Ein Mann, der seinesgleichen sucht
04.02.2022 MuriDer überraschende Tod von Dr. Franz Käppeli löst in und um Muri Betroffenheit aus
Er war der grosse Mäzen. Der Singisenflügel, verschiedene Museen, aber auch energetische Sanierungen – vieles hat Dr. Franz Käppeli ermöglicht. ...
Der überraschende Tod von Dr. Franz Käppeli löst in und um Muri Betroffenheit aus
Er war der grosse Mäzen. Der Singisenflügel, verschiedene Museen, aber auch energetische Sanierungen – vieles hat Dr. Franz Käppeli ermöglicht. «Er war eine bemerkenswerte Persönlichkeit», sagen Murikultur-Stiftungsratspräsident Robert Häfner und Gemeindepräsident Hans-Peter Budmiger.
Annemarie Keusch
Die Worte ähneln sich. «Bemerkenswert», dieses Adjektiv brauchen sie alle, um die Persönlichkeit von Dr. Franz Käppeli zu umschreiben. Der Gemeindeammann von Geltwil, der ehemalige Stiftungsratspräsident von Murikultur, der aktuelle und der Murianer Gemeindepräsident. «Er hatte immer ein Ziel vor Augen und setzte stets die richtigen Hebel in Bewegung, um dieses zu erreichen», führt Hans-Peter Budmiger aus. «Lebensfroh, zukunftsorientiert und bodenständig», so beschreibt ihn der Geltwiler Gemeindeammann Felix Enzler weiter. Urs Pilgrim, der viele Jahre Stiftungsratspräsident von Murikultur war, betont: «Franz Käppeli war durch und durch ein Naturwissenschaftler und arbeitete streng faktenbasiert, aber er interessierte sich auch für die allgemeine Geschichte, speziell für jene des Freiamts und der Schweiz, für Kunstund Kulturgeschichte.»
Und alle heben sie sein frohes Gemüt, seinen Humor hervor. «Diskussionen mit Franz Käppeli waren immer sehr spannend und lehrreich. Sympathisch war, dass auch der Humor nie fehlen durfte», sagt etwa Urs Pilgrim. Er habe ein ansteckendes Lachen gehabt, und er habe in besonderen Situationen durchaus auch über sich selbst lachen können. Ähnlich formuliert es Pilgrims Nachfolger Robert Häfner. «Er war gerne in Gesellschaft, dabei habe ich ihn stets als witzig und unterhaltend erlebt.» In geselliger Runde habe er so manche Anekdote aus seiner Jugend oder lustige Erzählungen aus seinem Leben zum Besten gegeben. Und Gemeindepräsident Budmiger sagt: «Sein Lachen, seine positive Lebenseinstellung und seine Frohnatur empfand ich als einzigartig.
Singisenflügel im Zentrum
Zu verdanken hat Franz Käppeli Muri und die ganze Region viel. Hans-Peter Budmiger versucht es gar nicht erst aufzuzählen: «Wenn ich damit beginnen wollte, müsste ich eine Tabelle erstellen und die Gefahr, dabei etwas zu vergessen, wäre beträchtlich.» Käppeli habe sehr vieles ermöglicht, vieles nachhaltig geprägt. «Beispielsweise Museen, Murikultur, Gebäuderenovationen, die Geschichtsschreibung, einzelne Events, aber auch Dorfvereine hat er unterstützt», nennt Budmiger ein paar Beispiele. Mit dem Erwerb des Singisenf lügels habe er einen markanten Grundstein für die weitere Entwicklung des kulturellen Lebens in Muri, aber auch für den Erhalt eines geschichtsträchtigen Teils des Klostergebäudes beigetragen.
Die Finanzierungszusage für den Singisenflügel mit dem Schenkungsversprechen an Murikultur sticht auch aus der Sicht von Urs Pilgrim aus den vielen Projekten, die Käppeli unterstützte, heraus. «Ohne die Übernahme des Singisenflügels wären die nachfolgenden Entwicklungsschritte nicht möglich gewesen. Aus dem Singisenflügel ist ein genialer Kulturflügel geworden.» Dass Käppeli nun die Eröffnung des neuen Singisensaals nicht mehr miterleben könne, bedaure Pilgrim sehr. Robert Häfner fügt in Bezug auf den Singisenflügel an: «Bemerkenswert ist insbesondere, dass er nicht nur Investitionen ermöglichte, sondern dass er auch den Betrieb und den Unterhalt der Museen für die kommenden Jahre sicherte.» Die Klosteranlage habe sich dank Dr. Franz Käppeli zu einem lebendigen Ort der Begegnung und des kulturellen Austauschs entwickelt.
Urs Pilgrims beste Ansprache vor zehn Jahren
Gewirkt hat Käppeli aber nicht nur in Muri. Auch die Gemeinde Geltwil hat seine Verbundenheit mit dem Freiamt gespürt. Käppeli sprach Geld, um im Dorf alternative Energie und energetische Sanierungen zu fördern. «Es war ihm ein Anliegen, dass der ökologische Fussabdruck aufgewertet wird. Davon hat über die Hälfte der Bevölkerung profitiert», weiss Gemeindeammann Felix Enzler. Käppeli habe mit diesem Engagement im Dorf ein Umdenken ausgelöst. Auch die LED-Beleuchtung im Dorf war seine Idee, deren Umsetzung er finanziell ermöglichte.
«Er hat in unserem Dorf viele Zeichen gesetzt, die bleiben werden. Es ist schön, wie er die Gesellschaft an seinem Erfolg teilhaben liess», sagt Enzler. Käppeli sei ein Mann gewesen, der für das einstand, was ihm wichtig war.
Käppeli ist in Muri aufgewachsen. Als Chemiker und Leiter seines medizinischen Labors «medica» zog es ihn aus dem Freiamt weg. Urs Pilgrim war es, der am Ursprung davon stand, dass Käppeli der Mäzen schlechthin für Muri und Umgebung wurde. Pilgrim erinnert sich: «Meine beste Ansprache hielt ich vor zehn Jahren bei einem Essen im Restaurant Wolfbach in Zürich.» Mit dabei war Dr. Franz Käppeli und Pilgrim schwärmte von den Möglichkeiten, die sich durch eine Übernahme des Singisenflügels für das kulturelle Leben von Muri bieten würden. «Ich steigerte mich in ein heiliges Feuer und ich vergesse nie, wie dieses Feuer auch in den Augen von Franz Käppeli zu leuchten begann.» Plötzlich habe dieser seine Hand ausgestreckt und gesagt: «Ich finanziere das.» Per Handschlag sicherte Käppeli an diesem «denkwürdigen Abend» fünf Millionen Franken für den Singisenf lügel zu, zweieinhalb Millionen Franken für das Museum Kloster Muri und grosszügige Betriebsbeiträge. «Weitere Zusagen in Millionenhöhe sollten folgen – meistens per Handschlag.»
Gelbe Pullover und gelbe Vestons
Nun ist ein grosser Förderer der Kultur, aber auch allgemein der Gesellschaft in und um Muri nicht mehr. «Ich behalte Franz Käppeli vor allem als sehr grosszügigen Mäzen in dankbarer Erinnerung», sagt Urs Pilgrim. Robert Häfner wird ihn als aktiv und initiativ in Erinnerung behalten, «mit einer Grosszügigkeit, die ihresgleichen sucht und die uns immer mit grosser Dankbarkeit erfüllen wird.» Und auch seine Vorliebe für gelbe Pullover und gelbe Vestons würde unvergessen bleiben. An einen grosszügigen, weitsichtigen und interessanten Ehrenbürger wird sich auch Hans-Peter Budmiger erinnern. «Begegnungen mit Franz Käppeli – und davon gab es einige – vermochten bei mir immer wieder aufs Neue eine gewisse Nervosität hervorzurufen», sagt der Gemeindepräsident.
«Schenken bereitet mir Freude», diesen Satz sagte Franz Käppeli oft. Und das, was nach seinem Tod bleibt, zeigt, dass diese Freude die Bevölkerung von Muri und Umgebung angesteckt hat.