Damit es weiter gut klingt
05.03.2021 KulturKulturkonzept wird überarbeitet
2016 wurde der Auftrag für ein neues Kulturkonzept erteilt. Noch immer liegt es nicht vor.
Im Herbst 2017 stellte Ruedi Donat das überarbeitete Konzept seinen Ratskollegen vor. Es war sein grosser Wunsch zum ...
Kulturkonzept wird überarbeitet
2016 wurde der Auftrag für ein neues Kulturkonzept erteilt. Noch immer liegt es nicht vor.
Im Herbst 2017 stellte Ruedi Donat das überarbeitete Konzept seinen Ratskollegen vor. Es war sein grosser Wunsch zum Ende seiner Amtszeit als Gemeinderat, dieses Geschäft noch abzuschliessen. Es sollte nicht sein. Der Gemeinderat wies den Vorschlag zurück. Jetzt wurde ein neuer Anfang lanciert. --chh
Kultur geniesst keine Priorität
Wohlen wartet seit mehreren Jahren auf ein neues Kulturkonzept
Ende 2017 – dies war das Ziel. Bis dann sollte die Gemeinde ein neues Kulturkonzept erhalten. Über drei Jahre später liegt es noch immer nicht vor. Dabei wäre gerade in diesen Zeiten die Förderung des kulturellen Schaffens wichtiger denn je.
Chregi Hansen
Letzte Woche hat der Sternensaal sein Programm veröffentlicht. Nur gerade drei Tage später war das Papier bereits Makulatur. Kulturelle Vorstellungen bleiben vorerst untersagt. Wie lange, das weiss niemand.
Wie dem Sternensaal geht es auch den anderen Kulturveranstaltern in Wohlen, dem Konzertfonds, dem Kantiforum, dem Verein für Kultur und allen anderen. Stark betroffen von der Situation sind aber auch die Kulturschaffenden selber, die kaum Möglichkeit haben, ihre Arbeit zu präsentieren. Harte Zeiten also für alle, die Kultur mögen. Aber nicht nur von der nationalen Politik erhalten sie derzeit wenig Unterstützung, auch die Gemeinde tut sich schwer mit dem Thema. Das schon lange angekündigte neue Kulturkonzept lässt weiter auf sich warten.
Der Hoffnungsträger blieb nur ein halbes Jahr
Nicht, dass die Zeit fehlte. Bereits im Oktober 2016 hat der Gemeinderat grünes Licht für die Überarbeitung des bestehenden Konzepts aus dem Jahr 1993 gegeben. Im Jahr 2017 wurde denn auch viel Zeit und Energie in das Projekt gesteckt. Es wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, ein Berater engagiert, zwei Umfragen lanciert und die Ergebnisse an einem runden Tisch präsentiert. Die Arbeiten waren im Zeitplan. Ein Jahr nach dem Start des Projekts lag das überarbeitete Konzept dem Gemeinderat bereits vor. Der wies es zurück – und verstaute es vorerst in der Schublade.
Und da blieb es lange liegen. Erst wollte man warten, bis Rolf Kromer als neuer Leiter der Abteilung Gesellschaft, Kultur und Sport seine Arbeit aufnimmt. Das war im Sommer 2018 der Fall. Die Überarbeitung der Kulturkonzepts nannte Kromer eine seiner wichtigsten Aufgaben. Er war sozusagen der neue Hoffnungsträger. «Es geht jetzt nicht darum, nochmals bei null zu beginnen. Die Arbeitsgruppe hat im letzten Jahr gute Arbeit geleistet. Es gilt jetzt aber, noch an ein paar Stellschrauben zu drehen», erklärte Kromer im Oktober 2018. Und war da bereits wieder auf dem Absprung, er blieb nur ein halbes Jahr.
Andere Bereiche höher gewichtet
Doch auch unter Nachfolger Flurin Burkard ging es vorerst nicht weiter. Von den drei Bereichen Gesellschaft, Kultur und Sport nahm der erste fast seine gesamte Zeit in Anspruch. Die Umsetzung des Kinderbetreuungsgesetzes, Leistungsvereinbarungen mit der HPS, der Toolbox, Lernen im Quartier oder dem VJF sowie Vernehmlassungen und Altersfragen dominierten seinen beruflichen Alltag. Und mit dem Ausbruch von Corona war seine Abteilung gleich nochmals gefordert, koordinierte sie doch die Hilfsangebote. Für die Überarbeitung des Kulturkonzeptes blieben da kaum Ressourcen.
Nun aber tickt die Zeit. Denn das neue, überarbeitete Kulturkonzept ist explizit als Ziel im Legislaturprogramm aufgeführt. Und die laufende Legislatur endet bekanntlich Ende Jahr. Tatsächlich soll es nun doch noch vorwärtsgehen. «Die Kulturkommission hat sich im November 2020 in einem Workshop intensiv mit dem Überarbeitungsbedarf des zurückgewiesenen Konzepts beschäftigt und hat zuhanden der Verwaltung fachliche Empfehlungen zu dessen Revision ausgesprochen», lässt die Gemeinde ausrichten. Jetzt ist die zuständige Verwaltungsabteilung daran, das Konzept unter Einbezug dieser Empfehlungen zu überarbeiten. «Die Kulturkommission wird die überarbeitete Version an einer der kommenden Sitzungen behandeln», heisst es vonseiten der Gemeinde.
Anpassen und erweitern
Bis wann soll das neue Konzept dann vorliegen? Einen konkreten Termin will der Gemeinderat nicht nennen. Zuerst müsse ihm das überarbeitete Konzept vorgelegt werden. Danach werde entschieden, ob es in dieser Fassung dem Parlament vorgelegt wird oder ob er sich in weiteren Lesungen mit diesem beschäftigt. Das wäre dann immerhin schon mehr als beim letzten Mal. Da wollte man das vorgelegte Papier nicht mal mehr überarbeiten, sondern hat es einfach zurückgewiesen.
Und: Der Gemeinderat hält weiterhin am Ziel fest, das Konzept noch in der laufenden Legislatur zu verabschieden. Wer aber auf den grossen Wurf hofft, der könnte enttäuscht werden. Denn das neue Papier wird sich am bestehenden Konzept orientieren, das inzwischen 28 Jahre auf dem Buckel hat. «Bis heute hat sich das Konzept bewährt. Viele der Massnahmen wurden umgesetzt und die Wirkungsziele wurden erreicht. Unter Berücksichtigung der Veränderungen des Umfelds sowie der sich damit ergebenden neuen Herausforderungen werden die Ziele neu ausgerichtet und die Massnahmen entsprechend angepasst und erweitert», heisst es in einer Mitteilung der Gemeinde.
Ideen wären vorhanden
Man kann gespannt sein, was von der Fassung von 2017 noch ins neue Konzept gerettet wurde. Denn dort waren etliche konkrete Neuerungen angedacht. Etwa ein jährlicher Netzwerkanlass, eine bessere Kommunikation der verschiedenen Anlässe, ein Materialangebot an mobiler Infrastruktur mit einem einfach zu handhabenden Buchungssystem sowie die Bestrebungen der Gemeinde, leer stehende Räumlichkeiten für eine kulturelle Zwischennutzung zu gewinnen. Das war vor vier Jahren. Die Ideen und Wünsche haben aber nichts von ihrer Aktualität verloren. Gerade in Zeiten wie diesen braucht die Kultur die Unterstützung der Gemeinde. Auch wenn sie dann etwas kostet.