Endlich Stammspieler
29.04.2022 SportEdison Golaj ist Aussenverteidiger beim FC Wohlen und fehlte in dieser Saison noch kein Spiel. Er spielt unauffällig, aber effizient. Seine agile Spielweise hat ihm einen Stammplatz eingebracht. Doch der in Endingen wohnhafte Golaj musste untendurch, bevor er endlich Stammspieler wurde. ...
Edison Golaj ist Aussenverteidiger beim FC Wohlen und fehlte in dieser Saison noch kein Spiel. Er spielt unauffällig, aber effizient. Seine agile Spielweise hat ihm einen Stammplatz eingebracht. Doch der in Endingen wohnhafte Golaj musste untendurch, bevor er endlich Stammspieler wurde. «Wenn ich meine Geschichte erzähle, dann müssen alle immer schmunzeln», sagt er.
Golaj wird mit dem FC Wohlen morgen Samstag (16 Uhr) den FC Kosova auf den Niedermatten empfangen. «Wir geben unser Bestes, damit wir auch in diesem Spiel als Sieger vom Platz gehen», sagt der talentierte Fussballer. --spr
«Da müssen alle schmunzeln»
Fussball, 1. Liga classic: Edison Golaj vor dem Spiel des FC Wohlen gegen den FC Kosova (Samstag, 16 Uhr, Niedermatten)
Wenn Edison Golaj die Geschichte seiner fussballerischen Laufbahn erzählt, müssen viele lächeln, obwohl es gar nicht witzig ist. Heute ist der 24-Jährige aber superhappy. Er hat sich als Stammspieler etabliert und will nun mit dem FC Wohlen den FC Kosova bezwingen.
Stefan Sprenger
Auf dem Feld ist er unauffällig, zeigt aber starke Leistungen. Edison Golaj ist ein unterschätzter Kicker beim FC Wohlen. «Ich gebe mein Bestes», meint der Endiger, der in einem Treuhandbüro in Brugg arbeitet. In den Niedermatten musste er zuerst untendurch, um sich durchzusetzen. «Manchmal braucht es Geduld», sagt Golaj.
Seine fussballerische Geschichte erzählt der aufgeweckte und wortgewandte Golaj so, als hätte er sie schon hundertmal erzählt. «Habe ich auch», lacht er. Schon früh war der 1,75 m grosse Golaj ein guter Fussballer. Er kommt ins Team Aargau und landet beim FC Baden. Als 18-Jähriger schafft er den Sprung ins Kader der ersten Mannschaft, gibt 2016 sein Debüt. Er schafft es aber während zwei Saisons nur auf diesen einen Einsatz und muss stets auf der Bank Platz nehmen. Der Trainer hiess Thomas Jent. «Er setzte nie auf mich», meint Golaj und fügt lachend an: «Ich bin dann vor Jent geflüchtet.»
«Er sagte, ich sei die Nummer 12 oder 13»
Beim FC Lenzburg in der 2. Liga interregional darf er endlich spielen. Der ehrgeizige Golaj will aber mehr. 2018 nimmt er Kontakt auf zu FCW-Sportchef Alessio Passerini und wechselt auf die Niedermatten. Der FCW spielt in der 1. Liga Promotion mit Trainer Piu. Golaj verdient sich seine Sporen ab in der zweiten Mannschaft und trainiert mit dem «Eis» mit. Von Piu spürt er gewisses Vertrauen. Er hat Hoffnung, dass seine Fussballkarriere vorwärtsgeht.
Doch dann wird Piu entlassen. Und der FC Wohlen präsentiert den neuen Trainer namens Thomas Jent. «Das ist der Moment, wo alle schmunzeln müssen», sagt Golaj. Er flüchtete vor Jent, nun war er wieder da. Und Golaj hatte seinen Stammplatz auf sicher – allerdings in der U23. «So läuft es manchmal», sagt er. «In Gesprächen hat er mir immer gesagt, ich sei die Nummer 12 oder Nummer 13. Er sagte, ich sei nur einen kleinen Schritt von der Startelf entfernt.» Doch es reicht nie. Obwohl Golaj nie fehlt, obwohl er immer Vollgas gibt. Und als Golaj schliesslich doch in der Startelf steht, folgt danach gleich der coronabedingte Saisonabbruch. Er habe nichts gegen Jent. «Ich bin ihm nicht böse. Er wollte eben nicht viel ausprobieren», sagt Golaj.
«Koko» gibt ihm die Chance
Doch seit Anbeginn dieser Saison hat sich Golajs Fussballerleben zum Positiven gewendet. FCW-Trainer Ryszard Komornicki schenkt ihm das Vertrauen. «Er lässt Junge debütieren, er ist viel mutiger. Er ist ein super Mensch mit extrem viel fussballerischer Erfahrung. Komornicki gibt allen eine Chance.» Diese Chance, die er unter dem alten Trainer nie wirklich gekriegt hat, nutzt er unter «Koko» gleich aus. «Die Karten wurden neu gemischt. Im letzten Jahr habe ich auf Ferien verzichtet. Ich wollte zeigen, was ich kann. Ich wollte beweisen, dass mir der FC Wohlen und mein eigener Fortschritt wichtig sind.» Und es hat geklappt. Golaj gehört zu ganz wenigen Spielern, die jede Partie von Anfang an bestreiten. «Endlich Stammspieler. Das freut mich sehr.»
Nicht nur sein eigener Weg freut Edison Golaj. Sondern auch auf die Saison des Teams ist er gespannt. «Der Zusammenhalt ist super. Wir sind in Form. Und wir sind Tabellenführer. Ein Traum», meint er. Noch glücklicher wird er, wenn der FC Wohlen am 28. Mai beim letzten Spieltag unter den ersten beiden Teams der 1. Liga, Gruppe 2 ist und in die Aufstiegsspiele einzieht. «Ich werde meinen Beitrag leisten, damit wir das schaffen.» Der Aussenverteidiger spielt unauffällig, aber effektiv. Immer hellwach, immer aggressiv und zweikampfstark.
Vorsicht vor der Wundertüte
Das wird es auch am Samstag benötigen. Im Heimspiel empfängt der FC Wohlen den FC Kosova. Das Hinspiel endete mit 0:0, wobei Kosova die besseren Torchancen hatte. «Wenn man sie spielen lässt, dann sind sie unberechenbar», weiss Golaj. Kosova verlor zuletzt 0:4 gegen Köniz. «Das heisst nichts, zuvor siegten sie auswärts in Bassecourt. Dieses Team ist eine Wundertüte. Wir müssen unsere Linie durchziehen.»
Golaj lebt für den Sport. Ausser seiner Freundin und der Familie hat er keine anderen Hobbys. Fussball macht ihn glücklich. «Ich gebe alles für den FC Wohlen», sagt er selbst. Und weil nebst dem Fussball seine Familie und Freunde die Nummer 1 in seinem Leben sind, freut es ihn besonders, dass sie nun an die Spiele kommen und Edison Golaj auch auf dem Platz steht. «Meine Eltern sind immer an jedes Spiel gekommen. Egal wo. Egal, wenn ich 90 Minuten auf der Bank gesessen bin. Jetzt darf ich spielen. Jetzt darf ich nach dem Match zu ihnen an die Bande gehen und mit ihnen reden. Das macht mich glücklich und zufrieden.»
Wer fehlt?
Im Heimspiel gegen den FC Kosova werden Thomas Schiavano, Ronny Minkwitz, Nicolas Künzli und aller Voraussicht nach auch Gianluca Calbucci fehlen. Alle sind verletzt. Der Innenverteidiger Anatoliy Kozlenko muss eine Sperre absitzen. Dazu ist Topskorer Luiyi Lugo fraglich. Der FC Kosova sei ein «unberechenbarer Gegner», wie FC-Trainer Ryszard Komornicki sagt. «Wir müssen diszipliniert sein und solidarisch verteidigen», so «Koko». --spr