Anglikon und sein Schulhaus
03.11.2021 SchuleGänzlich kampfios lassen sich die Anglikerinnen und Angliker Schulhaus nicht abwerten. Sie kämpfen dafür, dass auch künftig die Drittund Viertklässer im Schulhaus Anglikon unterrichtet werden – und nicht im fernen Bünzmatt-Schulhaus. Mit einer Kundgebung ...
Gänzlich kampfios lassen sich die Anglikerinnen und Angliker Schulhaus nicht abwerten. Sie kämpfen dafür, dass auch künftig die Drittund Viertklässer im Schulhaus Anglikon unterrichtet werden – und nicht im fernen Bünzmatt-Schulhaus. Mit einer Kundgebung machten rund 100 Leute aufmerksam auf das Anliegen rund um das Schulhaus Anglikon. Nun ist die Politik am Zug. --dm
Angliker kämpfen für ihre Schule
Kundgebung vor dem Gemeindehaus mit rund 100 Personen und Politikvertretern
Sie gibt nicht locker, die Angliker Bevölkerung. Weil der politische Weg zu scheitern droht, gehen sie auf die Strasse. Mit fairen Mitteln demonstrierten die Angliker für den Erhalt ihrer Schule und vor allem gegen den Leistungsabbau.
Daniel Marti
Angliker Schulraumnot, das ist nicht ein kleines Thema, sondern das ist ein Wohler Problem. So einfach bringen die Polit-Vertreter der Gruppierung Dorfteil Anglikon die Pläne rund ums Schulhaus Anglikon auf den Punkt. Und Wohler Probleme werden nun mal gezielter bewirtschaftet als Angliker Begehrlichkeiten. Anglikon jedenfalls fühlt sich von Schulpflege und Gemeinderat im Stich gelassen, das Angliker Schulhaus steht vor einer Abwertung. Dagegen wehren sich nun die Menschen aus dem Dorfteil. Ganz im Gegenteil zur Meinung im Wohler Gemeindehaus sollte der Schulstandort in Anglikon gestärkt werden.
Diverse andere Parteien präsent
Diese Konstellation trieb nun die Bevölkerung, die Eltern, die Schüler und Schülerinnen auf die Strasse. Genauer: vors Gemeindehaus. Mit einer Kundgebung soll Druck ausgeübt und das Begehren noch stärker positioniert werden. Die beiden politischen Vertreter des Dorfteils Anglikon, die Einwohnerräte Mika Heinsalo und Hansruedi Meyer, hatten dazu aufgerufen. Rund 100 Menschen kamen, ausgerüstet mit Botschaften und Plakaten. Auch Vertreter der Parteien zeigten Farbe: SVP, die Mitte, FDP, Grünliberale, Grüne und sogar Einwohnerratspräsident Meinrad Meyer wohnten der Kundgebung bei.
Damit gaben sie der Motion von Meyer und Heinsalo, die am kommenden Montag im Einwohnerrat behandelt wird, noch mehr Gewicht. Mit diesem Vorstoss wird der Erhalt der Primarschule bis zur vierten Klasse in Anglikon gefordert. Der Gemeinderat will die Motion nicht überwiesen sehen und folgt damit der Haltung der Schulpflege (siehe Ausgabe vom vergangenen Dienstag). Mit der Kundgebung wollen die Angliker das Parlament sensibilisieren.
Positive Entscheide in Aussicht gestellt
Die Verlegung der dritten und vierten Klasse ins Schulhaus Bünzmatt soll verhindert werden. «Das Problem mit dieser Verlegung von Anglikon ins Bünzmattschulhaus betrifft nicht nur den Dorfteil Anglikon», so Einwohnerrat Meyer. Insgesamt müssen dann im nächsten Sommer 36 Kinder von Anglikon ins Bünzmatt wechseln. Das führe dazu, dass Kinder vom Bünzmatt ins Junkholz- oder Haldenschulhaus verlegt werden müssen. «Es geht also alle Wohler Primarschüler an.»
Weiter seien Achtjährige einfach zu klein, um einen Schulweg von rund zwei Kilometern viermal im Tag zurückzulegen. Die Querungen von Dottikerstrasse und Nutzenbachstrasse sind nicht gefahrlos. Und eines ist den Initianten der Kundgebung ganz wichtig: «Wir fordern nicht etwa ein viertes Schulzentrum in Anglikon, sondern nur den Erhalt des jetzigen Zustandes», so Meyer.
Die langfristige Lösung liegt auch auf der Hand: Mit einem neuen Doppelkindergarten (spätestens 2028) und zwei, drei neuen Schulzimmern wäre «das Problem auf lange Zeit hinaus gelöst». Das benachbarte Land ist auch vorhanden und gehört der Gemeinde. Weiter sei es allenfalls möglich, Kinder aus dem Gebiet Litzibuech nach Anglikon zu schicken, für die geplante Überbauung Bergmatte gilt das Gleiche.
«Schon vor langer Zeit haben wir gute Lösungen aufgezeigt», betonte Mika Heinsalo. Man habe immer pragmatische Wege beschreiten wollen. Und es brauche bis im Jahr 2028 sowieso Lösungen. Dann fällt der neue Kindergarten weg, dann braucht es neuen Platz für einen Doppelkindergarten – am besten beim Schulhaus Anglikon.
Petition mit 1000 Unterschriften nicht vergessen
Heinsalo ist von Schulpflege und Gemeinderat gleichermassen enttäuscht: «Bei Gesprächen mit Schulpflege und Gemeinderat wurden uns stets positive Entscheide in Aussicht gestellt.» Aber der Widerstand gegen die aktuelle Motion sei doch «kein gutes Signal. Hätten die Gemeinderäte selber achtjährige Kinder, dann würden sie diese nicht von Anglikon ins Bünzmatt schicken.»
Zweieinhalb Jahre lang mussten die beiden Motionäre auf die Behandlung ihres Vorstosses warten. Die Ang liker reichten ebenfalls eine Petition ein, ebenfalls vor zweieinhalb Jahren. «Mit über 1000 Unterschriften, das ist doch eine gute Zahl», erklärt Heinsalo. Und erhält in diesem Punkt Unterstützung von Matthias Angst, Rektor der Kanti, aber vor allem besorgter Vater aus Anglikon. «Mehr als die Hälfte der damaligen Unterschriften stammten aus Wohlen», ergänzt er, «das zeigt doch: Wir sprechen hier von einem Wohler Thema.» Mit seiner Kritik meint er nicht die Qualität des Bünzmatt-Schulhauses, Angst kritisiert einzig den zu langen Schulweg. Zudem sei das Bünzmatt-Schulhaus ausgelastet. Matthias Angst ist nach wie vor zuversichtlich, dass die Motion sachlich und konstruktiv diskutiert werden kann.
Schulhaus nicht zeitgemäss
Vorsichtig zuversichtlich ist auch Einwohnerrat Mika Heinsalo. Denn er spürt die anderen Parteien. «Diese haben erkannt, dass unser Anliegen eigentlich ein Wohler Problem ist.» Die Gruppierung hofft, dass sie die SVP und die Mitte an ihrer Seite hat. Die FDP als Fraktionspartner sowieso. Bis zur Gesamtplanung in Anglikon mit einem neuen Doppelkindergarten (bis ins Jahr 2028) sei man auch bereit, mit Schul-Containern auszuhelfen.
Einwohnerrat Heinsalo gibt weiter zu bedenken, dass das Schulhaus Anglikon längst nicht mehr zeitgemäss ist. «Das Schulhaus ist ein klassischer Bau, aber nicht mehr an den aktuellen Bedürfnissen ausgerichtet.» Die Zimmer sind zu klein, Reserveplatz gibt es im Gebäude nicht, Rollstuhlgängigkeit ist ein Fremdwort.» Das alles muss ohnehin verbessert werden, mittelfristig am liebsten mit einem Anbau für zusätzlichen Unterrichtsraum und dem neuen Doppelkindergarten.
Der Gemeinderat lässt bei seiner Haltung zur Motion immerhin ein Hintertürchen offen. Bei einer Überweisung der Motion müsste zusätzlicher Schulraum beim Schulhaus Anglikon gebaut werden, hält er fest. Auch der Gemeinderat würde, wie vom Dorfteil Anglikon angedacht, eine Integration des neuen Doppelkindergartens in diesen Neubau vorsehen. Zumindest in diesem Punkt sind sich die Angliker Polit-Vertreter und der Gemeinderat einig.