Komornicki kommt nach Hause
20.07.2021 SportRyszard «Koko» Komornicki ist neuer Trainer des FC Wohlen
Er trägt sein Herz auf der Zunge und hat eine besondere Art: Ryszard «Koko» Komornicki wird zum dritten Mal Trainer des FC Wohlen.
Stefan ...
Ryszard «Koko» Komornicki ist neuer Trainer des FC Wohlen
Er trägt sein Herz auf der Zunge und hat eine besondere Art: Ryszard «Koko» Komornicki wird zum dritten Mal Trainer des FC Wohlen.
Stefan Sprenger
Willkommen zurück, Ryszard Komornicki. Ende der 90er-Jahre war er der erste Profitrainer beim FC Wohlen und führte das Team 2012 zum Ligaerhalt in der «Todessaison». Nun kommt der 61-jährige Pole zurück auf die Niedermatten. «Es ist so, als würde ich nach Hause kommen», sagt «Koko».
Sein Sarkasmus, seine Geradlinigkeit, manchmal ist er etwas provokativ, manchmal ein bisschen selbstbemitleidend: Dies alles gehört zu Ryszard Komornicki. Oftmals macht er einen Witz – und lacht dabei nicht. Seine ganz eigene Art ist nicht leicht zu verstehen. Sein Humor balanciert stets an der Grenze zu Ironie und Spöttelei – ist aber nur ganz selten böse gemeint. Er ist direkt, unverblümt, eigenwillig – und auch einzigartig authentisch.
Was ebenfalls unbestritten ist: Ryszard Komornicki ist ein Fussballkenner. Als Mittelfeldspieler wurde er Meister mit dem FC Aarau oder nahm mit Polen an der Weltmeisterschaft 1986 teil. In seinen über 20 Trainerjahren folgen viele Engagements. Durchschnittlich ist er nur 0,56 Jahre lang Trainer bei einem Verein. Nur ganz selten darf er eine ganze Saison zeigen, was er mit einem Team erreichen könnte. Doch wenn er mit Ruhe und genügend Zeit sein Wissen und sein Spielsystem vermitteln kann, dann liegt Grosses drin – auch beim FC Wohlen. Bleibt zu hoffen, dass er hier in den Niedermatten den nötigen Rückhalt der Verantwortlichen geniesst.
«Klappe halten und gewinnen»
Ryszard Komornicki ist der neue Trainer des FC Wohlen
Zuletzt war er Assistenztrainer beim 1. FC Kaiserlautern. Nun kehrt Ryszard Komornicki zum dritten Mal zum FC Wohlen zurück. «Ich kenne hier alles und freue mich sehr», sagt der 61-Jährige.
Stefan Sprenger
Er nimmt einen riesigen Rucksack an Erfahrung mit. Als WM-Teilnehmer (1986 mit Polen) und als Trainer vieler Profimannschaften kommt mit Ryszard Komornicki ein wahrer Fussballkenner in die Niedermatten. Ende der 90er-Jahre war er der erste Profitrainer des FC Wohlen. Im Jahr 2012 kommt er wieder – und führt den FCW als Feuerwehrmann zum Ligaerhalt in der «Todessaison», als von 16 auf 10 Teams reduziert wurde.
Gestern Abend unterschrieben
Gestern Montag vermeldet der FC Wohlen die Nachfolge des entlassenen Thomas Jent. Der Verein schreibt: «Ein alter Bekannter wird künftig die Geschicke des Fanion-Teams leiten.» Der FC Wohlen ist überzeugt, mit ihm die richtige Wahl getroffen zu haben, um die gesteckten Ziele zu erreichen. «Koko ist ein Fussballkenner, bekannt als kluger Stratege und Motivator», so der FC Wohlen. «Bei sämtlichen Trainerstationen hat er immer wieder den Fokus auf die Jugendförderung gelegt und junge Spieler gezielt in die 1. Mannschaft integriert. Dies war für den FC Wohlen schliesslich einer der ausschlaggebenden Punkte für die Trainerwahl.»
«Gestern Montag hat er offiziell sein Traineramt übernommen», so der FC Wohen. Komornicki sagt gegenüber der Sportredaktion (am Montagmittag): «Es ist noch nicht unterschrieben, aber es sieht gut aus.» Er freut sich riesig auf die neue Herausforderung. «Hier beim FC Wohlen habe ich mich immer wohl gefühlt. Für mich ist und bleibt es ein sehr spezieller Verein. Jetzt hat sich vieles verändert, es ist keine Profimannschaft mehr. Und trotzdem geht es am Ende um den Erfolg», so Komornicki, der in Sursee wohnt. Zur Zielsetzung und zum Team kann er noch nichts sagen: «Ich muss alles zuerst kennenlernen.» Er weiss aber, was es braucht, um beim FCW Erfolg zu haben: «Klappe halten, fleissig trainieren und die Spiele gewinnen.»
Ohne Filter, einfach «Koko»
In Wohlen kennt man seine besondere Art. «Ich habe keine braune Zunge», sagte Komornicki einst zu dieser Zeitung. Er ist kein Speichellecker, kein Heuchler. Komornicki wählt immer die direkte Variante. Vollgas aus seinem Kopf ins Gesicht des Gegenübers. Ohne Filter, einfach «Koko». Das brockt ihm immer wieder Probleme ein. Und hat womöglich auch eine grössere Trainerkarriere verhindert. Komornicki ist das – man ahnt es – völlig wurst. Er ist hart, aber fair. Sarkastisch, aber humorvoll. Provokativ, aber doch ganz lieb. Ryszard Komornicki ist einfach anders. Die direkte Art des polnischen Fussballexperten bringt ihm viele Freunde – und einige Feinde.
Sicher ist: Komornicki ist ein grosser Fussballkenner. In der Schweiz wird der Mittelfeldspieler ab 1989 bekannt, als er zum FC Aarau wechselt. Fünf Jahre ist er auf dem Brügglifeld. Highlight: der Meistertitel 1993. Die Liste der Teams, die er coachte, ist lang: Wohlen (2-mal), Solothurn, Kickers Luzern (2-mal), FC Luzern, Zabrze (Polen, 2-mal), Baden, Aarau, Wil, El Gouna (Ägypten), Chiasso, United Zürich, Olten, Siarka und Tychy (beide Polen). Zuletzt war er in der 3. Liga Deutschlands als Assistent von Jeff Saibene beim 1. FC Kaiserlautern aktiv. Dort wurden die beiden im Januar nach ausbleibendem sportlichem Erfolg entlassen. Seither ist Komornicki auf der Suche nach einem neuen Job. «Mir wurde langsam langweilig», scherzt Komornicki.
Dass er nun in seiner zweiten Heimat beim FC Wohlen wieder als Trainer amten darf, «macht mich stolz», so Komornicki.
FC Wohlen «verzichtet auf Auskünfte»
Übrigens: Der FC Wohlen will nach der Trainerentlassung und der Berichterstattung in dieser Zeitung, dass Ruhe einkehrt. Am Ende der Medienmitteilung steht: «Um der Mannschaft in den nächsten zwei Wochen die nötige Ruhe zu sichern, werden wir seitens FC Wohlen auf jegliche weitere Auskünfte seitens Führung, Staff und Mannschaft zuhanden der Presse verzichten.» Komornicki möchte sich zur jüngsten Vergangenheit nicht äussern. «Ein neues Kapitel beginnt.»