«Internationale Gäste sind inexistent»
22.01.2021 SportPascal Jenny, Tourismusdirektor von Arosa, zur aktuellen Situation im Tourismus
Pascal Jenny ist neben seinen Tätigkeiten im Handballverband auch seit 2008 Tourismusdirektor von Arosa. Die Coronakrise ist deutlich spürbar.
Das Bergdorf Arosa im ...
Pascal Jenny, Tourismusdirektor von Arosa, zur aktuellen Situation im Tourismus
Pascal Jenny ist neben seinen Tätigkeiten im Handballverband auch seit 2008 Tourismusdirektor von Arosa. Die Coronakrise ist deutlich spürbar.
Das Bergdorf Arosa im Kanton Graubünden ist ein beliebter Ferienort für Freiämter. Pascal Jenny erzählt, dass er am vergangenen Wochenende eine Privatführung durch das Arosa-Bärenland mit zwei Freiämtern gemacht hat. Auch wenn die Bären momentan im Winterschlaf sind, gibt es einiges zu erkunden.
Für eine Bärenland-Führung darf man sich bei ihm melden
Jenny zeigt sich heimatverbunden und sagt: «Alle aus dem Freiamt – besonders aus Wohlen – dürfen sich für so eine private Führung durch das Bärenland bei mir melden.» Fünf Personen sind aktuell maximal erlaubt.
Wegen Corona verläuft die Wintersaison gedrosselt. «Der Sommer war top. Im Dezember hatten wir 30 Prozent weniger Gäste, im Januar bislang 60 Prozent», erklärt er. Für den Februar sieht es vernünftig aus, weil andere Länder – wie beispielweise Österreich – die Hotels geschlossen haben und somit die Wintersaison beerdigen. Der Kanton Graubünden hingegen hat den Skigebieten bis mindestens Ende Februar den Betrieb fix bewilligt. «Wir haben viele Gäste aus der Schweiz, Deutschland, Österreich und Holland. Und dieses Jahr auch aus Polen, weil dieses Land nicht auf der Quarantäneliste steht.»
Wenn Februar und März einigermassen normal laufen, dann wird Arosa mit einem blauen Corona-Auge davonkommen. «Wir werden es überstehen. Ich glaube, es trifft den Städtetourismus deutlich härter als uns.» Jenny erklärt: «Nach einem guten Sommer leiden aktuell auch die Bergregionen. Eine Konsolidierung im Angebotsmarkt wird nicht zu vermeiden sein. Auch die wohl über längere Zeit gedämpfte Konsumentenstimmung wird uns beschäftigen.» Für die Gastronomie in «seinem» Arosa hat er keine rosigen Aussichten. «Da sind wir – Gemeinde, Bund und Kanton – dran, Lösungen für unsere Wirte zu finden.»
Corona ist ein Gamechanger für den Tourismus
Die Coronakrise habe für den Tourismus massive Auswirkungen. «Die Gäste fehlen, besonders die internationalen Touristen sind inexistent.»
Jenny weiss aber, dass die Reisetätigkeit zurückkommen wird, wenn auch in geringeren Frequenzen. «Reisen bleibt ein Wunsch der Gesellschaft. Umso wichtiger werden in Zukunft Angebotsqualität und eine gewisse Einzigartigkeit, gepaart mit auffälliger Kommunikation, sein. Positiven Impact für die Branche erwarte ich von den neuen digitalen Möglichkeiten. Vor allem mobiles Arbeiten ist eine Chance für die Zukunft. Eine Gefahr wird der Kampf um Aufmerksamkeit sein. Tourismusanbieter werden um die Gäste buhlen und grosse Werbebudgets dafür einsetzen. Es wird nicht einfach sein, auch weiterhin gehört zu werden», so Jenny.
Corona ist ein Gamechanger für den Tourismus. Nach dem «Tal der Tourismus-Tränen», welches wohl noch bis im Frühling anhalten wird, sieht Jenny grosse Chancen für den Tourismus in der Schweiz. «Nicht zuletzt dürften wir noch mehr ein Wunschland für viele internationale Gäste sein, wenn reisen wieder ‹empfohlen› wird.»
Ein Plus sieht er für die ganze Schweiz im Gästewunsch nach mehr Natur und Authentizität in den Ferien. Nicht zu vergessen die höhere Gewichtung von Sicherheit und Vertrauen in die Ferienanbieter. «Hier ist die Schweiz auch künftig Weltklasse» – und natürlich vorweg geht Arosa. --spr