Genau hinschauen
04.08.2020 Kelleramt«Die neue Politgeneration – junge Kandidaten auf den Freiämter Grossratslisten»: Lukas Abt, SVP, Rottenschwil
Politisch der gleichen Meinung wie sein Vater ist der 23-jährige SVP-Grossratskandidat Lukas Abt aus Rottenschwil vor allem, wenn es um ...
«Die neue Politgeneration – junge Kandidaten auf den Freiämter Grossratslisten»: Lukas Abt, SVP, Rottenschwil
Politisch der gleichen Meinung wie sein Vater ist der 23-jährige SVP-Grossratskandidat Lukas Abt aus Rottenschwil vor allem, wenn es um Landwirtschaft geht. Ansonsten driften die Ansichten des Sohnes gegenüber denjenigen des ehemaligen CVP-Grossratskandidaten auseinander. Das verrät Lukas Abt an seinem Lieblingsort im Rottenschwiler Moos.
Roger Wetli
«Seit ich denken kann, bewirtschaften wir diese Fläche hier», sagt Lukas Abt. Sein Blick schweift über eine offene Wiese, die sich zwischen Hecken und hohen Bäumen befindet. Ein Teil des Rottenschwiler Mooses darf zwar betreten werden, ein Tor und die Signalisation, dass es sich um eine Sackgasse handelt, schrecken aber die meisten möglichen Besucher ab. Zudem ist die Fläche von aussen kaum sichtbar. «Ich freue mich jedes Mal wieder darauf, hier arbeiten zu dürfen», schwärmt der ausgebildete Landwirt und Agronomie-Student. «In den letzten Jahren habe ich hier beobachtet, wie der Standort immer mehr ausgemagert ist, weil wir das Schnittgut wegführen und aus Gründen des Naturschutzes die Fläche nicht düngen.»
Gutes Beispiel für ein Miteinander
Einen speziellen Reiz bewirkt das Rottenschwiler Moos auch, weil die Landschaftsformen eher wild sind. «In der Landwirtschaft ist das meiste dagegen streng geometrisch», erklärt er. «Wir haben hier ein super Beispiel dafür, dass die Landwirtschaft nicht nur Lebensmittel produziert, sondern auch Lebensräume pflegt.»
Sein Beruf sei sehr stark an die Entscheidungen der Politiker gebunden. «Deshalb war Politik bei uns zu Hause immer ein Thema», erinnert sich Lukas Abt. Sich richtig dafür zu interessieren begann er, als sein Vater vor vier Jahren als Mitglied der CVP für den Grossen Rat kandidierte. Allerdings fehlten ihm damals der richtige Ruck und die Kontakte, um selber aktiv zu werden. Das änderte sich, als er den SVP-Jungpolitiker und Bauernsohn Alain Bütler kennenlernte. Vor eineinhalb Jahren trat er der Partei bei.
Seither wird am Familientisch noch mehr diskutiert. «Im Bereich der vertreten CVP und SVP eine sehr ähnliche Ansicht. Sie setzen auf eine produzierende Branche. In vielen anderen Themen gibt es aber Unterschiede. Da bin ich klar auf der SVP-Linie.»
Tiefer Selbstversorgungsgrad
Lukas Abt unterstützt die Anliegen der grössten Schweizer Partei zum Beispiel in Migrationsfragen. «Sie schaut da langfristig. Je mehr Leute im Land wohnen, desto grösser wird der hiesige Ressourcenverbrauch. Das hat Auswirkungen auf die Infrastruktur, den Energieverbrauch und den Lebensmittelkonsum. Dabei ist der Selbstversorgungsgrad bereits heute um magere 50 Prozent.» Die Schweiz könne sich also nicht mehr selber ernähren. Viele würden eine extensive Landwirtschaft fordern, dann aber die günstigen Produkte aus dem Ausland kaufen.
Der junge Landwirt ist der Meinung, dass der Staat oft zu fahrlässig und zu schnell Geld ausgibt. «Er sollte zuerst hinschauen, was es genau braucht, und dann das Geld sprechen. Zudem sollten bei einem Bauprojekt nicht nur die Erstellungskosten, sondern auch die danach dauerhaften Ausgaben für den Betrieb und den Unterhalt in die Entscheidung eingeschlossen werden.»
Lukas Abt schaut über die vielfältige Fläche des Rottenschwiler Mooses und fühlt sich als Landwirt unverstanden. «Uns wird oft vorgeworfen, dass wir nichts für den Schutz des Klimas machen. Das stimmt nicht. In den letzten Jahren sind zum Beispiel auf den Dächern unserer Scheunen Photovoltaikanlagen entstanden oder die Bauern bauten Biogasanlagen.» Abt findet es gut, dass die SVP in der Klimapolitik auf die Bremse steht und diese hinterfragt. «Die anderen rennen sehr schnell in eine Richtung. Wir laufen Gefahr, dass wir uns dabei verrennen», warnt er.
Gegensteuer geben
Dass die SVP oft das Maximale fordert, unterstützt er. «Man geht mit seiner Überzeugung voll in die Diskussion hinein. Dies im Wissen, dass man nicht alles erreichen kann. Man darf bei solchen Diskussionen nicht mit einem Kompromissvorschlag beginnen.»
Der Weg geht zurück zu seinem Wohnort am Rand von Rottenschwil. Nach dem Tor des Naturschutzgebietes führt die Feldstrasse an Rapsfeldern, Sonnenblumen und Ökowiesen vorbei. In der Ferne sieht man das Dorf. «Wir wohnen hier sehr idyllisch und ruhig. Und trotzdem kriegen wir hier in nützlicher Distanz alles, was wir zum Leben brauchen», erklärt er. Leider sei Rottenschwil zunehmend zum «Schlafdorf» geworden. Die Eltern seien vom Dorfleben wieder abgeschnitten, sobald die Kinder die Oberstufe besuchen. «In den letzten Jahren wurde aber viel Gegensteuer gegeben», freut sich Lukas Abt, der sich aufgrund seines Studiums zurzeit in keinem Rottenschwiler Verein engagiert. Er schätzt die guten Verbindungen des öffentlichen Verkehrs und dass jetzt Buswartehäuschen gebaut wurden.
Etwas bewegen
Irgendwann möchte Lukas Abt den Hof seines Vaters übernehmen. Um sich einen guten Weitblick zu bewahren, schwebt ihm vor, daneben noch zusätzlich etwas anderes zu arbeiten. Als ausgebildeter Agronom würden ihm später einige Türen offen stehen. Für den Grossen Rat kandidiert Lukas Abt, weil er in der Aargauer Politik etwas bewegen möchte. «Ich will mein Gesicht zeigen und für meine Überzeugungen kämpfen. Wenn es diesmal nicht reichen sollte, werde ich vielleicht in vier Jahren nochmals kandidieren», schaut der junge Landwirt voraus.
Beeindruckt hat ihn sein Besuch einer Delegiertenversammlung der SVP Schweiz. «Da merkte ich, dass die nationale Politik nicht irgendwo, sondern sehr nahe stattfindet. Jeder kann sich engagieren, wenn er will. Und ich möchte.»
Am Sonntag, 18. Oktober, finden die Gesamterneuerungswahlen des Grossen Rats statt. Diese Zeitung stellt mit einer Sommerserie je einen Kandidaten aller grossen Bezirksparteien vor.
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