Gesteigerte Lust an der Politik
26.11.2021 PolitikEinwohnerratswahlen: Am Sonntag wird das 40-köpfige Dorfparlament neu gewählt
Welche Strategie führt zum Erfolg? Die Parteien sind im Wahlkampf recht unterschiedlich aufgetreten. Gewinnen möchten alle acht. Zumindest eine bürgerliche Mehrheit aus ...
Einwohnerratswahlen: Am Sonntag wird das 40-köpfige Dorfparlament neu gewählt
Welche Strategie führt zum Erfolg? Die Parteien sind im Wahlkampf recht unterschiedlich aufgetreten. Gewinnen möchten alle acht. Zumindest eine bürgerliche Mehrheit aus SVP, FDP und Die Mitte scheint gesichert zu sein.
Daniel Marti
Welcher Inhalt hat im Wahlkampf dominiert? Der Respekt vor den hohen Investitionen und Schulden der grössten Freiämter Gemeinde, sicher auch das Verkehrschaos im Zentrum sowie die Infrastruktur der Gemeinde selber. Vor allem Die Mitte setzte noch andere Schwerpunkte wie Gesundheit und Tagesschulen. Und die Grünen wollen – logischerweise – für ein gutes Klima sorgen.
Letztlich setzen die Parteien auf sich selber: die SVP mit einer kompletten Liste mit 40 Namen, die Grünliberalen mit einer überraschend grossen Liste mit bekannten Gesichtern. Und ganz zum Schluss setzte die FDP auf alle. Mit einer Bevölkerungsumfrage, die rund 8500-mal in den Wohler Briefkästen landete.
Deutliche Verschiebungen vor vier Jahren
Und welche Strategie war erfolgreich? Der Sonntagnachmittag wird Klarheit schaffen. Zulegen möchten die SVP, Die Mitte, die Grünliberalen, der Dorfteil Anglikon. Der Rest will zwar prozentualen Zugewinn, allerdings zumindest die Sitzstärke bewahren – dazu zählen FDP, SP, Grüne, EVP.
Die gegenwärtige Sitzverteilung: SVP 11 Sitze, Die Mitte 7, SP 7, FDP 6, Grüne 3, Grünliberale 3, Dorfteil Anglikon 2, EVP 1 Sitz.
Wer waren vor vier Jahren die Verlierer? Die SVP mit minus 2 (hinunter von 13 auf 11) und die CVP mit minus 3 (hinunter von 10 auf 7). Und wer waren die Sieger im Jahr 2017: die SP mit plus 3 (von 4 auf 7), die FDP mit plus 1 (von 5 auf 6).
Und dann gab es bei den letzten Einwohnerratswahlen auch klare Sieger und Verlierer bei Auf- und Abrundung. Die Grünen und die CVP waren klarer Verlierer: Ihre Sitzstärke wurde abgerundet, beide verpassten einen weiteren Sitz nur knapp. Rundungssieger waren SVP, FDP, SP, Grünliberale. Diese vier hätten durchaus auch einen Sitz weniger holen können.
Die Prozente der Wähleranteile vor vier Jahren: SVP 26,9 Prozent, CVP 18,1 Prozent, SP 16,7 Prozent, FDP 14,5 Prozent, Grüne 8,8 Prozent, Grünliberale 6,9 Prozent, Dorfteil Anglikon 5,7 Prozent, EVP 2,5 Prozent.
Grossratswahlen 2020 mehr als ein Anhaltspunkt?
Ein Indiz der aktuellen Stärke können auch die Grossratswahlen sein. Diese fanden im Oktober 2020 statt. Da war die SVP in Wohlen die klare Nummer eins mit 29,8 Prozent, vor der SP mit 18,2 Prozent, gefolgt von Die Mitte mit 16,7 Prozent sowie FDP mit 14,7 Prozent. Die Grünen kamen damals in Wohlen auf 7,5 Prozent, die Grünliberalen auf 9,8 Prozent sowie die EVP auf 2,3 Prozent. Zu beachten gilt hier, dass der Dorfteil Anglikon nur bei kommunalen Wahlen antritt.
Im Vergleich zwischen den Einwohnerratswahlen 2017 und den Grossratswahlen 2020 haben die SVP, die SP und die Grünliberalen Potenzial nach oben. Wobei kommunale und kantonale Wahlen nur schwerlich miteinander verglichen werden können.
Anzahl der Kandidierenden: Drei klare Sieger
Welche Listen sind denn für die Einwohnerratswahlen vom Sonntag in der Frontreihe? Sicherlich die SVP, eine gefüllte Liste mit 40 Köpfen ist automatisch ein Trumpf. Die SP hat personell zugelegt, sie kann mit 23 Kandidierenden die zahlenmässig zweitstärkste Liste präsentieren. Und die Grünliberalen haben die Zahl der Kandidierenden verdreifacht, von 5 auf 15. Die Mitte, die Grünen, der Dorfteil Anglikon und die EVP konnten die Zahl der Kandidierenden halten oder dann knapp verbessern gegenüber den Wahlen von 2017. Und wer hat Federn lassen müssen? Die FDP, sie verfügt noch über elf Kandidierende. Zudem stehen gleich zwei Zugpferde nicht mehr zur Verfügung. Thomas Geissmann – er erzielte parteiintern 2017 das beste Resultat – tritt nicht mehr zur Wiederwahl an. Und Denise Strasser wechselt in den Gemeinderat. Das sind zwei spürbare Verluste auf der Liste der Freisinnigen. Weiter treten Sepp Muff (SP) und Thomas Urech (GLP) nicht mehr an. 36 Bisherige möchten wiedergewählt werden.
Insgesamt streben 129 Kandidierende einen der 40 Sitze im Dorfparlament an. Es sind 88 Männer und 41 Frauen. Das sind deutlich mehr als vor vier Jahren (96). Letztmals wurde die Marke von über 100 Kandidierenden im Jahr 1981 geknackt, damals waren es 111 Kandidierende. Mit dem grossen Teilnehmerfeld darf man zumindest feststellen, dass sich die Lust an der Politik gesteigert hat.