Mafia ist grosses Thema in Muri
31.07.2020 MuriMehrere Tage waren die Zeitungen schweizweit voll damit. Bei einem Schlag gegen die kalabrische Mafia ’Ndrangheta kam es in Muri zu einer Festnahme. Das scheint die Bevölkerung nicht zu beunruhigen. --ake
Verunsicherung? Fehlanzeige!
Der ...
Mehrere Tage waren die Zeitungen schweizweit voll damit. Bei einem Schlag gegen die kalabrische Mafia ’Ndrangheta kam es in Muri zu einer Festnahme. Das scheint die Bevölkerung nicht zu beunruhigen. --ake
Verunsicherung? Fehlanzeige!
Der Schlag gegen die kalabrische Mafia ’Ndrangheta brachte Muri in die Schlagzeilen – Reaktionen dazu
Alle grossen nationalen Medien berichteten darüber. Letzte Woche führten Ermittlungen der Fedpol gegen die organisierte Kriminalität auch nach Muri. Eine Umfrage zeigt, dass sich die Bevölkerung im Klosterdorf trotzdem sicher fühlt. Von einem Imageproblem will auch Gemeindepräsident Hans-Peter Budmiger nicht sprechen.
Susanne Schild, Annemarie Keusch
Beim Schlag gegen die italienische Mafia ’Ndrangheta führte die Spur zu einem italienischen Restaurant und einer Baufirma in Muri. Schlagzeilen, die die Murianer beschäftigen. Dennoch, den vollen Namen will niemand sagen, auch fotografieren lassen wollen sich die Umfrageteilnehmenden nicht. Klare Meinungen gibt es trotzdem. Für den Murianer A. Keusch war die Nachricht eine grosse Überraschung. «Als ich aus den Medien erfuhr, dass in Muri die Mafia aktiv ist, war ich wirklich erstaunt. Von den Aktivitäten der Mafiosi habe ich weder etwas bemerkt noch irgendwann etwas Verdächtiges beobachtet. Ich lebe nach wie vor gerne in Muri und fühle mich hier auch sicher.»
Kein Schock
J. Meyer ist selbst wenig schockiert über die Nachricht. «Ich habe auch schon Urlaub in Kalabrien gemacht, da gibt es ja auch die Mafia. Solange ich nicht in irgendwelche Anschläge involviert bin, interessiert mich die Mafia wenig. Dass es sie gibt, weiss schliesslich jeder. Ich fühle mich in Muri deshalb nicht irgendwie unsicher. Muri ist ein intaktes Dorf. Hier wurden ja keine Autos angezündet oder auf den Strassen geschossen.»
«Vielleicht hat Muri ja auch von der Mafia profitiert», mutmasst U. Baumann. «Die Mafiosi haben schliesslich auch Steuern bezahlt und ich glaube, bestimmt nicht wenig. Das ist ja der Gemeinde auch zugute gekommen. Bemerkt habe ich von den kriminellen Machenschaften persönlich nichts. Und sicher fühle ich mich hier, ob nun mit oder ohne Mafia.»
Es kann jede Gemeinde treffen
«Ich hatte schon ein etwas mulmiges Gefühl, als ich erfuhr, dass in Muri die Mafia ansässig war», gibt A. Huber zu. «Gott sei Dank ist nichts passiert. Aber jetzt ist sowieso schon alles vorbei. Wenn man es genau nimmt, wer weiss schon sicher, ob in seiner Gemeinde nicht auch die Mafia ihr Unwesen treibt.» Auch für R. Gut steht fest, dass man sich nirgends ganz sicher vor Verbrechen oder eben der Mafia fühlen kann. «Wichtig ist, dass gegen Verbrechen vorgegangen wird, dass unser Rechtssystem und Polizeisystem funktioniert. Dass wir uns hier in der Schweiz darauf verlassen können, zeigt ja, dass das Ganze aufgeflogen ist.»
Lieber anders in den Medien
Auch von offizieller Seite hält sich die Gemeinde zurück. «Die Gemeinde spielt in der ganzen Sache keine Rolle, darum nehmen wir keine Stellung dazu», sagt Gemeindepräsident Hans-Peter Budmiger. Der Gemeinderat überlasse die Kommunikation jenen Stellen, die dafür zuständig sind, und das sei definitiv nicht die Gemeinde. Angesprochen auf ein drohendes Imageproblem, das mit der medialen Aufmerksamkeit auf die Gemeinde zukommen könnte, bleibt Budmiger ruhig. «Es ist nicht der Moment, über ein Imageproblem zu sprechen. Es gilt nach wie vor die Unschuldsvermutung.» Dennoch sagt er: «Natürlich wären wir lieber mit positiven Schlagzeilen in den Medien vertreten.»