Mensch statt Geld im Vordergrund
12.01.2021 KelleramtFranz Hagenbuch tritt als Verwaltungsratspräsident der Raiffeisenbank Kelleramt-Albis zurück
Seit 2004 ist Franz Hagenbuch aus Rottenschwil-Werd im Verwaltungsrat der Raiffeisenbank Kelleramt-Albis – 14 Jahre davon als deren Präsident. Im April gibt er ...
Franz Hagenbuch tritt als Verwaltungsratspräsident der Raiffeisenbank Kelleramt-Albis zurück
Seit 2004 ist Franz Hagenbuch aus Rottenschwil-Werd im Verwaltungsrat der Raiffeisenbank Kelleramt-Albis – 14 Jahre davon als deren Präsident. Im April gibt er diesen Posten ab. Er hat die Aufgabe gerne gemacht, aber freut sich jetzt auf eine Zeit mit weniger Verantwortung.
Roger Wetli
«Ich dachte ja eigentlich immer, dass es bei einer Bank hauptsächlich um ‹Geld› geht», gesteht der gelernte Kaufmann, Landwirt und Agronom. «Ich stellte aber als Verwaltungsrat schnell fest, dass hier der Mensch im Zentrum steht.» Am wichtigsten seien das Vertrauen und die Beziehung zwischen einer Bank und ihren Kunden. «Das Geld ist nur ein Mittel, mit dem man Dinge umsetzen kann, welche die Menschen weiterbringen.» Das Vertrauen sei auch innerhalb der Bank zentral. «Wir verfügen hier über ausgezeichnete Angestellte – von der untersten bis zur obersten Stufe», lobt er.
Zweimal abgelehnt
16 Jahre lang ist Franz Hagenbuch mittlerweile im Verwaltungsrat der Raiffeisenbank Kelleramt-Albis. Dabei hatte er dieses Amt zuerst zweimal abgelehnt. «Als ich angefragt wurde, war ich sehr erstaunt. Ich hatte von einer Bank nicht viel Ahnung und sagte deshalb Nein.» Zudem absolvierte er damals noch eine Weiterbildung.
Der Gedanke an den Rat liess ihn aber nicht mehr los. Ein halbes Jahr später fragte er deshalb nach, ob der Posten als Beisitzer noch frei sei. Er war. Hagenbuch wurde zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. «Ich hatte grossen Respekt vor der Aufgabe. Deshalb sagte ich erneut Nein», schmunzelt er. Er amtete damals gleichzeitig als Gemeindeammann von Rottenschwil. «Sie liessen nicht locker und sagten: ‹Wenn einer eine Gemeinde wie Rottenschwil führen kann, kann er auch eine Bank führen› und ‹Wir suchen keinen Banker, sondern einen zukünftigen Präsidenten›. Das überzeugte mich.» Tatsächlich sei die Arbeit im Verwaltungsrat sehr schön und dankbar. Wobei der Aufwand nicht zu vernachlässigen ist. «Als Präsident investiert man im Schnitt ein bis zwei Tage pro Woche.»
Starker Wandel
Die Aufgabe des Gremiums hat sich in den 16 Jahren stark gewandelt. «Damals bewilligte der Verwaltungsrat noch viele grössere Kreditanträge. Heute geschieht das nur noch bei grösseren Summen und Eigengeschäften.» Sie seien von einer Bewilligungsbehörde zu einer Strategieund Kontrollbehörde geworden. Grossen Einfluss habe die UBS-Krise 2008 auf das Bankgeschäft gehabt. «Die Regelungsdichte hat seither stark zugenommen», weiss er.
Er betont, dass der Verwaltungsrat kein «Wohlfühlgremium» ist. Die Mitglieder würden über verschiedene Hintergründe verfügen. «Der Rat sollte die Gesellschaft abbilden, also was Alter, Geschlecht und beruliche Ausbildung betrifft. Zudem sind mir offene und kontroverse Diskussionen wichtig. Nur sie bringen die Bank weiter.»
Unpopuläre Entscheide
Dazu gehört auch der Beschluss von unpopulären Entscheidungen wie 2012 die Schliessung der Geschäftsstellen in Arni und 2014 in Jonen. «Es waren die richtigen Schritte. Das Einzige, was wir uns vorwerfen können, ist, dass wir damit zu lange gewartet haben. Denn aus betriebswirtschaftlicher Sicht rentierten sie nicht mehr.» Die Nähe zu den Mitgliedern hat trotzdem beibehalten werden können. Zumal die Schalterfrequenzen weiterhin abnehmen würden. «An beiden Orten betreiben wir weiterhin Bankomaten. Diese rentieren zwar nicht, sind aber eine Dienstleistung an unsere Kunden und ein Marketinginstrument», gesteht er.
Wichtig sei ihm bei der Kommunikation von solchen Massnahmen immer gewesen, die Mitglieder ehrlich und transparent über die Gründe zu informieren. «Dann verstehen sie es auch und tragen die Entscheidungen mit.» Das galt auch, als der Verwaltungsrat als eine der ersten Banken beschloss, das Bonussystem der Angestellten abzuschaffen. «Wir hatten bescheidenere Boni. Trotzdem wurden diese zunehmend als fester Lohnbestandteil gesehen. Das Problem ist aber, dass man eine Bonusverteilung nie gerecht machen kann», erklärt Franz Hagenbuch. Und wenn doch, sei das System dahinter sehr aufwendig und kompliziert. «Die Mitarbeiter akzeptierten das neue Modell gut, weil wir es sauber begründet hatten. Allerdings wurden wir für diesen Schritt anfangs von anderen Banken belächelt.»
Der Verwaltungsratspräsident setzte sich in seiner Funktion sehr stark für «seine» Bank ein. «Die zeitliche Belastung ist mir jetzt zu gross geworden. Zumal ich noch Präsident des Branchenverbandes ‹Swiss Beef› bin. Das benötigt neben den Vorstandstreffen noch viele weitere Sitzungen und Aktenstudien.» Das Präsidium wollte er deshalb bereits seit Längerem auf dieses Jahr abgeben, anschliessend aber noch als Beisitzer im Verwaltungsrat bleiben, vorab als Mitglied der Baukommission. «Davon bin ich jetzt weggekommen. Es ist für mich besser, wenn ich jetzt ganz austrete.»
Dass gleichzeitig sein Vizepräsident Claude Pfister aufhört, der mit ihm 2004 in den Verwaltungsrat kam, sei reiner Zufall, nicht dagegen seine Nachfolgerin. «Bereits vor einem Jahr haben wir aufgegleist, dass wir Arianne Moser aus Bonstetten für diesen Posten vorschlagen. Sie wird ihre Sache sehr gut machen.»
Sehr gute Nachfolger
Für die zwei frei werdenden Posten im Verwaltungsrat haben sich rund 100 Personen beworben. «Darunter hatten wir sehr gute Kandidaten und deshalb die Qual der Wahl», so Hagenbuch. Vorgeschlagen werden nun Sonja Amport aus Aeugst und Reto Schoch aus Jonen. «Ich hätte sehr gerne mit ihnen zusammengearbeitet. Denn Amport ist ausgebildete Landwirtin und heute Direktorin der Schweizerischen Textilfachschule.» Reto Schoch dagegen sei Bauökonom und in der Geschäftsleitung eines Bauberatungsbüros. «Er wird sehr wertvoll beim geplanten Neubau des Hauptstandortes der Bank in Oberlunkhofen sein. Wir sind da intensiv am Planen.»
Er freue sich darauf, die Verantwortung im April abzugeben. «Denn dieser Rucksack und die Gedanken an die Angestellten und Kunden trage ich immer mit. Und natürlich werde ich es schätzen, wieder mehr Zeit für mich und meine Familie zu haben.»