«Müllers Archivperlen»: Alain Sutter und Artur Jorge – das meistverkaufte Bild
Erinnern sie sich noch an Artur Jorge? Der Portugiese mit dem fetten Schnauz, der 1996 für ein Jahr lang Trainer der Schweizer Fussball-Nati war und dabei für viel ...
«Müllers Archivperlen»: Alain Sutter und Artur Jorge – das meistverkaufte Bild
Erinnern sie sich noch an Artur Jorge? Der Portugiese mit dem fetten Schnauz, der 1996 für ein Jahr lang Trainer der Schweizer Fussball-Nati war und dabei für viel Unruhe sorgte? Dieser Artur Jorge bescherte dem Freiämter Fotografen Andy Müller das meistverkaufte Bild seiner Karriere.
Er kam, sah und siegte nur einmal. 1996 wurde Artur Jorge als Trainer der Schweizer Nationalmannschaft engagiert. An total sieben Spielen (inklusive EM in England) gewinnt er nur einmal. 2:0 gegen Wales. Es gibt bittere Pleiten gegen Österreich (0:1), Tschechien (1:2) und ein blamables 1:1 gegen Luxemburg. «Senhor Jorge, so wird unsere Nati morsch!» titelt der «Blick» damals.
Müller: «Es war offenbar das einzige Bild»
Seine kurze Amtszeit war geprägt von viel Unruhe und komischen Entscheiden. Aus heiterem Himmel krempelt der Mann mit dem legendären Oberlippenbart das stabile System seines Vorgängers Roy Hodgson um. Statt 4-4-2 wird plötzlich 4-3-3 gespielt. Warum? Das sagt er nicht. Auch nicht seinen Spielern. Dazu platziert Artur Jorge – in der Vorbereitung auf die Europameisterschaft in England – die Publikumslieblinge und WM-Helden von 1994, Adrian Knup und Alain Sutter, oftmals auf der Bank. Den Höhepunkt des Unverständnisses erreicht Trainer Jorge, als er Knup und Sutter aus dem EM-Kader streicht. Die Schweizer Fussballwelt ist schockiert. «Jetzt spinnt er!», titelt der «Blick».
Alle Medien wollten zu diesem Zeitpunkt und zu dieser Geschichte ein Bild von Jorge mit Alain Sutter oder Adrian Knup. Doch die scheint es kaum zu geben. Der Freiämter Fotograf Andy Müller schiesst am 28. Mai 1996 dieses Foto von Alain Suter im Gespräch mit Artur Jorge und kramt es in den Negativen hervor. Kein besonders tolles Bild, Jorge sieht man nur von hinten. Aber: «Wie sich herausstellte, war es offenbar das einzige Bild mit den beiden Protagonisten. Es wurde zum bestverkauften Bild meiner Fotografen-Laufbahn», sagt Andy Müller.
Nach sieben Monaten ist er weg
Die Schweiz spielt an der EM 1996 gegen England (1:1), die Niederlande (0:2) und Schottland (0:1) und fliegt nach der Vorrunde aus dem Turnier. Nach der Europameisterschaft äusserte sich auch der damalige Nati-Captain aus Wohlen, Ciriaco Sforza, nicht gerade positiv über Jorge. Nach sieben Monaten Amtszeit wird der Portugiese am 31. Juli entlassen. Das grosse Missverständnis endet. Und die Fussballschweiz kann endlich wieder aufatmen. Der Freiämter Fotograf Andy Müller behält Artur Jorge aber in guter Erinnerung. --red
Der Freiämter Andy Müller ist seit 30 Jahren professioneller Sportfotograf – auch von dieser Zeitung. Heute ist er 66 Jahre alt und pensioniert. Er zügelte nun innerhalb von Rudolfstetten und räumte sein riesiges Bilderarchiv auf, das teilweise noch aus Negativabzügen besteht. Diese Zeitung zeigt einmal pro Woche eine Perle aus dem Archiv von Andy Müller und erklärt die Geschichte dahinter.