Keine Ausreden
28.09.2021 SportFussball, 1. Liga classic: FC Köniz – FC Wohlen 4:3 (2:0)
Torfestival in Köniz. Der FC Wohlen spielt offensiv berauschend und defensiv löchrig. Die Quintessenz: «So reicht es einfach nicht», wie Ronny Minkwitz sagt, der einen schwarzen Tag ...
Fussball, 1. Liga classic: FC Köniz – FC Wohlen 4:3 (2:0)
Torfestival in Köniz. Der FC Wohlen spielt offensiv berauschend und defensiv löchrig. Die Quintessenz: «So reicht es einfach nicht», wie Ronny Minkwitz sagt, der einen schwarzen Tag einzieht.
Stefan Sprenger
«Knallhart für den Erfolg arbeiten. Fehler analysieren. Das ist unsere Einstellung. Ausreden machen dich nicht besser.» – Das sind die Worte von Silvan Rudolf, dem sportlichen Leiter und Trainer des FC Köniz. Er richtet sie vor dem Spiel an die Matchbesucher. Köniz scheint seine Hausaufgaben gemacht zu haben. Obwohl der FC Wohlen dominiert und vor allem mit Davide Giampà einen omnipräsenten Stürmer hat in der Startphase, machen die Berner die Tore. Stephan Andrist trifft nach zehn Minuten. Dennis Wyder mit dem Halbzeitpfiff. Nach 45 Minuten steht es 2:0 für das Heimteam. «Beim 2:0 stehen wir alle irgendwie in der Gegend rum», sagt Wohlens Ronny Minkwitz. Der FC Köniz macht aus zwei Chancen zwei Tore. Dem FC Wohlen seinerseits gelingt kein Tor. Trotz Überlegenheit, trotz mehreren guten Abschlüssen und trotz vier Standards in Strafraumnähe.
Giampà und Lugo gleichen aus
In der Kabine muss es gerumpelt haben. Geladen marschieren die Wohler aus der Halbzeitpause. Nach wenigen Sekunden ballert Giampà aus der Distanz zum Anschluss (46./2:1). Und die Freiämter powern stark weiter. In der 59. Minute hat Luiyi Lugo einen Motivationsanfall. Er lässt gleich mehrere Gegenspieler stehen, setzt sich sackstark durch und verlädt auch den Goalie. 2:2. Auffällig lautstark wird dieses Tor bejubelt. Wenige Minuten später hat Luigj Milicaj gar die Gelegenheit, den FCW in Führung zu bringen. Der FC Wohlen ist wieder in der Spur.
«Mein Fehler, ganz klar»
So scheint es jedenfalls. Wieder ist es der frühere Super-League-Spieler Stephan Andrist, der den FC Wohlen kalt duscht. Köniz spielt schnörkellos nach vorne, Andrist versenkt humorlos und flach ins Tor. Nach 71 Minuten führt der Absteiger aus der 1. Liga Promotion wieder mit 3:2. Und in der 79. Minute kommt es noch dicker: Minkwitz verliert den Ball, Köniz kontert clever. Antonio Lukarov erzielt das 4:2. «Mein Fehler, ganz klar», sagt Minkwitz, der einen schwachen Tag einzieht. Zu seiner persönlichen Leistung meint er: «Das war einfach nicht gut und bestimmt steigerungsfähig.»
Immerhin: Die Wohler geben nicht auf. In der Nachspielzeit kann Davide Giampà verkürzen und untermauert den Fakt, dass der FC Wohlen offensiv eigentlich vieles richtig macht, ansehnlich spielt und bis zuletzt kämpft. Doch mit solch eklatanten Mängeln im Abwehrverhalten reicht es eben nicht. Es bleibt beim 4:3. Das Torfestival gewinnt der eiskalte, clevere und hocheffiziente FC Köniz. Nach Schlusspfiff ist Köniz-Captain Marco Stauffiger ausser sich und fräst seine Mitspieler zusammen. «Das kann doch nicht sein, dass es nochmals so eng wird», moniert er lautstark. «Chill mal, Marco», sagen seine jubelnden Kollegen.
Und der FCW? Der schleicht mit enttäuschten Gesichtern vom Feld. Minkwitz sucht nach Gründen für die Niederlage, findet sie aber nicht.
«Was soll ich sagen? Keine Ahnung. Es hat halt irgendwie geklemmt. Und unsere Leistung hat nicht zu Punkten gereicht. Solche Spiele gibt es leider.» Vieles, was der FC Wohlen in den letzten Spielen gut gemacht hat, beispielweise das solidarische Abwehrverhalten, war gegen Köniz kaum ersichtlich.
«Köniz macht es gut und clever»
Das sieht auch FCW-Captain und Doppeltorschütze Davide Giampà so: «Unsere defensive Disziplin wie beispielsweise zuletzt gegen Bassecourt, hat uns gefehlt. Wir sind selbst nach dem 2:2-Ausgleich, als eigentlich alles für uns gesprochen hat, wieder in ein unorganisiertes Muster geraten». Minkwitz ergänzt: «Es klappte einfach nicht. Köniz macht es aber auch gut und clever. Der Rasen war zudem ziemlich holprig. Aber ja, das sind letzten Endes nur schlechte Ausreden.»
Immerhin diese Erkenntnis können die Wohler gewinnbringend mit nach Hause nehmen: «Ausreden machen dich nicht besser», sagte Köniz-Trainer Silvan Rudolf, «sondern knallharte Arbeit und das Analysieren der Fehler.» Und da hat der FCW einiges zu tun in den kommenden Tagen. Am nächsten Samstag (16 Uhr) kommt der FC Solothurn in die Niedermatten. Auch da wird eine solch zerstreute Leistung nicht für Zählbares reichen.