Rasanter Aufstieg
30.04.2021 KelleramtDie Firma Restclean wuchs in den ersten zehn Jahren von einem auf 25 Mitarbeiter
Im Mai 2011 besuchte Restclean-Gründer Priskus Theiler seine ersten Kunden. Zehn Jahre später hat das Unternehmen 60 000 Toiletten saniert und ist weiterhin auf Expansionskurs. Das ...
Die Firma Restclean wuchs in den ersten zehn Jahren von einem auf 25 Mitarbeiter
Im Mai 2011 besuchte Restclean-Gründer Priskus Theiler seine ersten Kunden. Zehn Jahre später hat das Unternehmen 60 000 Toiletten saniert und ist weiterhin auf Expansionskurs. Das Wichtigste: Es macht dem Firmengründer immer noch viel Freude.
Roger Wetli
«Zu Beginn hatte ich unterschätzt, wie stark in der Gesellschaft die Toiletten als Gesprächsthema ein Tabu sind», blickt Priskus Theiler zurück. «Das hätte ich nie gedacht. Dieses Schweigen mussten wir erst brechen. Heute sprechen unsere Kunden eher über ihre WCs.» Der Firmengründer staunt umso mehr, werden Toiletten doch mehrfach täglich aufgesucht. Mit Restclean hat sich der Patron auf die Revision von WCs spezialisiert, insbesondere auf deren Befreiung von Kalk.
Dafür entwickelte Theiler zwischen 1998 und 2008 ein spezielles Gerät. Dieses wollte er an private Haushalte verkaufen, damit diese dann die Reinigung selbstständig vornehmen. Die damalige Wirtschaftskrise stoppte seinen Plan. «Ich habe schlicht den dafür nötigen Kredit der Bank nicht erhalten», blickt der Restclean-Gründer zurück. Nach einer kurzen Pause entwickelte er sein Gerät innert 14 Monaten so um, dass es durch Profis bedient wird, die dann die Liegenschaften besuchen.
Zuerst alles selber gemacht
Im Mai 2011 war es endlich so weit: Priskus Theiler konnte die ersten Toiletten sanieren. «Von der Administration, der Auftragseinholung über den Service bei den Kunden und den Unterhalt der Maschinen erledigte ich im ersten Jahr alles selber. Das war sehr streng», resümiert Priskus Theiler. 2012 stellte er den ersten Mitarbeiter ein, 2013 kam Susi Koller als Administratorin in die Firma. «Sie entlastete mich sehr und ist bis heute eine sehr wichtige Mitarbeiterin», lobt sie der Firmengründer.
Die ersten Jahre seien sehr spannend gewesen. «Zu Beginn kannte ich nur zwei Arten von WC-Spülkasten. Heute weiss ich, dass es 90 verschiedene von 17 unterschiedlichen Herstellern gibt», so Theiler. Ein Spülkasten sei ein äusserst komplexes Gebilde. Dessen Unterhalt und Sanierung benötige entsprechendes Fachwissen. Die Kunden seien von Restclean begeistert. «Rund 75 Prozent aller Aufträge erhalten wir durch Weiterempfehlungen. Das freut uns sehr», so Theiler. Entsprechend stieg auch die Auftragslage über all die Jahre. Heute sind es pro Monat 400 bis 800 Aufträge mit einem Volumen von 1000 bis 1100 Toiletten.
Entscheidender Einstieg
«Ohne meinen Geschäftsführer und Mitinhaber Roger Mäder würde es das alles aber nicht geben», lobt der Firmen-Gründer seinen Partner, den er zusammen mit Theilers Ehefrau Erika als die wichtigste Stütze von Restclean bezeichnet. Mäder arbeitete zuvor in einer Bank als KMU-Betreuer und kam so mit Theilers Firma in Kontakt. 2013 konnte ihn der Restclean-Gründer für den Branchenwechsel gewinnen. «Ich bin der Ideengeber und Tüftler. Roger Mäder dagegen setzt meine Ideen wirtschaftlich um. Nach seinem Einstieg sind wir rasant gewachsen.» Mäder habe dafür gesorgt, dass dieser Aufstieg sauber und stresslos geschah. Er habe sich um die interne Firmenorganisation gekümmert, den Aufund Ausbau der Software, die Logistik und das Marketing. «Wir arbeiten Hand in Hand und bringen Restclean immer wieder auf ein neues Level», ist Theiler begeistert.
«Wichtig ist uns eine sehr hohe Qualität. Um diese zu gewährleisten, schulen wir unsere Servicetechniker alle zwei Monate einen Tag lang», erklärt der Patron. An diesen Treffen werden aber auch Erfahrungen ausgetauscht und die Bindung zur Firma gestärkt. Denn die Servicetechniker agieren von ihren Wohnorten, Garagen und Firmenfahrzeugen aus in der ganzen Schweiz. Obwohl alle in der Deutschschweiz leben, werden auch das Tessin und die Westschweiz bedient. «Das setzt eine sehr grosse Selbstständigkeit und Zuverlässigkeit voraus», so Theiler. «Die Aufträge werden aber von der Administration im Firmensitz in Oberlunkhofen aus koordiniert. Dabei hilft uns eine Software, die wir mitentwickelt haben.»
700 verschiedene Ersatzteile
Auch das Büro wird alle fünf bis sechs Wochen geschult. «Damit jeder Angestellte im Betrieb die Materie gut kennt, müssen alle Kundenbesuche machen. Auch Roger Mäder war mal drei Monate auf Service», erklärt Theiler die Firmenphilosophie. «Neben Fachwissen schafft das auch Verständnis für die Arbeiten der anderen Mitarbeiter», ist er überzeugt.
In den zehn Jahren baute Restclean aber nicht nur einen Toiletten-Sanierungsservice auf, sondern auch ein Kompetenzzentrum in Jonen, das Schulungen für sich, Sanitärfachleute, Hauswarte und andere Firmen durchführt. Mittlerweile fungiert die Oberlunkhofer Firma auch für einige Marken der Branche als Generalvertretung in der Schweiz. «Die Hersteller wissen, dass wir die Materie kennen, und vertrauen uns», erklärt der Patron. «Bei 700 unterschiedlichen Ersatzteilen für Spülkasten ist es gar nicht so einfach, da den Überblick zu behalten.»
Immer noch gewaltiges Potenzial
Fünf Jahre nach der Firmengründung konnten Theiler und Mäder den «Swiss Innovation Challenge»-Preis durch Bundesrat Ueli Maurer entgegennehmen und ihre Idee 2018 in China und im Februar 2020 in Indien vorstellen. «Das waren alles schöne und teilweise eindrückliche Erlebnisse», erinnert sich Priskus Theiler. Und relativiert diese gleich wieder: «Entscheidend ist für mich in erster Linie, dass die Kunden zufrieden sind.»
Restclean soll in den kommenden Jahren noch weiter wachsen. «Bei einem hiesigen Gesamttoilettenbestand von rund 18 Millionen haben wir in den zehn Jahren erst 60 000 saniert», betont Theiler «Das Potenzial in der Schweiz ist also weiterhin gewaltig.» Und der Firmenbesitzer möchte nicht nur in unserem Land tätig sein. «Unseren Markteintritt in Deutschland mussten wir pandemiebedingt auf frühestens 2022 verschieben. Grundsätzlich bleiben wir neugierig und innovativ. Der Kern unserer Tätigkeit wird aber immer die Sanierung von WC-Spülsystemen bleiben.»
Priskus Theiler verlangt von seinen Mitarbeitern denn auch nicht weniger, als dass sie mit ähnlichem Elan wie sein Geschäftsführer und er am Werk sind. «Sie müssen an ihrer Arbeit Spass haben. Und das merken auch die Kunden.»