Auf Güterlok ist der Name des Reussdorfes verewigt

Zwischen den Namen von bedeutenden Ortschaften an der Reuss findet man auf einer Lok von SBB Cargo International auch Eggenwil. Verantwortlich dafür ist Beat Grütter, der damit seine Liebe zu seinem Wohnort zum Ausdruck bringt.

Roger Wetli

Luzern, Gisikon, Sins, Bremgarten, Mellingen, Windisch und dazwischen Eggenwil. Das kleine Reussdorf konnte sich auf eine Grafk des Reusslaufs mit seinen bedeutenden Orten «schmuggeln», die auf einer neuen Güterlok zu sehen ist. Sie gehört zu einer Gruppe von Loks, die Anfang April der SBB Cargo International ausgeliefert wurden. Verkehren tun sie zwischen den Niederlanden, Deutschland, der Schweiz und Italien und tragen zur Individualisierung eine Darstellung eines Flusses, den sie auf ihrer Fahrt passieren. Mit ihren Grafken tragen die Loks die Namen dieser Orte in die weite Welt hinaus. Dazu trägt auch das Gesamtdesign bei, das auf blauem Grund den alpenquerenden Gütertransport symbolisiert.

Grosse Beachtung

«Wir sehen auf den sozialen Medien wie Instagram, dass diese Lokomotiven aufgrund ihres Designs stark beachtet und auch verfolgt werden», weiss Beat Grütter. Der Eggenwiler leitet bei der SBB Cargo International an deren Hauptsitz in Olten den Bereich Finanzen und IT. «Gerade die Flussläufe interessieren hier, weil nicht nur wie üblich ein einzelnes Ortschaftswappen abgebildet ist, sondern sich viele Ortschaften darauf befnden. Wohnt man dann an diesem Flusslauf und sieht diese Lok im Ausland, kommt doch automatisch Freude auf.»

Auch bei ihm hätten die Flussläufe das geografsche Interesse geweckt. Als er beispielsweise die Lok «Po» gesehen hatte, habe er gleich mittels Google den Flusslauf verfolgt und nach der Quelle des Po wie auch nach weiteren Ortschaften an diesem Flusslauf gesucht.

Unkomplizierte Umsetzung

Grütter hatte entscheidenden Einfuss, dass Eggenwil auf der Lok zu Ehren kommt. «Wir waren auf Seite SBB Cargo International nur ein Dreier-Projektteam, das für dieses Projekt zuständig war. Es bestand aus einem Fahrzeugverantwortlichen, einem Leistungseinkäufer und einem Finanzverantwortlichen. Daher konnten wir unkompliziert auch solche Ideen umsetzen», erklärt er.

Dem Grafker wurde vorgegeben, die wichtigsten Orte entlang des Flusslaufs in der richtigen geografschen Ausrichtung zu verwenden. Als er den Entwurf des Reuss-Wappens gesehen hatte, sagte er seinem Kollegen Tobias Gras, der das Bindeglied zum Grafker war: «Ich als Eggenwiler Einwohner fnde Eggenwil ebenso wichtig wie die anderen Orte.» Dieser hat die Idee unkompliziert aufgenommen und umgesetzt. Da der Platz beschränkt war, musste dafür eine andere Ortschaft zwischen Bremgarten und Sins entfernt werden.

Engagierter Ort

Der 55-jährige Grütter stammt aus dem Solothurner Untergäu. Der Liebe wegen zog er vor drei Jahren nach Eggenwil. «Zuvor besuchte ich regelmässig den Weihnachtsmarkt in Bremgarten, kannte aber Eggenwil nicht.» Die Gemeinde habe ihm sofort gefallen. Es sei ein kleiner, aber sehr engagierter Ort, der sich seit mehreren Jahren für Naturschutzprojekte wie zum Beispiel im Gebiet Foort und Alte Reuss einsetze. «Als ich als Neuzuzüger diese Gebiete kennenlernen durfte, hat mich das sehr beeindruckt.»

Teil einer grossen Flotte

In seiner Funktion kümmerte sich Grütter nicht in erster Linie um die Grafk der Lok. Er ist für die nanzielle Abbildung des Geschäfts verantwortlich. Die Beschaffung der Lok sei in kurzer Zeit umgesetzt worden. Der Projektstart war im Januar 2019 und die ersten beiden Loks wurden im Dezember 2019 ausgeliefert. «Dies war möglich, weil man auf dem Wissensstand des ersten Projekts ansetzen konnte. 2017 und 2018 hatten wir bereits 18 Siemens-Vectron-Loks beschafft.»

Die «Reuss» gehört zu einer weiteren Flotte von 20 neuen Loks. Diese besitzen nicht nur die Zulassungen für Italien, Schweiz, Deutschland und Niederlande, sondern auch für Österreich. Als Güterzug sei diese Lok bisher noch nicht ins westliche Nachbarland eingesetzt worden. «Wir vermieten diese Loks aber auch an wenig leistungsstarken Tagen an Sonderzugveranstalter. Beispielsweise wurden schon für Wintersportler Sonderzüge vom Norden Deutschlands nach Österreich gefahren», so Grütter. «Zukünftig können wir uns vorstellen, dass wir, neben der Transitroute durch die Schweiz, auch die Brennerroute durch Österreich für unsere Güterzüge nutzen werden.»

Das Design wird sicher 15 Jahre lang halten. Solange wird Eggenwil in Gesellschaft mit Bremgarten, Mellingen, Luzern, Sins, Windisch und Gisikon durch Mittel- und Südeuropa reisen.