Oldtimer gibt Vollgas
01.04.2022 SportIn Wohlen kennt man ihn in erster Linie als Einwohnerrat und Grossrat. Doch Roland Büchi ist auch leidenschaftlicher Motocross-Fahrer. Während er den Grossteil seiner Rennen in Italien bestreitet, wird er am Wochenende ein Heimspiel haben. Er startet am Motocross Wohlen in der ...
In Wohlen kennt man ihn in erster Linie als Einwohnerrat und Grossrat. Doch Roland Büchi ist auch leidenschaftlicher Motocross-Fahrer. Während er den Grossteil seiner Rennen in Italien bestreitet, wird er am Wochenende ein Heimspiel haben. Er startet am Motocross Wohlen in der Oldtimer-Kategorie. --jl
Die Krönung der Saison
Der Wohler Roland Büchi startet am Motocross Wohlen in der Oldtimer-Kategorie
Nach zweijähriger Pause findet wieder das Motocross Wohlen statt. Für den Wohler Roland Büchi ein besonderer Anlass. Er darf am Sonntag «zu Hause» mit seiner Cheney BSA 500, Jahrgang 1967, in der Oldtimer-Klasse starten.
Josip Lasic
In der Werkstatt von Roland Büchi, bei ihm zu Hause in Wohlen, hängt ein Bild aus dem Film «Easy Rider» aus dem Jahr 1969. Der Kultstreifen mit Dennis Hopper und Peter Fonda ist der Film schlechthin für alle Motorradbegeisterten. Zu denen gehört auch der 59-jährige Wohler.
Eigentlich ist Büchi ein vielbeschäftigter Mann. Neben seiner Arbeit in der Betriebswache des Kernkraftwerks Beznau ist er stark in der Politik engagiert. Als Einwohnerrat in Wohlen, Grossrat in Aarau und Präsident der SVP Wohlen-Anglikon. Aber für sein Hobby, das Motorradfahren, nimmt er sich sehr gern Zeit. «Ich war schon als kleiner Junge begeistert von Motorrädern. Mit meinen Kollegen habe ich zwar schon Fussball gespielt, aber grundsätzlich haben mich solche Sportarten nie interessiert. Mein Fokus galt schon immer den Zweirädern. Als ich 18 war, habe ich auch gleich den Motorradführerschein gemacht.»
Schönes Geschenk zum runden Geburtstag
Dieses Jahr feiert Büchi seinen 60. Geburtstag. Neben ihm hat auch das Motocross Wohlen ein Jubiläum. Es ist die 65. Ausgabe. Und zu diesem besonderen Anlass wurden zahlreiche Kategorien ins Hauptrennen aufgenommen. Unter anderem die Oldtimer. Für den Wohler könnte es kaum ein schöneres Geschenk zu seinem runden Geburtstag geben.
Seit 1990 ist Büchi als Motosportler unterwegs. Zuerst als Seitenwagen-Beifahrer an der Seite seines Piloten Hans Hartmann aus Dottikon. «Bei einem dieser Seitenwagenrennen sind neben uns Oldtimer Motocross gefahren. Ich hatte immer Freude an alten Motorrädern, besass zu dieser Zeit schon zwei, drei und dachte mir, dass das etwas für mich wäre.» Eine Zeit lang fuhr er mit seiner Cheney BSA 500, Jahrgang 1967, an Europameisterschaftsrennen mit. Mittlerweile nimmt er an der italienischen Classic-Meisterschaft im Piemont teil. «Das sind sechs bis sieben Rennen pro Jahr und bei vier oder fünf bin ich am Start, je nachdem, wie viel Zeit ich habe.» Doch übermorgen Sonntag wird er am Motocross Wohlen, in der Oldtimer-Serie «Pre 68» (Motorräder älter als Jahrgang 1968), antreten. «Grossartig. Das bedeutet mir extrem viel. Für mich ist das die Krönung der Saison.»
Wohler Pokal mit besonderem Platz
Die Oldtimer starteten zwar auch in früheren Ausgaben am Motocross Wohlen, aber nicht am Hauptevent, sondern eine Woche vorher am lizenzfreien Motocross. «Dort erscheinen weniger Zuschauer. Das lizenzfreie Motocross wird auch kaum beworben. Am Hauptrennen zu starten, wo die besten Fahrer vertreten sind, wird etwas Besonderes.»
Wie viel Büchi, der Mitglied beim MSC Wohlen ist, das Heimrennen bedeutet, sieht man an der Gewichtung seiner Erfolge. In Italien stand der Wohler schon mehrmals auf dem Podest, hat auch schon Rennen gewonnen. Als seinen grössten Erfolg bezeichnet er dennoch einen 3. Rang am lizenzfreien Motocross in Wohlen. «Ich wurde zweimal Vierter. Als es mir dann endlich aufs Podest gereicht hat, war das schon eine Riesenfreude. Der Pokal hat einen Ehrenplatz bei mir.» Dass ihm sein «Heim-Motocross» so viel bedeutet, liegt daran, dass es seiner Ansicht nach das schönste Rennen in der Schweiz ist. «Das sage ich nicht, weil ich Wohler bin. Diese Meinung teilen viele Leute aus der Motorsportszene. Einmal war ich an einem Rennen in England. Als ich mich in die Teilnehmerliste eintragen musste und beim Wohnort ‹Wohlen› hingeschrieben habe, wurde ich gleich von den Engländern angefragt, ob ich aus diesem Wohlen komme, wo das gute Motocross-Rennen veranstaltet wird.»
Ziel: Das Rennen verletzungsfrei beenden
Ob Büchi ein besonderes Ziel hat bei seinem Auftritt in Wohlen? «Ja, ich sage es mal so: Am nächsten Tag sollte ich wieder arbeiten», erzählt der Motosportler lachend. «Keine Verletzung hat sicher die oberste Priorität. Ansonsten eine gute Zeit. Und wenn es mir auf den 5. oder 6. Platz reicht, dann bin ich schon sehr zufrieden.»
Mit Verletzungen musste der 59-Jährige schon Erfahrungen machen. Einmal hat er sich den Fuss in einer Fahrrinne eingeklemmt, worauf es ihm kurz das Knie verdreht hat. Das Resultat: Kreuzband- und Seitenbandriss. Ein anderes Mal ist das Motorrad auf ihn gefallen und hat ihm vier Rippen gebrochen. Auf seine Liebe zu Motorrädern hatte das keine Auswirkung. In seiner Werkstatt steht neben der Cheney BSA 500, mit der er übermorgen Sonntag antreten wird, noch ein zweites Motorrad. In der Garage daneben drei weitere Motorräder, die ihm gehören. Unter anderem eine Harley Davidson, die wiederum an den Film Easy Rider erinnert. Zu Büchis fünf Maschinen gesellt sich noch ein Motorrad, das seiner Frau gehört, die ihn regelmässig an die Rennen begleitet, und das seines Sohnes, der Motorradmechaniker ist. «Er schraubt aber nicht so gerne an alten Maschinen. Und ich selbst mache in der Werkstatt auch nur kleinere Sachen. Hans Hartmann, mein ehemaliger Seitenwagenkollege, übernimmt grössere Reparaturen.» Günstig ist das Hobby definitiv nicht. Nur schon, weil Büchi für die meisten Rennen nach Italien fährt, ebenso für die Trainings. Dieses Jahr war er schon zweimal im südlichen Nachbarland. Er will in Wohlen bereit sein. «Es ist eine grosse Ehre, dass wir Oldtimer am Hauptrennen starten dürfen.»



