Der Trainer ist der Gleiche
29.07.2022 SportIn einer Woche startet der FC Wohlen in die neue Saison. Nach 17 Abgängen und 12 Neuzugängen mit einem neuen Team. Der Trainer Ryszard Komornicki ist geblieben und spricht über die Herausforderung. --jl
«Können niemanden ...
In einer Woche startet der FC Wohlen in die neue Saison. Nach 17 Abgängen und 12 Neuzugängen mit einem neuen Team. Der Trainer Ryszard Komornicki ist geblieben und spricht über die Herausforderung. --jl
«Können niemanden anbinden»
Fussball, 1. Liga classic: Wohlen-Trainer Ryszard Komornicki vor dem Saisonstart gegen Münsingen
17 Abgänge (bisher), 12 Neuzugänge. Der FC Wohlen geht mit einem neuen Team in die nächste Saison. Diese startet am Samstag, 6. August, um 16 Uhr mit dem Heimspiel gegen den FC Münsingen. Trainer Ryszard Komornicki spricht über die ungewohnte Situation.
Josip Lasic
In einer Woche startet die Saison ...
Ryszard Komornicki: (Unterbricht.) Echt? Ist der Saisonstart nicht um zwei Monate verschoben worden? (Lacht.)
Wäre Ihnen das lieber?
Mehr Zeit, damit sich die Mannschaft einspielen kann, wäre nicht schlecht. Aber die Vorbereitung ist weder besser noch schlechter als letztes Jahr. Damals war die Vorbereitungszeit sehr kurz. Die Spieler hatten kaum Pause.
Der grösste Unterschied ist, dass Sie jetzt quasi mit einem komplett neuen Team starten müssen. Haben Sie so etwas schon mal erlebt?
Als ich den FC Baden übernommen habe, nach dessen Abstieg aus der Nationalliga B, gab es auch einen grösseren Umbruch in der Mannschaft. Ich möchte aber jetzt nicht über Leute reden, die nicht mehr da sind. Genauso wenig werde ich jemandem nachweinen oder Schuldzuweisungen machen. Ich möchte nach vorne sehen und Lösungen für die aktuelle Situation machen. Aus meiner Sicht sind wir defensiv beispielsweise nicht schlechter als in der vergangenen Saison.
Und offensiv?
Jetzt muss ich trotzdem über die Abgänge reden. Ja, es ist nicht einfach, Spieler wie einen Luiyi Lugo, Davide Giampà oder Luigi Milicaj zu ersetzen. Im Sturm benötigen wir dringend noch ein bis zwei Leute mit viel Qualität. So dominant wie im Vorjahr werden wir nicht mehr auftreten können. Es wird ein anderer Fussball sein, den wir spielen müssen. Defensiv noch besser und cleverer. In den Testspielen haben wir aber gezeigt, dass es durchaus möglich ist, so Erfolg zu haben. Ausnahme war die 1:4-Niederlage gegen Tuggen. Da war die Mannschaft aber sehr müde. Man darf nicht vergessen, dass wir bisher nie das gesamte Kader zur Verfügung hatten.
Nach dem Ausscheiden in den Aufstiegsspielen gegen Bulle hat VR-Präsident André Richner gesagt, dass das Ziel der Aufstieg ist. Ist das realistisch?
Ich würde auch gern aufsteigen. Natürlich will ich mit dem FC Wohlen Erfolg haben. Aber diese Zielsetzung werden Sie von mir in der gesamten Saison nicht hören. Ich bin nicht der Typ, der weit in die Zukunft sieht. Für mich ist das Ziel immer das nächste Spiel. Ausserdem: Der FC Baden hat es jetzt erst im achten Anlauf geschafft, aufzusteigen. Ich habe also noch sieben Versuche. (Lacht.)
Mit Marijan Urtic, Anton Sytnykov und Alban Pnishi sind gerade mal drei Spieler im Team älter als 30. Ist die Mannschaft zu jung?
Momo Seferi ist mit seinen 26 Jahren auch kein junger Spieler mehr. Die Neuzugänge Araz Sadik Ali und Kevin Quintas sind ebenfalls keine 19 (beide 24 Jahre alt, Anm. d. Red.). Das Alter spielt keine Rolle, sofern die Qualität der einzelnen Leute stimmt. Natürlich ist Erfahrung ein wichtiger Faktor, aber aus meiner Sicht haben wir eine gute Mischung aus Routiniers und jungen Spielern mit viel Entwicklungspotenzial.
Wie beurteilen Sie die Kaderbreite?
Ich wollte ja ein schmaleres Kader. Vielleicht haben wir in der Breite nicht mehr ganz so viel Qualität wie in der vergangenen Saison. Andererseits gab es einige Spieler, von denen wir wenig hatten, weil sie häufig verletzt waren. Es geht nicht um Quantität, sondern um Qualität. Mit Nathan Tayey haben wir einen pfeilschnellen Mann verpflichten können. Araz Sadik Ali hat gezeigt, wie gut und torgefährlich er ist. Lulzim Aliu und Leotrim Nitaj bringen ebenfalls viel Qualität mit. Wir haben jetzt 21 Leute. Viel mehr benötigt es nicht. Ausser im Sturm. Da sind Marko Muslin und ich aber am Suchen.
Wie beurteilen Sie die Arbeit des neuen Sportchefs Marko Muslin?
Er ist zu langsam, deshalb werde ich ihn nicht einsetzen (lacht). Eigentlich ist er mein Vorgesetzter. Sie sollten eher ihn fragen, wie er meine Arbeit beurteilt. Ich kann sagen, dass wir eine sehr gute Kommunikation haben. Er ist sehr aktiv und hat gute Ideen, wie wir die Baustellen im Team lösen können. Dass diese nicht immer umgesetzt werden können, liegt nicht an ihm. Die Spieler wollen oft in höheren Ligen spielen. Immer höher. Denen empfehle ich die Anden in Südamerika. Dort kann man auf 3000 Metern über dem Meer spielen (lacht). Das ist übrigens etwas Positives. Viele unserer Spieler erhielten Angebote von höherklassigen Vereinen. Das nützt uns zwar nichts für die Zukunft, zeigt aber, dass wir gute Arbeit geleistet haben in der letzten Saison.
Das ist aber auch die einzige positive Seite, oder?
Schauen Sie, wenn jemand nicht mehr beim FC Wohlen spielen will, dann können wir niemanden anbinden. Robert Lewandowski hatte noch einen Vertrag und wollte nicht mehr beim FC Bayern spielen. Aber dann wird erwartet, dass alle beim FC Wohlen bleiben. Ich bin ohnehin der Ansicht, dass unser Erfolg der vergangenen Saison nicht der Verdienst einzelner Spieler war, sondern des ganzen Teams und Staffs. Wir haben kollektiv gut gearbeitet.
Sie denken, dass das jetzt auch möglich ist?
Ich kann mich nur wiederholen. Wir nehmen Spiel für Spiel. Morgen Samstag folgt der letzte Test gegen Freienbach. Dann fahre ich nach Münsingen und sehe uns unseren ersten Gegner in der Meisterschaft an. Solange ich darf, werde ich meine Arbeit für den FC Wohlen seriös und professionell erledigen. Ich bin aber kein Zauberer und auch kein Hellseher. Deshalb blicke ich jetzt nicht zu weit nach vorne. Nach der Vorrunde wird man sehen, wohin die Reise geht.