Vom Erzieher zum Motivator
29.10.2021 MuriDie St. Nikolausgruppe Kolping Muri feiert ihr 30-Jahr-Jubiläum
Der Verein wurde am 14. Juni 1991 gegründet. Heute zählt er 81 Mitglieder. Ziel der Klausgruppe ist die Förderung und Aufrechterhaltung des ursprünglichen St.-Nikolaus-Brauchtums. Der ...
Die St. Nikolausgruppe Kolping Muri feiert ihr 30-Jahr-Jubiläum
Der Verein wurde am 14. Juni 1991 gegründet. Heute zählt er 81 Mitglieder. Ziel der Klausgruppe ist die Förderung und Aufrechterhaltung des ursprünglichen St.-Nikolaus-Brauchtums. Der Klausauszug, die Familienbesuche und das Chlaushüsli sind in Muri schon lange zur Tradition geworden.
Susanne Schild
«Der St.-Nikolaus-Brauch lässt sich einerseits auf die legendäre Gestalt des heiligen Nikolaus und andererseits auf einen mittelalterlichen Brauch zurückführen», sagt Martin Burkart, Präsident der St. Nikolausgruppe Kolping Muri.
Andere Elemente des Brauches zeigen aber auch heidnischen Ursprung. An diesem Tag wurden früher die bösen Geister angelockt. Davon zeugen noch heute jene Bräuche, bei denen die Begleiter des Nikolaus mit Peitschen, Ketten und anderen Instrumenten lärmen oder furchteinflössende Masken tragen. «Diese Begleiter tragen je nach Gegend oder Land andere Namen. Bei uns kennen wir den Gehilfen des Nikolaus als ‹Schmutzli›», sagt Burkart.
«Der Nikolaus also, der die Kinder, gleichgültig, ob er sie tadeln musste oder loben konnte, mit einem Geschenk erfreute, dieser Nikolaus entspricht dem ursprünglichen Brauch und damit den Vorstellungen der verschiedenen Samichlausvereine», sagt Philipp Staubli, ehemaliger Präsident der St. Nikolausgruppe Kolping Muri.
Das Brauchtum soll gepflegt werden
Unter dem Namen St. Nikolausgruppe Kolping Muri, besser bekannt als Klausgruppe Muri, ist eine Untersektion der Kolpingfamilie Muri entstanden. Der Verein wurde am 14. Juni 1991 gegründet. Der erste Präsident war Edi Burkart. «Unser Jubiläum werden wir sicherlich nachholen», stellt Philipp Staubli in Aussicht.
Aktuell zählt der Verein 81 Mitglieder. Zweck der Klausgruppe ist die Förderung und Aufrechterhaltung des ursprünglichen St.-Nikolaus-Brauchtums mittels Klausauszug, Familienbesuchen und mit dem Chlaushüsli.
Als Mitglied wird aufgenommen, wer sich während mehrerer Jahre aktiv für den Verein engagiert. «Wir bauen auf Nachhaltigkeit und Interesse. Kontinuität ist dem Verein wichtig», hebt Staubli hervor. Daher habe es seit der Gründung auch erst drei Präsidenten gegeben. «Ausserdem haben wir so gut wie keine Austritte zu verzeichnen. Ein Aktivmitglied wohnt sogar in Bern», sagt Martin Burkart. «Als Verein sind wir in der glücklichen Lage, keine Nachwuchsprobleme zu haben», betont Philipp Staubli.
«Um das Bild vom Samichlaus aufrechtzuerhalten, sind in Muri sowohl die Chläuse wie auch die Schmutzli nur Männer», erklärt Philipp Staubli. Es ginge schliesslich um die Kinder. «Ausserdem hat der Schmutzli eine Rolle bekommen. Früher hat er mit der Rute gedroht und mit den Ketten gerasselt. Heute wird er in den Dialog mit eingebaut. Daher erkennen die Kinder einfach an der Stimme, dass es kein Mann ist», sagt Martin Burkart. Dennoch sei man im Verein stark auf die Hilfe von Frauen angewiesen. «Ihre Arbeit im Hintergrund ist sehr wertvoll», betont der Präsident.
Die Zeiten von Angst und Schrecken sind vorbei
Der Samichlaus kommt als guter Mann zu den Familien. Die Zeiten, in welchen er die Kinder in Angst und Schrecken versetzt hat, sind vorbei. «Der Samichlaus ist der Liebe und kein Drohmittel mehr. Er ist eine vertraute Person, die den Dialog sucht», so Burkart. «Früher war er ein Erziehungsinstrument, heute ist er Motivator», fügt Philipp Staubli an. Deshalb sei eine gute Ausbildung wichtig. «Der Samichlaus braucht Fingerspitzengefühl, muss oft spontan auf Situationen reagieren, muss authentisch sein», weiss der Präsident. «Eine gute Ausbildung ist auch ein Zeichen von Professionalität», ergänzt Philipp Staubli. Es brauche Zeit, in die ganzen Abläufe hineinzuwachsen. «Je nach Zeit und Wunsch kann man sich dann vom Schmutzli zum Samichlaus entwickeln», so Burkart.
Murianer Chlaushüsli in der Tagesschau
1994 wurde das erste Chlaushüsli im Maiholz-Wald organisiert. Immer eine Woche vor dem ersten Adventssonntag hält der Samichlaus seine Türen für drei Tage offen und hofft auf den Besuch von vielen «gwundrigen» Kindern und Eltern. «Wir wollten den Kindern zeigen, wie sich der Samichlaus auf die Besuche vorbereitet», erklärt Martin Burkart die Idee. Ausserdem konnte man so die Aktivitäten erweitern.
«Wir waren mit eine der ersten Klausgruppen, die ein Chlaushüsli hatten», erinnert er sich zurück. Als dann vier Jahre nach der Gründung ein Beitrag über das Murianer Chlaushüsli in der Hauptausgabe der «Tagesschau» um 19.30 Uhr erschien, hat sich der Bekanntheitsgrad gesteigert.
Das Chlaushüsli bleibt geschlossen
Fest steht nach der Generalversammlung, dass das Chlaushüsli wegen der Pandemie in diesem Jahr geschlossen bleiben wird. «Wir schauen jetzt, wie sich die Situation weiterentwickeln wird. Wir halten Augen und Ohren offen. Spätestens Anfang November werden wir konkrete Vorschläge ausarbeiten und weiter informieren», sagt Martin Burkart. «Letztes Jahr war der Samichlaus im Winterschlaf und deshalb nur online zu sehen. In diesem Jahr wird er sich aber bestimmt in irgendeiner Form im Dorf zeigen», verspricht der Präsident.
«Es ist immer wieder schön, zu sehen, dass der Samichlaus auch im Zeitalter von Elektronik und Internet noch hoch im Kurs steht», freut sich Martin Burkart. Er hofft, dass man jetzt möglichst schnell wieder zur Normalität zurückkehren kann. Denn: «So sehr, wie sich die Kinder auf den Samichlaus freuen, so sehr freut sich der Samichlaus auf die Kinder. Und das schon seit 30 Jahren.»
Samichlaus in Boswil
Anders als die Klausgruppe Muri hat sich die Chlaus-Gesellschaft Boswil-Kallern dazu entschlossen, das Chlaushüsli zu öffnen, sofern die Situation gleich bleibt. Unter Einhaltung der 3G-Regeln ist das Chlaushüsli am 27. und 28. November von 16 bis 19.30 Uhr geöffnet. Auch die Hausbesuche finden voraussichtlich statt. Am 4. Dezember um 17 Uhr ist der Chlausauszug. Dieses Jahr jedoch nicht in der Kirche, sondern vor der Kirche. --sus