Schule Wohlen zieht Bilanz
08.05.2020 SchuleInnert Kürze wurde das riesige Unternehmen runtergefahren. Die Schule Wohlen zählt 2300 Schülerinnen und Schüler sowie 450 Lehrpersonen und hat mit dem Fernunterricht viele Erfahrungen machen können.
Neuerdings Informatikerin?
Wie ...
Innert Kürze wurde das riesige Unternehmen runtergefahren. Die Schule Wohlen zählt 2300 Schülerinnen und Schüler sowie 450 Lehrpersonen und hat mit dem Fernunterricht viele Erfahrungen machen können.
Neuerdings Informatikerin?
Wie die Lehrpersonen den Fernunterricht erlebt haben – besser als erwartet
Kindergarten, Primarschule, Oberstufe, Musikschule, Hauswirtschaft. Alle Lehrkräfte haben den Fernunterricht in den letzten drei Wochen ein wenig anders erlebt – und durchwegs gute Erfahrungen gemacht.
Daniel Marti
Der Kontakt zu den Eltern war wohl etwas intensiver als sonst. Dafür sind die Schülerinnen und Schüler den Lehrpersonen aus den Augen entschwunden. Der Fernunterricht wurde von den Lehrerinnen und Lehrern ganz unterschiedlich empfunden. Franziska Walti, Schulleiterin der Oberstufe im Schulhaus Junkholz, wollte die Befindlichkeit der Lehrpersonen genauer kennenlernen. Bei acht Lehrpersonen hat sie nachgefragt. Nachfolgend die Einschätzungen.
Angelika Keller, Kindergarten Turmstrasse: «Wir sind ein grosses Kindergartenteam von 17 Abteilungen. Zu Beginn der Kindergartenschliessung erarbeiteten alle Lehrpersonen Wochenaufgaben zu den Bereichen Sprache, Mathe, Natur, Mensch und Gesellschaft, Gestalten, Musik und Bewegung, Motorik. So konnten Synergien optimal genutzt werden. Alle Kindergartenkinder von Wohlen erhielten dieselben Aufgaben, die von den Lehrpersonen ergänzt werden konnten. Für mich war es etwas gewöhnungsbedürftig, dass plötzlich mein privates Handy ein wichtiges Arbeitsinstrument wurde. Meine Stellenpartnerin und ich erstellten einen Chat, der rege genutzt wurde. Wir telefonierten regelmässig mit den Eltern und Kindern. Positive Erfahrungen, die ich mitnehme? Dass wir zu den Eltern einen intensiveren und persönlicheren Kontakt pflegen konnten, was ich sehr schätzen gelernt habe.»
Claudia Egloff, Primarschule Junkholz: «Der Unterricht in der Schule war für mich bisher immer etwas Selbstverständliches. Der Fernunterricht stellte sich als eine neue Herausforderung heraus. Die Unterstufenkinder bekamen alle zwei Wochen ein Couvert mit Aufträgen und den benötigten Materialien dazu. Diese wurden durch digitales Lernen ergänzt. Zusätzlich war ich für die Familien per Mail und Telefon erreichbar. Lösungen zur Selbstkontrolle wurden digital bereitgestellt. Mich hat besonders beeindruckt, wie alle Familien versuchten, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, das Lernen der Kinder zu unterstützen. Ich merkte aber auch, wie die Kinder den Schulalltag vermissten und sich auf den 11. Mai freuen.»
Claudia Weissbarth, Lehrerin für Querflöte und Blockflöte, Regionale Musikschule Wohlen: «Meine Flötenschüler hatten bei mir 1:1-Unterricht in Form von Whatsapp- und Skype-Lektionen, später noch Teams-Lektionen. Teilweise habe ich mit Whatsapp-Audio-Dateien gearbeitet, die mir Schüler geschickt haben und die ich kommentiert habe. Anfangs habe ich längere Pausen zwischen den Lektionen gebraucht als sonst. Das Echo war äusserst positiv. Eltern sagten mir, dass der Musikunterricht so ein stabiler Fixtermin in der Woche ist, dieser klappe gut. Auch die Schülerinnen und Schüler meinten, es sei eine super Lösung für diese Zeit, auch wenn es natürlich schöner sei, wenn wir uns dann wieder live in der Unterrichtsstunde sehen. Insgesamt habe ich den Online-Unterricht als riesige Chance empfunden und mein Unterrichtsrepertoire erweitert.»
Monika Küng, Hauswirtschaft: «Im Fernunterricht sind Bildnerisches Gestalten, Sport, Ethik und Religionen und Hauswirtschaft wählbar, eine Lektion pro Woche. Für mich ging es darum, die Jugendlichen anzuregen, sich mit hauswirtschaftlichen Fragen zu Hause auseinanderzusetzen. Wie gedeiht Power Green auf dem Fenstersims? Wie wächst eine Kartoffel? Ich stellte ihnen Anleitungen für «urban gardening» ins Netz. Das Beste an Hauswirtschaft ist, dass gekocht und gebacken werden kann. Da freut es mich natürlich sehr, Fotos der Arbeitsvorbereitungen sowie der Resultate zurückgeschickt zu bekommen: Schöne Tortillas, leckere Rouladen, Kartoffelgratin oder Rüeblikuchen. Nach der Krise werden im Unterricht die Erfahrungen ausgetauscht. Möglichst konkret.»
Roman Bucher, Sekundarschule Bünzmatt: «Kurz vor acht Uhr: Zeit für den Kaffee – nicht im Lehrerzimmer, sondern zu Hause am Esstisch, der in den letzten Wochen zu meinem Heimbüro geworden ist. Es folgen Vorbereitungsarbeiten für den bevorstehenden Fernunterricht. Neun Uhr: Tagesstart mit der Klasse im Teams-Chat mittels einer Weckfrage: Was ergibt 50 + 30 : 10? Schön: Fast alle reagieren innert drei Minuten. Bei wenigen folgt die Reaktion nach einer kurzen Erinnerung per SMS. Schwierig wird es, wenn nur Stille von den verschiedenen Arbeitsplätzen am Bildschirm entgegenströmt… Plötzlich wird die Ferne zu den Lernenden spürbar: Das direkte Gegenüber, Mimiken, Gestik, die Gesamtübersicht fehlen. Trotzdem überprüfe ich Ende Woche die wesentlichsten Lernziele, bespreche mit der Klasse im Videochat die Lösungswege und Antworten, kläre Unklarheiten. Und siehe da: Es bleibt doch was hängen, die Resultate sind gar nicht so schlecht wie erwartet.»
Sergio Colacino, Sekundarschule Junkholz: «Für den Fernunterricht erstellte ich einen Arbeitsplan mit Arbeitsblöcken, um den Lernenden die Möglichkeit zu bieten, die Reihenfolge beim Erledigen der Aufträge selber zu wählen. Der Morgen wurde jeweils um 8.15 Uhr mit einer Videokonferenz in Microsoft Teams gestartet, in welcher der Tagesablauf besprochen wurde. Anschliessend arbeiteten die Lernenden offline. Online-Sequenzen wurden zur Besprechung von Aufträgen oder zur Unterstützung beim Lösen von Aufgaben eingebaut. Obwohl das Beobachten der Arbeitsprozesse kaum stattfinden konnte, ergaben die Umsetzungen der selbstständigen Planung erfreuliche Resultate. Im Hinblick auf die berufliche Zukunft der Lernenden, wo selbstständiges Planen und Zuverlässigkeit hohe Bedeutung erhalten, möchte ich einzelne Bestandteile des Fernunterrichts im herkömmlichen Unterricht einbauen.»
Silvia Mötteli, Primarschule Bünzmatt: «Influencerin? Informatikerin? Dies sind zwei Berufsfelder, mit denen ich so gar nichts am Hut habe. Plötzlich gehörte das zu meinem Lehreralltag. Als Erstes galt es, alle technischen Probleme zu lösen, damit auch alle arbeitsfähig waren. Es gab unzählige Fragen und Probleme. Ich lieh insgesamt zehn Kindern einen Laptop von der Schule aus, andere Kinder unterstützte ich an ihren persönlichen Geräten. Als Zweites musste ich mich in die ganze Thematik von Video-Besprechungen und Lernfilme-Herstellung einarbeiten. Schnell erkannte ich, dass wir gemeinsame Arbeitszeiten brauchen. Glücklicherweise konnte ich mich auch auf Altbewährtes verlassen: Die Klasse ist sich eben gewohnt, in Lerngruppen zu arbeiten. So konnten sich die Kinder auch gegenseitig unterstützen. Und ich konnte stets auf die Mithilfe der Eltern zählen. Herzlichen Dank!»
Simona Turla, Primarschule Halde: «Die Kinder arbeiteten selbstständig an verschiedenen Wochenplänen. Für Fragen und Unterstützung waren wir per Chat, Telefon- oder Videocall für sie da. Als Kommunikationskanal wählten wir hauptsächlich die Plattform ‹Teams›. Die Klasse machte sehr gut mit. Wir sind richtig stolz auf unsere Schülerinnen und Schüler. Unseren Klassenrat haben wir wöchentlich per Videokonferenz abgehalten. Das war sehr schön, weil uns der persönliche Kontakt eindeutig fehlte. Die Phase des Fernunterrichts zeigt auf, wie wichtig Schule nicht nur als Lernort, sondern auch als Ort sozialer Kontakte ist. Obwohl der Fernunterricht recht spannend und lehrreich war, freuen wir uns, die Kinder ab Montag wieder im Klassenzimmer begrüssen zu können.»