100 Jahre Braunvieh Aargau
27.10.2020 Bettwil100 Jahre Braunvieh Aargau. Es liegt eine lange und bewegte Geschichte hinter dem Verband. Seit einigen Monaten prägt Cyrill Gauch diese als neuer Präsident mit. 200 Betriebe zählt der Verband aktuell. Wie schon bei der Gründung am 28. Juni 1920 bilden die Freiämter ...
100 Jahre Braunvieh Aargau. Es liegt eine lange und bewegte Geschichte hinter dem Verband. Seit einigen Monaten prägt Cyrill Gauch diese als neuer Präsident mit. 200 Betriebe zählt der Verband aktuell. Wie schon bei der Gründung am 28. Juni 1920 bilden die Freiämter Züchter einen grossen Teil des Verbands. Vier der sechs Vorstandsmitglieder etwa sind aus dem Bezirk Muri. Und mit dem Bettwiler Cyrill Gauch steht ein Junger seit Kurzem an der Spitze. --ake
Aus Liebe zu den braunen Kühen
Seit einigen Monaten ist Cyrill Gauch aus Bettwil Präsident von Braunvieh Aargau
Viel zu tun hatte er in seinen ersten Monaten als Präsident nicht. «Nur Anlässe absagen», sagt Cyrill Gauch. Dabei hätte Braunvieh Aargau in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen gefeiert. «Das holen wir nach», betont Gauch. Die Liebe zu den braunen Kühen wurde dem Bettwiler in die Wiege gelegt.
Annemarie Keusch
Die einen gehören seinem Sohn Fynn, andere der älteren Tochter Svea, andere der Frau Claudia, noch andere der jüngsten Tochter Luana. «Vor allem Ilse und Jamaika sind beliebt», sagt Cyrill Gauch. Alle haben ihre Lieblingskühe. «Mir bleiben jene, die bei niemandem aus der Familie ganz hoch im Kurs sind.» Cyrill Gauch lacht. Er ist auf dem Mühlehof in Bettwil aufgewachsen, als jüngstes von sieben Kindern. Genau so lief es damals, genau so läuft es heute. «Die Kühe haben Familienanschluss», sagt er. Zusammen mit seiner Frau und der Unterstützung seiner Eltern führt er den Landwirtschaftsbetrieb in achter Generation, «mindestens». Ganz genau wisse man das leider nicht.
Dass Cyrill Gauch Landwirt wird und in die Fussstapfen seiner Vorfahren tritt, war früh klar. «Schon von klein auf habe ich jedes Tier, das vom Hof ging, fotografiert und archiviert.» Auch das Züchten sagte ihm früh zu. «Ich beurteilte als Kind nicht nur die lebendigen Kühe nach ihrem Exterieur, sondern auch meine Plüsch- und Holzkühe.» Heute kann Cyrill Gauch lachen und Ähnliches bei seinem Sohn Fynn beobachten.
Handel verlagerte sich ins Internet
An der Delegiertenversammlung im Februar wurde Cyrill Gauch zum neuen Präsidenten von Braunvieh Aargau gewählt. «Ich wollte mein Amt als Kassier sowieso abgeben», sagt er lachend. Vier Jahre war er zuvor im Vorstand tätig gewesen. Als er für den Vorstand angefragt wurde, habe er das – wie immer – mit seiner Familie besprochen. «Mein Vater meinte, das sei ein Muss, ein Ehrenamt.» Immer hielten die Gauchs auf dem Mühlehof braune Kühe, Cyrill Gauch war vorher Teil der Jungzüchter. Also sagte er zu, im Februar dann auch für das Präsidentenamt. «Wenn ich schon dabei bin, dann richtig. Das ist mein Naturell.»
Eigentlich wäre es gleich ein aufregendes Jahr geworden, sein erstes als Präsident. 100 Jahre Braunvieh Aargau kann in diesem Jahr gefeiert werden. Ein Mitgliederbrunch wäre auf dem Programm gestanden, musste aber genauso wie die beliebte Auktion auf dem Horben abgesagt werden. Beschäftigt mit seinem neuen Amt war der dreifache Familienvater trotzdem. «Es gab trotzdem einiges zu besprechen.» Und gehandelt wurde trotzdem, nicht im Strohring bei Auktionen, sondern im Intern-Bereich von Braunvieh Schweiz. «Es gab teilweise 15 000 Suchanfragen pro Monat.» Und Cyrill Gauch versuchte, den Kontakt zu den Landwirten zu halten. Eines seiner Ziele als Präsident: «Die Bauern sollen miteinander anstatt gegeneinander arbeiten.»
Siera, Patricia und Joba
Weit weg vom Mühlehof wollte Cyrill Gauch nie. Sogar die Lehrjahre absolvierte er in der Nähe – in Schongau und in Hohenrain. Dass er die Lehre als Landwirt machte, stand ausser Diskussion. «Ich habe einmal als Koch geschnuppert, aber das war nichts für mich.» Es ist die Arbeit mit den Kühen, die ihm gefällt. Und diese ist durchaus erfolgreich. Die Gauchs halten Auszeichnungen für 100 000er-Kühe in den Händen. Kühe, die in ihrem Leben 100 000 Kilogramm Milch lieferten. «Siera und Patricia», sagt Cyrill Gauch. Besonders stolz ist er auf seinen «Economy Star». «Nur 77 Kühe wurden schweizweit damit ausgezeichnet, unsere Joba gehörte dazu.»
Darin, dass die Gauchs dem Verband Braunvieh Aargau angehören, sieht Cyrill Gauch lauter Vorteile. «Dank dem Verband verfügen wir über ganze Auswertungstabellen mit allen Daten und ganzen Stammbäumen.» Dank diesen Auswertungen wissen die Landwirte, mit welchen Tieren sie weiterzüchten sollen und welche Eigenschaften ausgemerzt werden müssen.
Familie hilft immer mit
Seit Generationen züchten die Gauchs auf dem Mühlehof braune Kühe. Auch für Cyrill Gauch kam nie etwas anderes infrage. «Viel Fett, viel Eiweiss, tiefe Zellzahlen, langlebig – es sind die perfekten Milchkühe.» Und er fügt an: «Braune Kühe sind auch einfach schön.» Entsprechend wollen die Gauchs noch mehr von ihnen haben. Im nächsten Jahr steht ein Stallneubau an, damit sie nachher Platz haben für gut 50 Kühe.
Neben der Milchwirtschaft und der Viehzucht gehören der Ackerbau und der Obstanbau zu den Standbeinen des Hofs von Cyrill Gauch. Da steht einiges an Arbeit an. «Zum Glück kann ich auf meine Familie zählen. Wenn es nötig ist, helfen Geschwister, Nichten und Neffen, Eltern und Schwiegervater mit.» Noch aktuell sind sie bei der Ernte von rund 30 Tonnen Äpfel und Birnen gefragt.