Ein nasses Jahr ist ein gutes Jahr
17.08.2021 HägglingenHägglingen und Dottikon begingen zusammen den Waldumgang
Die Waldbereisung, wie sie früher hiess, findet im Turnus mit dem Flurumgang alle zwei Jahre statt. Rund 80 Hägglinger und Dottikerinnen folgten der Einladung ihrer Ortsbürgerkommissionen und ...
Hägglingen und Dottikon begingen zusammen den Waldumgang
Die Waldbereisung, wie sie früher hiess, findet im Turnus mit dem Flurumgang alle zwei Jahre statt. Rund 80 Hägglinger und Dottikerinnen folgten der Einladung ihrer Ortsbürgerkommissionen und trafen sich auf dem Hägglinger Loren zum informativen und vergnüglichen Nachmittag.
Nicht immer gibt es am Waldumgang so viel Action wie in den vergangenen Jahren, als Leonz Küng, Revierförster und Betriebsleiter des Forstbetriebs Wagenrain, ein Planiergerät zum Präparieren von Waldstrassen demonstrierte oder ein Hightech-Vollernter zum Einsatz kam. Heuer liessen es die Organisatoren etwas gemütlicher angehen. Und vor allem leiser. War man sogar ganz still, konnte man die kleinen Kinder wimmern hören, die im Lorenstein gefangen sind. So will es jedenfalls die Sage, die Toni Imbach, Mitglied des Arbeitskreises Dorfgeschichte, erzählte. «Man kann die Kinder befreien, indem man sieben Mal um den Lorenstein herum rennt, ohne zu atmen», erklärte er schmunzelnd. «Das hat aber bisher natürlich noch keiner geschafft.» Schon gar nicht bei dem heissen Wetter, mit dem die Waldumgänger belohnt wurden. Lieber sassen sie auf den schattigen Bänken vor dem Lorenstein und lauschten Imbachs Ausführungen.
Der grosse Findling, einer von vielen in der Region, war während der Eiszeit vom Reussgletscher an seinen Platz gebracht worden. Untersuchungen haben ergeben, dass 22 verschiedene Arten Moose und Flechten darauf zu finden sind, seltene und geschützte Sorten teilweise. Moderne Freizeitaktivitäten wie Bouldern, bei dem Kletterer zwecks besserem Griff Moose aus den felsigen Einkerbungen kratzen, sind der Findlingsflora nicht zuträglich. «Die Aufklärungsarbeit in dieser Hinsicht läuft aber», wusste Imbach zu berichten.
Keine Kapazität für Neophyten
Der Betriebsleiter Leonz Küng erzählte von den umfangreichen Aufgaben der Forstwirtschaft. Holzerei, Anpflanzung, Strassenunterhalt und Naturschutz sind einige davon. «Die Bekämpfung von Neophyten, ein brandaktuelles Thema zwar, gehört nicht dazu.» Dafür hätten er und sein Team keine Kapazität. Er riss ein Büschel des Drüsigen Springkrauts aus, eine Pflanze mit kleinen rosaroten Blüten, und hielt sie in die Höhe. Man sieht dem hübschen Kraut nicht an, dass es ein invasiver Neophyt und drauf und dran ist, die einheimische Pflanzenwelt zu verdrängen. Küng verwies auf die Holzcontainer, die in letzter Zeit entlang der Waldwege aufgestellt worden sind. «Spaziergänger können sich engagieren, indem sie Neophyten sammeln und dort deponieren.»
Die Coronazeit habe übrigens sehr viele neue Fussgänger in den Wald gebracht. «Und auch Biker.» Nicht alle hielten sich an die gesetzlichen Vorschriften, die besagen, dass nur auf befestigten Strassen gefahren werden darf. Er habe zwar Verständnis, sei er selber doch auch Velofahrer. «Natürlich macht es mehr Spass, mit dem Mountainbike durch das Dickicht zu brettern. Woran viele aber nicht denken: dies bringt grosse Unruhe in den Wildtierbestand.» Ausserdem werde es dann gefährlich, wenn Waldstücke wegen Holzschlag gesperrt seien, die Biker dies aber nicht bemerkten, weil sie von querer Seite hineinfahren.
Im Grossen und Ganzen geht es dem Dottiker und Hägglinger Wald aber gut. Der viele Regen hat gutgetan. «Woran die Bauern keine Freude haben, darüber freuen wir uns umso mehr. Ein nasses Jahr ist ein Waldjahr», lachte Küng.
Vorführung der IG Flügerliplatz
Seit 1976 gibt es in Hägglingen eine kleine Flugpiste, die von einigen Hobby-Modellfliegern betreut und gepflegt wird. Es ist eine Interessengemeinschaft mit zurzeit 17 Mitgliedern, von denen jeder sein eigenes Motorflugzeug, seinen Segelflieger, Helikopter oder seine Drohne besitzt. Eindrücklich zeigten sie den Waldumgängern ihr Können mit den verschiedenen Flugobjekten. Von kleinen, selbstgebauten Holzmodellen bis zu grossen Bausätzen ist alles vertreten, entsprechend variieren auch die Preise für solche Modelle. «Von ein paar hundert bis zu zehntausend Franken kann man alles haben», erklärte Daniel Blösch, Mitglied der IG Flügerliplatz, den staunenden Zuschauerinnen und Zuschauern.
Auch die Jagdgesellschaft Wohlen-Dottikon besitzt Drohnen. Diese setzen sie ein, um ein Feld zu «verblenden», wie es früher hiess. Es bedeutet, ein Feld nach Rehkitzen abzusuchen, bevor der Bauer mit dem Mähdrescher auffährt.
Wurde früher das Feld zeitaufwendig abgeschritten, besorgt dies heute die Drohne, die mit einer Wärmebildkamera ausgerüstet ist. Stefan Wietlisbach und Andreas Dubler erklärten das Vorgehen und liessen die Drohne einen programmierten Kurs abfliegen. Das Interesse am modernen Gerät war gross, fleissig blickten die Besucherinnen und Besucher auf den kleinen Bildschirm und freuten sich, wenn sie die Menschen auf dem Feld als «warme Punkte» erkannten. «Wir konnten auf diese Weise im laufenden Jahr bereits zirka 20 Rehkitze retten», erklärte Stefan Wietlisbach. «Früher waren wir froh, wenn wir vier bis fünf davon fanden.» --sp