächshaus. Mit einem italienischen 3-Gang-Menü inklusive Weinbegleitung und einer komödiantischmusikalischen Umrundung durch das Duo Pelati Delicati. Anmeldung bis am 9.August.
Einweihung Klangweg: Donnerstag, 1. September, 19.30 Uhr, Schaugewächshaus (kostenlos). Geführter Rundgang, anschliessend Podiumsdiskussion mit den Klangkünstlern und dem Reusspark-Musiktherapeuten sowie Apéro. Anzahl Plätze limitiert, Anmeldung bis am 20.August.
Informationen auf www.reusspark.ch.