Kein Stadelmann, keine Tribüne
26.11.2021 SportRingen, Nationalliga A, Halbfinal-Rückkampf: Freiamt – Kriessern (Sa, 20 Uhr, Bachmatten) – Reto Stadelmann im Fokus
Mit einem 24:12-Sieg aus dem Hinkampf ist der Finaleinzug der Freiämter gegen Kriessern so gut wie sicher. Die Erfolge der RS Freiamt ...
Ringen, Nationalliga A, Halbfinal-Rückkampf: Freiamt – Kriessern (Sa, 20 Uhr, Bachmatten) – Reto Stadelmann im Fokus
Mit einem 24:12-Sieg aus dem Hinkampf ist der Finaleinzug der Freiämter gegen Kriessern so gut wie sicher. Die Erfolge der RS Freiamt wären nicht möglich ohne die Leute hinter den Kulissen. Wobei bei Reto Stadelmann der Begriff «hinter den Kulissen» falsch ist. Er ist eher der Herr der Kulissen selbst.
Josip Lasic
Wenn morgen Samstag, 20 Uhr, in der Bachmattenhalle in Muri der Rückkampf zwischen der RS Freiamt und der RS Kriessern losgeht, wird die Halle so aussehen, wie es die Ringerfans aus dem Freiamt gewohnt sind. Schiedsrichtertisch, Matte, Tribünen, Festwirtschaft, alles ist penibel genau aufgestellt. Damit das so ist, braucht es jemanden, der das Ganze organisiert.
Im Fall der RS Freiamt ist das Reto Stadelmann. Er ist Mitglied im Vorstand des Vereins im Ressort «Anlässe und Infrastruktur». Oder wie er selbst es sagt: «Ich bin Bauchef der RS Freiamt.» Im Alter von zwölf Jahren ist er dem Verein beigetreten. Lange war er Aktivringer. 2012 war allerdings seine letzte komplette Saison als Teil der ersten Mannschaft. Seinen letzten NLA-Kampf hat er 2019 gegen Kriesserns Andreas Bleiker bestritten (und 3:1 gewonnen). In dieser Saison hat er zwei Kämpfe mit dem Erstliga-Team bestritten. Einen hat er durch Schultersieg gewonnen, einen verloren. «Mehr liegt zeitlich aktuell nicht drin. Gerade, da ich ein eigenes Geschäft habe.» 2017 hat er das Unternehmen seines Vaters übernommen. Aus der Josef Stadelmann Zimmerei in Rottenschwil wurde die R. Stadelmann Zimmerei GmbH. «Im selben Jahr kam ich in den Vorstand. Vorher war ich Bauchef der Ringernacht. Dadurch und durch meinen Beruf bin ich in diese Position gerutscht. Es hat gepasst.»
Den ganzen Plan im Kopf
Das Besondere: Stadelmann hat die Pläne zum Aufbau im Kopf. «Wir haben den Aufbau schon so oft durchgeführt, dass wir anhand der Linien in der Halle ungefähr wissen, wo was hinkommt.» Die meiste Zeit ringen die Freiämter ohnehin in Muri oder in Merenschwand. In den vorherigen Saisons gab es aber auch Kämpfe in Sins, Auw, Niederwil oder Jonen. Wäre eine Rückkehr dorthin schwierig? «Nein, ich denke nicht. Ich würde mir ansehen, wo der Schiedsrichtertisch und die Matte hinkommen, und mich daran orientieren. Wir würden das hinkriegen.»
Stadelmann versucht auch immer den ganzen Aufbau zu optimieren. Seit dieser Saison hat die RS Freiamt einen Anhänger, wo das ganze Material zum Aufbauen aufgeladen ist. So muss nicht an jedem Wochenende auch bei Regen oder Kälte separat aufgeladen werden. Meistens helfen um die 30 Leute. In einer Stunde steht die Halle.
Plan für den Final steht
Ausnahme bilden spezielle Anlässe. Da muss auch Reto Stadelmann planen. Zu seinem Glück kann er in seinem Geschäft Pläne erstellen. Das musste er beispielsweise letztes Jahr wegen der Corona-Einschränkungen.
«Am Ende war es für uns leichter, dass wir die letzten Kämpfe ohne Zuschauer hatten. Jetzt, mit 3G, ist es kein Problem.»
Ebenfalls hat Stadelmann schon vor längerer Zeit mit der Planung des Finals begonnen. «Das soll keine Überheblichkeit sein. Es ist nur so, dass wir im Final von mehr Zuschauern ausgehen, eine grössere Tribüne haben und das dementsprechend etwas länger geplant werden muss.» Dieses Jahr ist es auch speziell, weil Stadelmann Vater wird. Der Geburtstermin ist zwar provisorisch der 24. Dezember, doch es ist theoretisch möglich, dass der letzte Finalkampf am 18. Dezember im Freiamt stattfindet. «Wir haben genug Leute, die handwerklich begabt sind und das ohne mich koordinieren könnten. Aber es ist gut, wenn ich denen einen Plan in die Hände drücken kann. Dann funktioniert das.»
Vielleicht nochmals aktiv
Wenn alles in der Halle aufgebaut ist, beginnt für Reto Stadelmann die ruhigere Phase. «Ich habe aber immer die Notausgänge im Blick, habe im Blick, ob die Leute gerade auf der Tribüne rumspringen. Einfach ein Auge auf die Sicherheit.» Es ist allerdings auch schon vorgekommen, dass er das Auge für die Sicherheit abgeben musste. «Ja, es hiess auch schon nach dem Aufbau, dass ich nach Hause gehen soll, um meine Tasche zu holen, da ich am Abend noch ringe. Ich hoffe allerdings nicht, dass so viel schiefläuft, dass ich im diesjährigen Final noch ranmuss», sagt er lachend.
Komplett abgeschlossen hat er mit seiner Ringerkarriere allerdings noch nicht. In den Einzelmeisterschaften hat der 36-Jährige in der Vergangenheit zwar vier zweite Plätze geholt, aber noch nie einen Titel. «Vielleicht hole ich das noch nach. Reto Gisler hat es auch mit 41 Jahren noch geschafft», sagt Stadelmann lachend. Morgen Samstag ist er aber in erster Linie zufrieden, wenn alles in der Halle aufgestellt ist und die RS Freiamt und Kriessern ihren Halbfinal-Rückkampf bestreiten können.