Junglöwe mit viel Biss
30.04.2021 SportDer Sarmenstorfer Nico Berger spielt für die U17-Elite der ZSC/GCK-Lions
Seine Mutter beschreibt Nico Berger als «nicht das grosse Eishockey-Talent». Dafür habe er ein umso grösseres Kämpferherz. Der 15-Jährige hat sich in einer ...
Der Sarmenstorfer Nico Berger spielt für die U17-Elite der ZSC/GCK-Lions
Seine Mutter beschreibt Nico Berger als «nicht das grosse Eishockey-Talent». Dafür habe er ein umso grösseres Kämpferherz. Der 15-Jährige hat sich in einer Leichtathletik-Familie für Eishockey als Sport entschieden. Trotz Hindernissen hat er sich einen Platz in der U17-Elite der ZSC/GCK-Lions erkämpft.
Ein Blick ins Zimmer von Nico Berger reicht, um zu sehen, dass er eishockeyverrückt ist. Darin sind Trikots zu finden, Pucks, Bilder, alles, was ein Eishockey-Fan sammeln würde. Der 15-jährige Sarmenstorfer ist aber nicht nur Fan. Ab der kommenden Saison ist er Teil des U17-Elite-Teams der ZSC/GCK-Lions. Die Mannschaft ist amtierender Schweizer Meister. Dementsprechend ambitioniert sind die Ziele von Nico Berger. «Ich möchte eines Tages in der Nationalliga A oder Nationalliga B spielen.» Seine Mutter, Claudia Berger, kommentiert die Ambitionen ihres Sohnes. «Es würde zu ihm passen, wenn er den Umweg über die 1. Liga machen müsste, um ganz nach oben zu kommen.»
Claudia Berger will damit den Kampfgeist ihres Sohnes hervorheben. Das unter Sportlern verbreitete Zitat: «Harte Arbeit schlägt Talent, wenn Talent nicht hart arbeitet», Nico Berger lebt es.
Der Eishockey-Spieler unter den Leichtathleten
Die Familie Berger aus Sarmenstorf ist eine Familie von Leichtathleten. Vater Roland und Mutter Claudia haben beide aktiv Leichtathletik betrieben. Tochter Dominique, die drei Jahre ältere Schwester von Nico, ist Mitglied des TV Wohlen und Teil des Schweizer Leichtathletik-Nachwuchsnationalkaders. Mit Eishockey hatte die Familie nichts am Hut – bis sich Nico für diese Sportart entschied.
«Meine Kindergärtnerin hat empfohlen, dass ich Eishockey ausprobieren soll», erzählt Nico Berger. So begann die Eishockeykarriere von Nico Berger beim SC Reinach. Später wechselte er zum HC Seetal nach Hochdorf. Mit dem Tschechen Miroslav Ptacek hatte Seetal einen Proitrainer in seinen Reihen, der den Nachwuchs förderte und forderte. «Unter ihm habe ich extrem grosse Fortschritte gemacht. Ich gehe neben dem Mannschaftstraining in Zürich oft noch bei Miro vorbei, um individuell zu trainieren.»
Platz bei den Lions erarbeitet
Der HC Seetal hat kein U15-Elite-Team. Nico Berger will aber den nächsten Schritt machen. Zur Saison 2019/20 wagt er den Wechsel zum Nachwuchs der ZSC/GCK-Lions. Er wird von den Zürchern aber nicht gescoutet, sondern kontaktiert den Verein selbst. Berger überzeugt im Probetraining. «Er ist Verteidiger und spielt auch für diese Position vergleichsweise sehr defensiv», erklärt seine Mutter. «Wenn er im Team ist, erkennen die Trainer schnell seinen Wert. Er sticht in den Spielen aber nicht heraus. Deshalb ist er auch nicht zwingend auf den Scouting-Listen der grossen Vereine.»
Dabei bringt Berger viel Qualität mit. «Ich kämpfe auf dem Eis genau gleich, ob es noch 0:0 steht oder wir 0:5 hinten liegen. Bei Seetal war ich es mir gewohnt, dass wir in gewissen Spielen klar unterlegen waren und trotzdem nie aufgaben. Das konnte ich nach Zürich mitnehmen.»
Eine weitere Schwierigkeit, die die defensive Spielweise des Sarmenstorfers mit sich bringt: Weil er nicht im Rampenlicht steht, wurde er bisher für keine Nachwuchsauswahlen selektioniert. Anders als seine Schwester, die im Leichtathletik-Nationalkader steht, verfügt Nico Berger über keine Talent Card von Swiss Olympic. Ohne eine solche kann er keine Sportschule besuchen. In der vergangenen Saison erhielt er einen Ausbildungsvertrag bei den Lions. Eingesetzt wurde er im U17-Top-Team, der zweitstärksten U17-Mannschaft. Das kam dem Freiämter entgegen. «Sie trainieren später als die Elite. Ich konnte so weiterhin die Bezirksschule in Fahrwangen besuchen und dann ins Training pendeln», sagt er. Berger betont auch, dass die Schule ihm sehr entgegenkam. «Ich wurde vom Sportunterricht befreit. Bei Auswärtsspielen durfte ich teilweise auch in der Schule fehlen. Die Noten mussten allerdings stimmen.» Seine Mutter erzählt, dass er den Biss aus dem Eishockey auf die Schule übertragen konnte.
Die Nationalliga A soll es einmal werden
Nachdem er bereits in der vergangenen Saison einige Trainings und Spiele für das U17-Elite-Team bestreiten konnte, wechselt er jetzt definitiv in die stärkste U17-Mannschaft der Zürcher. Der Trainingsweg wird jetzt auch kein Problem mehr sein, da Nico Berger im Sommer in einer Schule in Zürich die Ausbildung zum Medizinischen Praxisassistenten beginnt. «Meine Mutter ist auch MPA», meint er. Die Ausbildung zum MPA dauert drei Jahre. «Danach sehen wir auch, in welche Richtung sich das bei ihm und dem Eishockey entwickelt», sagt Mutter Claudia.
Das Ziel von Nico Berger ist nach wie vor die Nationalliga A. «Und wenn ich an mich glaube, schaffe ich das auch.» Dass er bisher mit seinem Biss alles erreicht hat, was er sich vornahm, hat er bislang schon mehrere Male bewiesen. --jl