Mit Hilfe selbstständig bleiben
29.05.2020 GewerbeEin Porträt über die Casa Güpf-Bewohnerin Heidi Sörensen
Heidi Sörensens Leben ist geprägt von Liebe und Fürsorge. Zuletzt hatte sie sechs Jahre lang ihren Mann gepflegt. Sie lebten gemeinsam in einer Alterswohnung in Kölliken. Nach dem ...
Ein Porträt über die Casa Güpf-Bewohnerin Heidi Sörensen
Heidi Sörensens Leben ist geprägt von Liebe und Fürsorge. Zuletzt hatte sie sechs Jahre lang ihren Mann gepflegt. Sie lebten gemeinsam in einer Alterswohnung in Kölliken. Nach dem plötzlichen Tod des Ehegattens blieb sie mit ihrem kleinen Hund alleine zurück.
Erst jetzt realisierte sie, wie zurückgezogen sie gelebt hatten. Die anderen Bewohner dieser Überbauung blieben am liebsten für sich. Ihre grösste Freude war der Hund und die langen gemeinsamen Spaziergänge. Ihre beiden Töchter leben im Freiamt, sind berufstätig und können nicht für Abwechslung im Alltag sorgen. Trotzdem konnte Heidi Sörensen sich einen Umzug nicht vorstellen und die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit zurücklassen.
Vor vier Jahren musste sie sich einer Rückenoperation unterziehen. Nur zwei Tage danach brach der Knochen um die Stahlkonstruktion. Nach einer erneuten Operation wurde ihr mitgeteilt, dass sie die nächsten drei Monate im Steh- und Liegebett verharren muss. Das Kantonsspital Aarau forderte die Familie auf, für diese Zeit ein Pflegeheim in der Nähe zu suchen.
Die jüngere Tochter Birgit telefonierte sämtliche Institutionen in der Umgebung ab. Während einige Pflegeheime keinen Platz hatten, konnten andere kein spezielles Bett auftreiben oder hatten zu wenig Personal für diese Aufgabe. Bei der Casa Güpf meinte die Leitung Pflege & Betreuung auf Anhieb: «Das bekommen wir hin.»
Der Umzug in die Casa Güpf
Wenige Tage später fand die Überfahrt vom Spital in die Casa Güpf statt. Dort wurde Heidi Sörensen herzlich empfangen. Zuerst bezog sie ihr Domizil im Ferienzimmer, wenige Tage später wurde sie in die Pflegeabteilung verlegt. Diese lange schwere Zeit meisterte Heidi Sörensen ohne zu jammern oder ihre gute Laune zu verlieren. Liebevoll umsorgt vom Personal und durch die täglichen Besuche ihrer Familie, ging auch diese Zeit vorbei. Die Pflegenden schätzten Frau Sörensen sehr, weil sie so dankbar und genügsam war. Sie baten sie immer wieder, ihre Zelte in der Casa Güpf aufzuschlagen. Jetzt, mit der immer grösser werdenden Distanz zum alten Daheim, konnte sie sich das vorstellen. Der wichtigste Punkt jedoch war, dass sie den Hund mitnehmen durfte. Da dies möglich war, entschied sie sich für den Umzug.
Ihre Kinder lösten die Wohnung in Kölliken auf und organisierten den Möbeltransport an den neuen Wohnort. Dann waren die drei Monate um und die Seniorin bekam wieder festen Boden unter die Füsse. Trotzdem benötigte sie noch Physiotherapie. Nach und nach kamen ihre Kräfte zurück.
Die abschliessende Untersuchung im Spital zeigte, dass sich alle Mühe gelohnt hatte. Allerdings wurde ihr eindringlich geraten, sich nicht mehr zu bücken. Heidi Sörensen musste einsehen, dass sie ihren Hund nicht mehr betreuen konnte und ein weiterer schwerer Abschied stand bevor. Fortan bewohnte Frau Sörensen eine 2,5-Zimmer-Wohnung im Erdgeschoss des Casa Güpf. Sie benötigt etwas Hilfe beim Anund Abkleiden, da sie sich nicht mehr so weit vorbeugen darf.
Der neue Alltag der Bewohnerin
Besonders gefällt Heidi Sörensen das «Gedächtnistraining» in der Casa Güpf. Mit dem Wagen mit Getränken und Gläsern bedient sie die anderen Teilnehmer und hilft nachher wieder beim Aufräumen. Ein besonderes Highlight waren auch die «Golden-Age-Nachmittage». Ihre Tochter Birgit lud sie regelmässig dazu ein. Sie haben viele unvergessliche Nachmittage im Kino verbracht und hoffen sehr, dass dies bald wieder möglich ist. Neu hinzu kamen Yogastunden, die die Seniorin gleich für sich entdeckte. Sie seien zwar anstrengend, aber es tue immer gut. Auch den Gottesdienst besucht sie jedes Mal. Sie ist bei einer internen Modeschau mitgelaufen, liest an Weihnachten eine Geschichte vor und wird immer wieder angefragt, wenn es Freiwillige braucht. Durch all diese Aktivitäten lernt sie immer mehr Leute kennen, es knüpfen sich kleine Freundschaften. Man hält mal einen Schwatz, besucht sich gegenseitig, erledigt Einkäufe oder andere Gefälligkeiten füreinander. Vorbei sind die tristen Tage mit Zeit zum Grübeln. Frau Sörensen blüht immer mehr auf, wird immer selbstständiger und vertritt auch mal ihre Meinung, was ihren Kindern positiv auffällt.
Ein selbstbestimmtes Leben
Am meisten schätzt Heidi Sörensen aber die Selbstständigkeit, die ihr geblieben ist. Da sie eine Frühaufsteherin ist, frühstückt sie morgens in ihrer Wohnung. Sie ist froh, dass sie nicht zu einer bestimmten Zeit zum Essen erscheinen muss. In der Casa Güpf darf Heidi Sörensen selbstbestimmt leben und bei Bedarf kann sie Hilfe in Anspruch nehmen. Das schätzen auch ihre Kinder, denn sie wissen, nur so bleibt ihre Mutter fit, zufrieden und selbstständig. Zudem ist es sehr beruhigend, dass bei einem Sturz schnelle Hilfe vor Ort ist. Der Umzug war eine sehr gute Entscheidung, sie haben jetzt weniger Sorgen und können die gemeinsame Zeit unbelastet geniessen.
Birgit Steinger