Die Biker-Brüder
18.06.2021 SportDie Hägglinger Gian und Yves Bütikofer sind Teil vom Mountainbike-Nationalkader
Für die Brüder Gian und Yves Bütikofer ist Mountainbike eine Leidenschaft und Lebensschule. Dafür opfern sie sehr viel. Jetzt trägt der Aufwand erste ...
Die Hägglinger Gian und Yves Bütikofer sind Teil vom Mountainbike-Nationalkader
Für die Brüder Gian und Yves Bütikofer ist Mountainbike eine Leidenschaft und Lebensschule. Dafür opfern sie sehr viel. Jetzt trägt der Aufwand erste Früchte. Die Freiämter sind in das Nationalkader aufgenommen worden.
Josip Lasic
Vor einigen Tagen ist Gian Bütikofer 18 Jahre alt geworden. Geschenke stehen im Wohnzimmer der Familie. Darunter Süssigkeiten und alkoholische Getränke. «Während die Saison läuft, nehme ich nichts Derartiges zu mir», sagt der 18-Jährige. «Ich achte auf meine Ernährung.» Yves, sein jüngerer Bruder, wird im Sommer 16 Jahre alt. Er nickt zustimmend.
Die Brüder leben für den Radsport. Um erfolgreich auf dem Mountainbike zu sein, mussten sich die beiden Hägglinger früh Ehrgeiz und Disziplin aneignen. Vor zwölf Jahren hat Gian Bütikofer ein Ferienpassangebot des VC Hägglingen genutzt. Der Sport hat ihn gepackt. Zwei Jahre später fing er an, erste Rennen zu fahren. Zu dieser Zeit eiferte Yves Bütikofer seinem grossen Bruder nach. Auch er fing mit Mountainbike an. Ein Jahr später ging es bei ihm mit den ersten Rennen los.
Opfer bringen für die Ziele
Die Bütikofers sind nach wie vor Mitglieder beim VC Hägglingen. Sie trainieren allerdings die meiste Zeit allein oder zu zweit. «Für uns wären die Trainings mit dem Verein zu wenig», sagt Yves Bütikofer. «Wir wenden zwischen 12 und 15 Stunden pro Woche auf. Und für die Schule sollten wir auch etwas machen», erklärt Gian Bütikofer. Er besucht die Sportkanti in Aarau. Sein jüngerer Bruder ist Oberstufenschüler in Dottikon, beginnt im Sommer eine Sportlehre als Tiefbauzeichner.
Viel Freizeit bleibt ihnen neben Schule und Training nicht. Besonders der jüngere der Brüder bekommt dies zu spüren, da er eine herkömmliche Schule besucht. Der ältere erklärt, dass das bei ihm früher auch so war: «An der Sportkanti haben alle gleich wenig Zeit. Da ist man kein Aussenseiter. Wenn die Kollegen aber an der Oberstufe etwas unternehmen wollten, war es nicht immer leicht, zu sagen: ‹Sorry, ich muss aufs Velo.›»
Träume von EM, WM und Olympia
Der viele Aufwand und der Verzicht haben sich gelohnt. Die Bütikofer-Brüder sind in das Nationalkader aufgenommen worden. Gian in der U19, Yves in der U17. «Jetzt haben wir die Möglichkeit, internationale Rennen zu bestreiten. Ich hoffe, in diesem Jahr noch an einer Welt- und einer Europameisterschaft zu starten», berichtet Gian Bütikofer. Der jüngere Bruder kuriert gegenwärtig eine Verletzung aus. Sein Ziel: «Mir ist wichtig, im Kader zu bleiben. Mein grösster Traum wäre, eines Tages den Olympiasieg zu holen.»
Trotz hoher Ambitionen versuchen die Brüder realistisch zu bleiben. Nach der Sportkanti möchte Gian im Bereich der Wirtschaft oder des Maschinenbaus studieren. Yves möchte sich nach der Lehre zum Bauingenieur weiterbilden lassen. Denn: «Die Wahrscheinlichkeit, dass man vom Radsport leben kann, ist gering», sagt Gian Bütikofer.
Denn die Sportart ist teuer. Ein renntaugliches Velo kostet zwischen 8000 und 10 000 Franken. Immerhin: Gegenwärtig fahren die Bütikofer-Brüder für das Fischer-Junior-Mountainbike-Team. Dieses übernimmt einen Teil der Materialkosten. Einige Sponsoren haben sie ebenfalls.
Lernen, mit Rückschlägen umzugehen
Egal, wohin die Reise geht. Die Brüder haben durch den Sport viel über Training und Ernährung gelernt, ebenso über Disziplin und wie man Prioritäten setzt. «Und wir mussten lernen, mit Rückschlägen umzugehen», so Yves Bütikofer. «Eine Verletzung, ein Defekt am Rad, es braucht so wenig und man wird zurückgeworfen. Dann muss man lernen, sich zurückzukämpfen.» Das Duo hat viel aus seinem Sport mitnehmen können. Jetzt sind sie Teil vom Nationalkader. Es bleibt spannend, zu sehen, was sie noch erreichen können.