Susanne Schild, Redaktorin.
In fast genau vier Wochen habe ich Geburtstag. Im Gegensatz zu meinen Söhnen, die vor Kurzem 18 Jahre alt wurden und sogar die Stunden bis zu dem freudigen Ereignis zählten, sehe ich dem Ganzen weniger euphorisch ...
Susanne Schild, Redaktorin.
In fast genau vier Wochen habe ich Geburtstag. Im Gegensatz zu meinen Söhnen, die vor Kurzem 18 Jahre alt wurden und sogar die Stunden bis zu dem freudigen Ereignis zählten, sehe ich dem Ganzen weniger euphorisch entgegen. Ich werde 47. Die magische 50 rückt immer näher. So langsam, aber sicher komme ich an den Punkt, wo ich zugeben muss, den Zenit wohl überschritten zu haben. Ab jetzt geht es bergab. Eigentlich fühle ich mich noch gar nicht so alt. Doch es ist leider kein Privileg, jung zu sein, sondern nur ein vorübergehender Zustand. Aber jeder, der das Privileg mal hatte, glaubt, es für immer zu haben.
Woran ich merke, dass ich doch nicht mehr ganz so taufrisch bin, sind so die Kleinigkeiten im Alltag. Bis vor einem Jahr konnte ich das Haltbarkeitsdatum auf Lebensmitteln mühelos noch ohne Brille lesen. Mittlerweile sind meine Arme zu kurz, um die Verpackung noch weiter weg zu halten. Auch die Schriftgrösse auf meinem Natel hat inzwischen das Maximum erreicht. Mir ist durchaus bewusst, dass der Schritt nach der Lesebrille, der Rollator sein wird. Auch die Prioritäten verändern sich. Hiess es früher After-Work-Party, beschäftigt mich aktuell meine Altersvorsorge zugegebenermassen mehr. Ganz schlimm war der Moment, als mir neulich im Zug nach Lenzburg ein junger Mann seinen Platz anbot. Ich habe den jungen Kerl für seine Höflichkeit noch wochenlang gehasst.
Wenn ich mich heute mit meinen Kolleginnen treffe, werden mittlerweile Gesprächsthemen wie die Wechseljahre angeschnitten. Pflanzliche Behandlungsmethoden gegen Hitzewallungen werden stundenlang diskutiert. Es wird zunehmend schwieriger, mir die Falten auf meiner Stirn als Lebenslinien schönzureden. Doch die Alternative zu Falten, wie beispielsweise Botox, ist ja auch nicht gerade lustig.
Wenigstens kommt der Wechsel langsam und nicht schlagartig. Zunächst nimmt man ihn gar nicht wahr. Eigentlich finde ich ihn auch nicht so schlimm, wenn man dabei lebendig bleibt und sich mit seinen, zugleich alternden, Freundinnen austauschen kann. Älterwerden ist scheusslich und wunderbar zugleich. Es kommt nur auf die Perspektive an. Deshalb freue ich mich auf meinen Geburtstag, auch wenn ich die Stunden bis dahin nicht zähle.