Talentiertes Brüder-Trio
09.06.2020 EishockeyHassan, Karym und Noah Krayem aus Fischbach-Göslikon wollen Eishockey-Profis werden
Sie sind Brüder und haben ein Ziel. Hassan, Karym und Noah Krayem aus Fischbach-Göslikon sind leidenschaftliche Eishockey-Spieler und wollen ihr Hobby zum Beruf machen. Sie ...
Hassan, Karym und Noah Krayem aus Fischbach-Göslikon wollen Eishockey-Profis werden
Sie sind Brüder und haben ein Ziel. Hassan, Karym und Noah Krayem aus Fischbach-Göslikon sind leidenschaftliche Eishockey-Spieler und wollen ihr Hobby zum Beruf machen. Sie sprechen über ihre Ambitionen und wie sie sich gegenseitig besser machen.
Josip Lasic
Libanesisches Temperament, osteuropäische Coolness und Schweizer Disziplin ergeben auf dem Eis zusammen eine brandheisse Mischung. Zumindest im Fall von Hassan, Karym und Noah Krayem. Der Vater der drei Eishockey-Spieler stammt aus dem Libanon, die Mutter aus der Slowakei. Woher bei diesem Mix das Eishockey-Talent kommt, lässt sich nicht genau sagen. Was sich sagen lässt, ist, dass enorm viel davon vorhanden ist.
Die Chance ist gross, dass Fischbach-Göslikon in Zukunft nicht mehr nur durch den lokalen Verein auf der Schweizer Eishockey-Landkarte vertreten ist, sondern auch durch einen bis drei der Krayem-Brüder als Profs. Der grösste Traum des Trios wäre ein Sprung in die nordamerikanische Prof-Liga NHL.
Bereits bei namhaften Vereinen unterwegs
Die drei Brüder haben ihre ersten Schritte alle beim EHC Kloten gemacht. Während der 18-jährige Karym und der zehnjährige Noah mittlerweile im Nachwuchs des EV Zug spielen, war der 20-jährige Hassan letztes Jahr beim HC Fribourg-Gottéron im Einsatz. Das Ziel des Trios ist, auch in Zukunft für solche grossen Namen im Schweizer Eishockey zu spielen – oder als Profs in der NHL.
Noch lieber wäre es ihnen, wenn sie gemeinsam auf dem Eis stehen könnten. Ihnen ist aber bewusst, dass es von vielen Faktoren abhängt, ob das eines Tages möglich sein wird. Hassan, der älteste der drei Brüder, schliesst im Sommer seine Ausbildung an der Zürcher United School of Sports, deren Leiter und Inhaber der Wohler Tobias Rohner ist, ab und will als erster den Sprung in den professionellen Eishockey-Sport schaffen. Wenn die neue Saison im Schweizer Eishockey losgeht, dann will er zumindest bei einem Nationalliga-B-Verein in der Mannschaft sein. Die zwei jüngeren Brüder lauern in Wartestellung.
Drei Brüder, ein Ziel
Die Brüder Hassan, Karym und Noah Krayem aus Fischbach-Göslikon sind grosse Eishockey-Talente
Brüderpaare sind im Schweizer Profeishockey keine Seltenheit. Mit den Boswilern Jannik und Simon Fischer war sogar das Freiamt einige Jahre lang in der NLA mit einem Bruderpaar vertreten. Mit den Krayems aus Fi-Gö will in Zukunft ein Brüder-Trio in der NLA für Furore sorgen.
Josip Lasic
Fischbach-Göslikon. Rund 200 Meter vom Haus von HC-Fischbach-Göslikon-Präsident Martin Jordi lebt die Familie Krayem. Die drei Söhne der Familie, Hassan (20), Karym (18) und Noah (10), wären für Jordis Verein defnitiv eine Verstärkung. Die Brüder sind aber zu gut, um «nur» beim Freiämter Drittligisten aus ihrem Wohnort zu spielen. Hassan Krayem wurde beim EHC Kloten und beim HC Fribourg-Gottéron ausgebildet. Karym und Noah spielen im Nachwuchs des EV Zug.
Vor dem Haus der Familie Krayem ist sofort zu sehen, dass darin Sportskanonen leben. Ein Trampolin steht im Garten, ein Basketballkorb hängt an der Wand. Diverse Bälle liegen schön sortiert beim Trampolin. Und natürlich steht dort auch ein Hockeytor, daneben unzählige Schläger und Eishockeypucks. Spätestens beim Betreten des Hauses ist klar, welche Sportart bei den Krayems die Nummer 1 ist. Zahlreiche Fotos und Autogrammkarten der Brüder in Eishockeymontur sind aufgehängt. Im Wohnzimmer steht ein Geschenk an die Mutter als Dekoration: die Kelle eines Eishockeyschlägers, auf der «World’s greatest Mom» geschrieben steht. Die Krayem-Brüder, sie sind verrückt nach Eishockey.
Sport als Arbeit und Vergnügen
Noah, der Jüngste des Bruder-Trios, sitzt leicht schläfrig am Esszimmertisch. Der Zehnjährige hat bei einem Kollegen übernachtet und ist noch müde. Normalerweise ist Müdigkeit ein Fremdwort für die Brüder. Der 20-jährige Hassan und der 18-jährige Karym berichten, wie sie ein paar Tage vorher um 5 Uhr morgens aufgestanden sind. Sie sind mit dem Fahrrad 17 Kilometer nach Brugg gefahren. Dort gingen sie ins Schwimmbad. Nachdem sie einige Längen geschwommen sind, ging es mit dem Fahrrad wieder 17 Kilometer zurück nach Fi-Gö.
Die Krayems betätigen sich in ihrer Freizeit am liebsten sportlich. Solche Aktionen dienen aber nicht nur dem Vergnügen. Hassan Krayem, der älteste der drei Brüder, bereitet sich auf Probetrainings bei Teams aus der Nationalliga A und B vor. Aktuell besucht er die United School of Sports in Zürich, deren Leiter und Inhaber der Wohler Tobias Rohner ist. Im Sommer schliesst Hassan seine Ausbildung ab. Zur vergangenen Saison wechselte er vom EHC Kloten zum HC Fribourg-Gottéron. Der Verein hat ihm eine Wohnung in Fribourg gestellt. Es war kein leichtes Jahr für Hassan Krayem. Schule und Praktikum in Zürich, Training in Fribourg und das erste Mal im Leben alleine wohnen. «Ich musste in dieser Zeit lernen, meinen Alltag zu strukturieren», erzählt der älteste der drei Brüder. «Durch diese Erfahrung bin ich menschlich gewachsen.» Jetzt hat er Fribourg verlassen. Er will in einem anderen Verein als Prof Fuss fassen.
Der zwei Jahre jüngere Karym bereitet sich auf die neue Saison mit der U20-Elite des EV Zug vor. Er besucht die Minerva-Schule, wo er wie sein älterer Bruder neben dem Spitzensport eine Ausbildung zum kaufmännischen Angestellten absolvieren kann. In zwei Jahren könnte er den Sprung in das «EVZ Academy»-Team in der NLB schaffen. Sein Ziel ist auch Profeishockey.
Der zehnjährige Noah besucht noch die Primarschule in Fi-Gö. Er spielt für die U11 der Zuger. Auf die Frage, ob er auch Eishockeyprof werden möchte, antwortet er: «Habe ich eine andere Wahl?»
Fokussierte Allrounder
Bevor die Familie ins Freiamt gezogen ist, hat sie im zürcherischen Oberglatt gewohnt. Es war die geografsche Nähe, die dazu geführt hat, dass alle drei Brüder beim fünffachen Schweizer Meister EHC Kloten mit dem Eishockeysport anfangen.
Die Verbindung der Familie zu diesem Sport war vorher rudimentär. Vater Kassem Krayem ist gebürtiger Libanese. Mutter Dajana stammt aus der Slowakei, einer Eishockey-Nation. Neben Leichtathletik hat sie dort aber «nur» Eiskunstlauf ausgeübt. Sie erklärt, wie die Anfänge ihrer Söhne im Eishockey zustande kamen. «Es war die einzige Sportart, zu der wir die Jungs in diesem jungen Alter schon schicken konnten.» Es klingt wie ein Zufall und scheint Schicksal zu sein. Hassan ist drei Jahre alt, als er Mitglied bei Kloten wird. Karym eifert seinem Bruder nach und tritt dem Club auch im Alter von drei Jahren bei. «Noah ist dann neben uns beiden mit Eishockey aufgewachsen und hatte keine andere Wahl», sagt Hassan Krayem lachend. Nach dem Umzug ins Freiamt wechselten die beiden jüngeren Brüder von Kloten nach Zug, weil der Trainingsweg kürzer ist. Der Älteste, Hassan, blieb bis zum Fribourg-Wechsel in Kloten.
Die Brüder gaben anderen Sportarten durchaus ihre Chancen. Vater Kassem fuhr früher Motocross. Hassan Krayem wollte das auch ausprobieren und fand durchaus Spass am Motorsport. Karym eiferte auch in diesem Fall dem zwei Jahre älteren Hassan nach und versuchte sich bis zu einem Sturz auch auf dem Motorrad. Die beiden älteren Brüder spielten auch beim FC Niederwil Fussball und beim TC Wohlen Niedermatten Tennis. Als es aber darum ging, sich für eine Sportart zu entscheiden, war der Fall immer klar. «Auf dem Eis fühlen wir uns am wohlsten», sagt Karym Krayem.
Internationale Erfahrung
Und sie haben Talent. Karym Krayem spielt bis zur U15 für die Schweizer Nachwuchsnationalmannschaften. Hassan spielt in der U16, U17 und U18. Erst nach einer Schulterverletzung rutscht er aus dem Kader. «Ich komme dann in der A-Nationalmannschaft wieder zurück», sagt der älteste der drei Brüder mit einem Augenzwinkern.
Karym und Hassan werden auch beide, als sie jeweils 13 Jahre alt sind, für die Ostschweizer Auswahl nominiert, die jährlich an ein internationales Turnier nach Quebec fiegt. Karym Krayem ist damals so begeistert über das Erlebnis, dass er für die Schule sogar einen Bericht über die Spiele gegen zwei amerikanische und eine russische Mannschaft schreibt. «Es ist eine Freude, diesen Russen zuzuschauen», steht in seinem Bericht aus dem Jahr 2015. «Bei Noah werden die internationalen Auftritte noch folgen», sagt Karym Krayem.
Der grösste Traum der Brüder wäre eine Rückkehr nach Nordamerika, als Spieler in der Profliga NHL. «Es ist ein weiter Weg bis dahin. Aber wir werden alles geben, um das Unmögliche möglich zu machen. Schliesslich ist es die beste Liga der Welt», so Hassan Krayem.
Emotionale Duelle auf dem Eis
In der vergangenen Saison standen sich die zwei älteren Brüder zum ersten Mal als Gegner gegenüber. Hassan Krayem mit der U20-Elite des HC Fribourg-Gottéron gegen Karym Krayem und die U20-Elite des EVZ. In allen vier Duellen ging Zug als Sieger vom Eis. Es waren emotionsgeladene Spiele. «Gegen den Bruder will man nicht verlieren», sagt Karym Krayem. Und Noah ergänzt lachend: «Hassan war nach einer der Niederlagen so wütend, dass er seinen Helm kaputt gemacht hat.»
Noch viel lieber würde das Trio aber eines Tages gemeinsam in der NLA – oder NHL – bei einem Team spielen. «Wir sind alle drei Stürmer und könnten die Offensivreihe bilden», sagt Hassan Krayem lachend. Die Brüder betonen, dass sie wie alle Geschwister manchmal streiten. Gleichzeitig pushen sie sich im Eishockey und bringen einander voran.
Bruderliebe und Wertschätzung
Noah, der Jüngste, bezeichnet seine beiden grossen Brüder als seine Vorbilder. Karym Krayem: «Hassan und ich sind einige Jahre älter. Noah musste früh lernen, sich gegen uns durchzusetzen. Das wird ihm in Sport und Leben viel bringen.» Hassan Krayem schliesst sich dieser Einschätzung an: «Noah ist unglaublich reif für sein Alter. Und er macht vieles richtig, was Karym und ich früher falsch gemacht haben», so der Älteste aus dem Brüder-Trio. «Wir wollten oft, um anderen zu gefallen, lieber den Pass spielen. Noah schiesst das Tor selbst. Während wir früher unsere Leistungen nach schlechten Spielen schöngeredet haben, ist er sehr selbstkritisch.»
Karym Krayem ist auch für seinen älteren Bruder voll des Lobes. «Ich bewundere seine Geduld. Beispielsweise wie er sich nach seiner Schulterverletzung zurückgekämpft hat. Davor habe ich grossen Respekt.» Hassan Krayem sieht den zwei Jahre jüngeren Bruder hingegen als kompletten Eishockeyspieler. «Er ist mittlerweile grösser und schwerer als ich, läuft besser Schlittschuh und schiesst besser. Er hat alles, was ein Eishockeyspieler braucht», so der Älteste aus dem Trio. «Ausserdem sind beide unglaublich ehrgeizig. Dank Karym und Noah habe ich gelernt, immer gewinnen zu wollen. Wenn ich sie zusammenfassend beurteilen müsste, würde ich sagen, dass Karym das grösste Eishockey-Talent von uns ist. Da Noah aber aus unseren Fehlern lernt, hat er das grösste Potenzial.» Karym Krayem ergänzt: «Und Hassan ist der Beste.»



