Aufsaugen wie ein Schwamm
24.07.2020 Muri«Die neue Politgeneration – junge Kandidaten auf den Freiämter Grossratslisten»: Ladina Zürcher, SP, Muri
Seit knapp drei Jahren lebt sie in Muri. Seit letztem Jahr gehört sie der SP Muri an. Und nun kandidiert Ladina Zürcher für den ...
«Die neue Politgeneration – junge Kandidaten auf den Freiämter Grossratslisten»: Ladina Zürcher, SP, Muri
Seit knapp drei Jahren lebt sie in Muri. Seit letztem Jahr gehört sie der SP Muri an. Und nun kandidiert Ladina Zürcher für den Grossen Rat. Es geht ihr darum, wertvolle Erfahrungen für spätere Wahlkämpfe zu sammeln.
Annemarie Keusch
Extrem sei sie nicht, sagt Ladina Zürcher. Gleichzeitig lacht sie. «Für meine Familie bin ich schon extrem.» In konservativem Haus in Schwyz aufgewachsen, war Politik am Familientisch stets ein Thema. Ladina Zürcher diskutierte immer mit. Und mit ihrer Ausbildung im sozialen Bereich als Fachfrau Betreuung begann sie mehr und mehr die Gegenseite einzunehmen. Heute sagt sie mit Überzeugung: «Ich fühle mich links.» Die Diskussionen am Esstisch gibts immer noch, wenn Ladina Zürcher ihre Eltern in der Innerschweiz besucht. «Eben, extrem bin ich nicht und auf Diskussionen einlassen können wir uns zum Glück alle gut.»
Dass Ladina Zürcher vor knapp drei Jahren nach Muri zügelte, war Zufall. Sie wollte mit ihrem Freund zusammenziehen. In Muri fanden sie eine schöne Wohnung und guten Verkehrsanschluss zu ihren beiden Arbeitsorten. Mittlerweile hat Zürcher die Stelle gewechselt und ist auf einer Wohngruppe der Integra in Wohlen tätig. Und mittlerweile ist sie in Muri heimisch geworden. «Ich mag das Ländliche und trotzdem hat es alles, was man zum Leben braucht», sagt sie. Viel ihrer Freizeit verbringt sie in der Natur, sehr gerne beim Vitaparcours oder in der Nähe der reformierten Kirche. «Ich geniesse die Ruhe.»
Für soziale Minderheiten einsetzen
Die SP vertrete ihre politische Einstellung am besten. Darum sei es für sie auf der Hand gelegen, diese Partei nicht nur zu wählen, sondern ihr auch beizutreten. «Ich habe auch eine sehr ausgeprägte grüne Ader, aber sozialpolitische Aspekte sind mir sehr wichtig, darum entschied ich mich für die SP», sagt die 23-Jährige.
Gleichberechtigung ist etwa eines ihrer Kernthemen. «Gerade in meinem beruflichen Alltag mit Beeinträchtigten erlebe ich, dass Minderheiten nicht gleichberechtigt sind.» In der Politik wolle sie sich für soziale Minderheiten einsetzen.
Im letzten Jahr trat Ladina Zürcher der SP Muri bei. «Ich bin bei Weitem die Jüngste», sagt sie. Wohl fühle sie sich in der Partei aber dennoch. «Ich erhalte Einblicke in alle politischen Bereiche, das gefällt mir.» Als Beisitzerin gehört sie zudem dem Vorstand an. Als sie für die Grossratsliste angefragt wurde, habe sie nicht gezögert. «Ich will mich engagieren, ich will dabei sein. Es gilt, früh anzufangen.» Auch wenn der Aufwand nicht zu unterschätzen sei – und in den nächsten Wochen noch ansteige: «Ich bin mit ganz viel Herzblut dabei.» Und das, obwohl ihre Chancen, gewählt zu werden, klein sind. «Verschwindend», sagt sie, die vom sechsten Listenplatz startet.
Freiwillige im Tierrettungsdienst
Die Grossratskandidatur sieht Ladina Zürcher als Einstieg. «Ich kann mir sehr gut vorstellen, den politischen Weg weiterzuverfolgen», sagt sie mit Überzeugung. Sie wolle nun Wahlkampfluft schnuppern. «Ich sauge alles auf wie ein Schwamm.» Und auch wenn die Chancen klein sind, «verschwindend», wie sie selber sagt, würde Ladina Zürcher gewählt, «würde ich es durchziehen». Sie sei bereit, viel Zeit in die Politik zu investieren, sich einzusetzen für ihre Werte.
Ladina Zürcher spricht bestimmt. Die Überzeugung und das Herzblut für ihr politisches Engagement sind ihr unschwer anzumerken. Sie sagt Sätze wie: «Wir nennen uns einen Sozialstaat, dann können wir uns ruhig mehr Mühe geben, dem auch gerecht zu werden.» Auswendig gelernt wirkt es nicht, viel eher kommt es aus tiefstem Herzen, aus vollem Idealismus. «So bin ich», sagt Ladina Zürcher.
Überzeugt, engagiert. Das zeigt sich auch in den Hobbys der 23-Jährigen. «Für Vereine bleibt neben den unregelmässigen Arbeitszeiten kaum Platz.» Stattdessen ist sie freiwillig im Tierrettungsdienst im Raum Zürich tätig. Von angefahrenen Katzen bis zu mit Scheiben kollidierten Vögeln. Ist es nötig, rückt Ladina Zürcher nachts und an Wochenenden aus. «Tiere sind mir sehr wichtig», sagt sie. Ihre erste Amtshandlung nach dem Auszug aus dem Elternhaus war es, zwei Katzen anzuschaffen. Zürcher ist Vegetarierin, «mit veganen Tendenzen».
Die Natur, Tiere – für Ladina Zürcher sind das zwei ganz wichtige Themen. Aber auch die Migration und die Gleichberechtigung lösen bei ihr vieles aus. «Ich bin sehr motiviert, über diese Themen nicht nur mit meinem Umfeld zu diskutieren, sondern in der Politik», sagt sie. Der Startschuss dafür fällt mit der Grossratskandidatur für die SP des Bezirks Muri.
Am Sonntag, 18. Oktober, finden die Gesamterneuerungswahlen des Grossen Rates statt. Diese Zeitung stellt mit einer Sommerserie je einen Kandidaten oder eine Kandidatin aller grossen Bezirksparteien vor.