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29.06.2021 BüttikonDie Weinfreunde Freiamt trafen sich in der «Linde» Büttikon
Über dreissig Personen am Mittag und fast fünfzig Interessierte am Abend treffen sich in der «Linde» Büttikon. Die Weine, das passend komponierte Menü und die Referentin ...
Die Weinfreunde Freiamt trafen sich in der «Linde» Büttikon
Über dreissig Personen am Mittag und fast fünfzig Interessierte am Abend treffen sich in der «Linde» Büttikon. Die Weine, das passend komponierte Menü und die Referentin überzeugen beide Gruppen.
Die rote Rebsorte Garnacha belegt inzwischen weltweit 185 Tausend Hektar Fläche und liegt unter den Top-Ten-Sorten auf dem siebten Platz. Für die Diplomsommelière und Weinakademikerin Lidwina Weh ist das Grund genug, die Freiämter zehn aussagestarke Gewächse verkosten zu lassen und dabei erkennbare Unterschiede anzusprechen.
Soll die Rebsorte aus dem 16.Jahrhundert, in Sardinien unter dem Synonym Cannonau bekannt, den Sarden oder doch eher den Katalonen, die diese Rebe Garnacha nennen, zugesprochen werden? Immerhin könnte die Tatsache, dass in Katalonien eine kleine Gemeinde als Ortsbezeichnung den Namen Garnacha trägt, ein Hinweis zur spanischen Zugehörigkeit sein. Für die gleiche Rebsorte existieren 146 unterschiedliche Bezeichnungen. Auch dies ist ein Hinweis dafür, dass die Rebe in vielen unterschiedlichen Stilistiken daherkommt und in verschiedenen Klimas gedeihen kann.
Gute Speisebegleiter
Der junge 2020er Rosado Vina Aliaga aus Navarra wird als Träne der Garnacha angesprochen. Der Lagrima zeigt seine typische Garnacha-Facette und überzeugt mit seiner rubinroten Farbe und Aromen von roten Beeren. Er wird kühl zu den kleinen Häppchen vom Pata-Negra-Schinken, gegrillter Sepia und feinster Thunfischpaste als Apéro serviert.
Zum Hackf leisch-Avocado-Fetasteak auf italienischem Grillgemüse passen die drei Mitteleuropäer im Glas. Der Cannonau Riserva, 2018, von Sella & Mosca aus Alghero wirkt noch etwas sperrig, zeigt erdige Aromen, ohne als Monster aufzutreten. Im zweiten Glas gefällt die südfranzösische Cuvée von Saint Genis de Tanyères aus den Côtes Catalanes mit 60 Prozent Grenache und den typischen Partnern Syrah und Mourvèdre. Der dritte Begleiter kommt konzentrierter und vollmundiger daher. Es ist ein Atteca Old Vines, 2017, von der Bodega Ateca aus Calatayud. Der Kalbshohrücken als Hauptgang wird mit Kartoffel-Schmorgemüse an einem Calvadosjus aufgetragen. Dazu passen drei Klassiker aus dem Grenache-Repertoire. Es sind traditionelle Gewächse. Zum Terrasses, 2017, von Winzer Alvaro Palacios meint die Referentin, dass Priorat-Weine immer einen Grat auf der mittleren Zunge hätten. Der Châteauneuf-du-Pape, 2018, vom Château de la Gardine führt die Verkostenden ins südliche Rhonetal.
Beinahe unsterblich
Der aus Maury in Okzitanien stammende Süsswein begleitet das Schokolade-Dessert. Die Reifung erfolgt erst während zwölf Monaten in 60-Liter-Glasballons unter freiem Himmel. Erst nach Erduldung all der naturbedingten Strapazen kommt der «verdingte» Wein ins Holzfass zur Beruhigung. Dort reift er und wird beinahe «unsterblich». Der Mas Amiel in dieser Verkostung trägt den Jahrgang 2016, was signalisiert, dass er dann abgefüllt worden ist.
Der schier endlos anhaltende Applaus galt der «Linden»-Küche und der einfühlsam agierenden Weinexpertin Lidwina Weh. --zg