Steigende Komplexität
22.01.2021 KelleramtÖffentliche Auflage der Gesamtrevision Nutzungsplanung Siedlung und Kulturland
In Jonen werden zurzeit die Weichen für die Entwicklung des Dorfes in den nächsten 15 bis 20 Jahren gestellt. Bis am 15. Februar kann in die Gesamtrevision der Nutzungsplanung ...
Öffentliche Auflage der Gesamtrevision Nutzungsplanung Siedlung und Kulturland
In Jonen werden zurzeit die Weichen für die Entwicklung des Dorfes in den nächsten 15 bis 20 Jahren gestellt. Bis am 15. Februar kann in die Gesamtrevision der Nutzungsplanung Siedlung und Kultur Einsicht genommen werden. Diese zeichnet sich durch viele neue Detailvorschriften aus.
Roger Wetli
Seit sieben Jahren arbeitet die Gemeinde an der überarbeiteten Nutzungsplanung Siedlung und Kulturland. Das Mitwirkungsverfahren ist abgeschlossen, die Vorlage durch den Kanton genehmigt. In der jetzigen Auflage können letzte Details geklärt werden. Der Gemeinderat rechnet, dass die Joner Einwohnerzahl von heute 2213 bis 2040 auf 2586 steigen wird. Zurzeit sind von 42,8 Hektaren Bauland noch 4,5 Hektaren unbebaut. «Eine Vergrösserung der Bauzonen ist nicht möglich», erklärt Gemeindeschreiber Lorenz Staubli. «Die Entwicklung muss deshalb gegen innen stattfinden.»
Eine Revision der Nutzungsplanung sei heutzutage nicht mehr ein schlichtes Neuzeichnen von Flächen, sondern eine Auseinandersetzung mit räumlichen Strategien und Zielen. «Das wurde gemacht und widerspiegelt sich in den Planungsgrundsätzen.» Einer davon ist, dass der Charakter von Jonen erhalten bleiben soll. Veränderungen sind aber mittels sorgfältiger Planung möglich.
Gestaltungsplan-Pflicht für vier Quartiere
Jonen verfügt über einen Dorfkern, der im «Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS)» verzeichnet ist. Neu soll diese Kernzone zweigeteilt werden, um den jeweiligen Charakteren besser gerecht zu werden. Die dort geltenden neuen Richtlinien werden aber erst erstellt, wenn die Gesamtrevision genehmigt ist.
Eine Gestaltungsplan-Pflicht ist für die vier Gebiete «Im Feld Nordost», «Wigass», «Sonnenrain» und «Radmühle» vorgesehen. «Es wird damit ein wichtiger Beitrag zur Umsetzung der Siedlungsentwicklung nach innen geleistet», ist Staubli überzeugt. «Die Gebiete sind auf Basis ihrer konkreten Charakteristika und Gegebenheiten zu entwickeln.» Es sei daher angezeigt, sich bereits auf der Stufe der allgemeinen Nutzungsplanung mit den Zielsetzungen pro Gebiet auseinanderzusetzen. «Wir möchten nicht die Maximierung der Ausnützung, sondern eine qualitative Entwicklung», betont der Gemeinderat in einer Präsentation, welche über die Gemeindewebsite ersichtlich ist.
Für jedes dieser Gebiete wurden Ziele formuliert. Im «Sonnenrain» zum Beispiel stehen heute verstreut unterschiedliche Gebäude. Hier ist eine einheitliche Bebauung vorgesehen. Verändern soll sich die Gewerbezone «Radmühle». Deren Erschliessung ist ungünstig, weil sie über ein Wohnquartier führt. Der Gemeinderat möchte deshalb dort das Wohnen fördern. Das jetzt ansässige Gewerbe soll bestehen bleiben, ohne dass es zusätzlich intensiviert wird. In der neuen Nutzungsplanung ist die «Radmühle» deshalb als «Gemischtzone Wohnen und Gewerbe» vorgesehen. Der Gemeinderat suchte nach einem neuen Standort für das Gewerbe, wurde aber nicht fündig. «Eine Umlagerung ins ‹Im Feld› ist nicht möglich. Und auch das Gebiet ‹Chriesiweg› eignet sich nicht, weil es an einen Wildtierkorridor grenzt.»
Umweltschutz immer wichtiger
Die Nutzungsplanung enthält einige neue Artikel, welche zum Beispiel die Siedlungsdurchgrünung oder die Lichtemissionen behandeln. «Durchgrünte Quartiere werden gemeinhin als attraktives Wohngebiet wahrgenommen und dienen der Ökologie im Siedlungsraum», erklärt Gemeindeschreiber Staubli. «Dieser Siedlungsdurchgrünung kommt aber auch nicht zuletzt mit dem Klimawandel eine immer wichtigere Rolle zu.» Durch natürliche Beschattung könnten Hitzeinseln verhindert werden.
Die Sensibilität in der Bevölkerung für solche Themen sei stark gewachsen, weiss Lorenz Staubli. «Die Vorgaben reagieren aber nicht zuletzt auf die heutige Bauweise. So werden unter anderem vermehrt grossflächige Fensterfronten erstellt, was für Vögel gefährlich sein kann.» Neu werden in der Kernzone Steingärten verboten. Lorenz Staubli erklärt: «Die Umgebungsgestaltung und die Architektur sollten sich am konkreten Ort und der Umgebung orientieren.» Reine Steingärten seien im historisch wertvollen Ortskern mit Ortsbild von nationaler Bedeutung nach ISOS nicht ortstypisch.
Kompromisse finden
Erfreut ist der Joner Gemeinderat über die rege Teilnahme der Einwohner am Mitwirkungsverfahren. «Es ist schön, zu sehen, dass sich die Bürgerinnen und Bürger aktiv im Sinne der Gemeindeentwicklung engagieren», so Staubli. «Die Eingaben wurden einzeln auf ihre Umsetzbarkeit geprüft und wo möglich umgesetzt.» Nicht in allen Fällen sei dies jedoch möglich, da die Nutzungsplanung ein komplexes Vorhaben sei und übergeordnete Vorgaben den Spielraum für Handlungsmöglichkeiten einschränken würden.
Der Konflikt zwischen Einzel- und Gesamtinteresse sei bei den bisherigen Schritten der neuen Nutzungsplanung stets ein Thema gewesen. «Am Schluss stellt sich die Frage, was für die Gemeinde Jonen am besten ist und wo Kompromisse möglich sind», erklärt der Gemeindeschreiber. «Die Berücksichtigung von Gesamtinteressen ist auch im Sinne jedes Einzelnen, da sie eine rechtssichere Umsetzung der übergeordneten Vorgaben ermöglicht.»
Mit der jetzigen öffentlichen Auflage gibt es noch die Möglichkeit, Einsprachen zu machen. Genehmigt wird die Nutzungsplanung schliesslich an einer Gemeindeversammlung. «Läuft alles günstig, könnte das noch in diesem Jahr der Fall sein», schaut der Gemeinderat in seiner Videobotschaft voraus.