Für eine gute Schule unerlässlich
15.12.2020 SchuleMotion flächendeckende Schulsozialarbeit – Wohler SP-Grossrat Thomas Leitch als Mitinitiant
Zwölf Mitglieder des Grossrats – sieben Frauen und fünf Männer – fordern per Motion die Einführung von flächendeckender ...
Motion flächendeckende Schulsozialarbeit – Wohler SP-Grossrat Thomas Leitch als Mitinitiant
Zwölf Mitglieder des Grossrats – sieben Frauen und fünf Männer – fordern per Motion die Einführung von flächendeckender Schulsozialarbeit im Aargau. Auch der Wohler Bildungspolitiker Thomas Leitch (SP) war bei der Entwicklung des Vorstosses massgeblich beteiligt.
Daniel Marti
«Der Regierungsrat wird gebeten, die rechtlichen Grundlagen für eine flächendeckende Einführung der Schulsozialarbeit im Kanton Aargau zu erarbeiten und deren Finanzierung festzulegen.» So lautet der Auftrag der zwölf Parlamentarier.
Ein grosser Teil der Gemeinden im Kanton Aargau erkennt den Wert und profitiert vom Nutzen und vom professionellen Wissen der Schulsozialarbeit (SSA) und hat diese eingeführt. Das Schulportal des Kantons Aargau hält fest: «Die Schulsozialarbeit unterstützt und berät Kinder und Jugendliche bei der Gestaltung ihres Schulalltags und Lebens. Unter Einbezug des sozialen Umfeldes hilft die Schulsozialarbeit bei der Entwicklung von Lösungen bei psychosozialen Problemstellungen. Dabei arbeitet sie mit Lehrpersonen, weiteren Fachpersonen und spezialisierten Stellen der Kinder- und Jugendhilfe sowie mit der Schule zusammen.»
«Komplexer und spannungsreicher»
Die Motionäre nennen mögliche Tätigkeitsbereiche der Schulsozialarbeit: «Kinder, die Kameraden mobben, rebellierende Jugendliche, Gewalt auf dem Pausenplatz, Lehrpersonen, die an ihre Grenzen stossen, überforderte Eltern – die gesellschaftliche Entwicklung hat das Zusammenleben von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in den letzten Jahren stark verändert.» Das Zusammenleben sei «komplexer und spannungsreicher» geworden.
An wen können sich Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen, Schulleitung und Eltern bei den vielfältigen Problemen wenden? «Die Beratungsstellen im Aargau sind ausgelastet, überlastet oder unterbesetzt», lautet die Aussage der Regierung in der Beantwortung eines Postulats vom vergangenen Oktober. Der Schulpsychologische Dienst (SPD) übernimmt oft zusätzliche Präventiv- und Beratungsaufgaben, die in Gemeinden mit einer Schulsozialarbeit durch diese übernommen werden können.
Eltern können Beratung und Unterstützung bei Erziehungsfragen sowie bei sozialen und persönlichen Problemen ihres Kindes auf eine niederschwellige Art bei der Schulsozialarbeit in Anspruch nehmen. Schülerinnen und Schüler erhalten vor Ort rasch und unbürokratisch Hilfe und Beratung bei persönlichen und sozialen Problemen. Dadurch könne der SPD entlastet werden und sich auf seine Kernaufgaben konzentrieren.
Die Schulsozialarbeit begleitet zudem Kinder und Jugendliche im Prozess des Erwachsenwerdens. Schulsozialarbeiter bieten direkt im Schulhaus Beratungen, präventive Angebote und Kriseninterventionen an.
Mehr Chancengerechtigkeit
Die Schulsozialarbeit im Kanton Aargau ist heute auf kantonaler Ebene in 63 Schulen (Stand 2015) vertreten. «Es gibt immer noch Schulen im Aargau, die keine SSA haben. Dies widerspricht der Chancengerechtigkeit für Kinder und Jugendliche, aber auch deren Lehrpersonen und Schulleitungen, die nicht die Möglichkeit haben, von diesem Angebot zu profitieren», schreiben die Motionäre. «Erwiesenermassen gibt es im Aargau zu wenig Sonderschulplätze und zu wenig Möglichkeiten, verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche adäquat zu betreuen und präventiv zu wirken.»
Diesbezüglich leistet die Schulsozialarbeit «unerlässliche Dienste und niederschwellige Beratung, nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern auch für Eltern und Lehrpersonen und für die Schulleitung». Die Schule werde zudem in der Entwicklung unterstützt.
Und weiter: «Die SSA bietet den Schulen die Möglichkeit zu agieren, und nicht nur zu reagieren, und stärkt das gesamte System Schule vor Ort.»
In die Schulgeldberechnung einbeziehen?
Im Zusammenhang mit einer flächendeckenden Einführung der Schulsozialarbeit sei die Finanzierung zu beachten. «Aktuell haben vor allem Gemeinden mit einem grossen Handlungsbedarf eine eigene und durch die Gemeinden finanzierte Schulsozialarbeit eingeführt.» Oder sie sind vertraglich an eine SSA angeschlossen. «Andere Gemeinden verzichten darauf und verlassen sich darauf, dass der kantonal finanzierte Schulpsychologische Dienst ihre Bedürfnisse abdeckt. Auch stellt sich die Frage, ob die Schulsozialarbeit nicht in die Schulgeldberechnung einbezogen werden müsste.»
Die Motionärinnen und Motionäre sind der Meinung, dass eine Schulsozialarbeit «für eine gute Schule unerlässlich ist und deren Einführung deshalb flächendeckend auf das ganze Kantonsgebiet ausgeweitet» werden soll.
Die Motion wurde von folgenden Parlamentariern unterzeichnet und eingereicht, die Motionäre decken auch einen grossen Teil des Kantons ab: Colette Basler, SP, Zeihen; Maya Bally, CVP, Hendschiken; Simona Brizzi, SP, Ennetbaden; Jürg Baur, CVP, Brugg; Thomas Leitch, SP, Wohlen; Lucia Ambühl-Riedo, FDP, Sarmenstorf; Ruth Müri, Grüne, Baden; Alfons Kaufmann, CVP, Wallbach; Daniel Hölzle, Grüne, Zofingen; Béa Bieber, GLP, Rheinfelden; Dr. Titus Meier, FDP, Brugg; Therese Dietiker, EVP, Aarau.