Kutteln und Kalbskopf als Wunschmenüs
29.05.2020 MuriNach knapp drei Jahrzehnten hörte Peter Odermatt als Koch im St. Martin auf
Peter Odermatt prägte während knapp drei Jahrzehnten die Küche des Alterswohnheims St. Martin in Muri. Kürzlich hat er sich von seinen Gästen ...
Nach knapp drei Jahrzehnten hörte Peter Odermatt als Koch im St. Martin auf
Peter Odermatt prägte während knapp drei Jahrzehnten die Küche des Alterswohnheims St. Martin in Muri. Kürzlich hat er sich von seinen Gästen verabschiedet.
Die ältere Dame, die im Aussenbereich des Alterswohnheims die Frühlingssonne geniesst und zufällig die Unterhaltung des Journalisten mit Peter Odermatt mitangehört hat, kommt aus dem Schwärmen kaum mehr heraus. «Ich habe schon an vielen Orten gegessen. Aber besser als hier im St. Martin nirgends», sagt sie mit Bestimmtheit. «Wissen Sie, ich esse einigermassen viel. Aber zugenommen habe ich kein Gramm. Das sagt in meinen Augen alles über die Qualität der Küche aus.»
30 Jahre die Bewohner kulinarisch verwöhnt
Peter Odermatt, bis vor zwei Jahren Küchenchef und damit verantwortlich für Menüwahl und Zubereitung der Speisen, wirkt nach diesen Worten um eine Spur verlegen. «So ein Lob hört man natürlich gerne», sagt er. Am vergangenen Mittwoch hatte Odermatt seinen letzten Arbeitstag.
Dass er kurz vor dem Erreichen des Pensionsalters seinen Dienst quittiert, hat vor allem mit seiner Erkrankung zu tun. «Vor fünf Jahren wurde bei mir Multiple Sklerose diagnostiziert.» Mal könne er damit besser umgehen, mal weniger. «Ich schaue vorwärts, zu hadern mit dem Schicksal, bringt eh nichts», sagt er und offenbart dabei ein Lächeln. Viel lieber erzählt er von den vergangenen knapp 30 Jahren, in denen er die Bewohnerinnen und Bewohner kulinarisch verwöhnen durfte.
In einem Hotel in Arosa funkte es
Nach seiner Lehre als Koch in einem Hotel in Engelberg zog Odermatt hinaus. Nicht gerade in die Welt, aber immerhin an Orte wie Locarno, Gstaad, Genf und Arosa, um dort als «Saisonier» zu arbeiten. Als er seine spätere Ehefrau Käthi kennengelernt hatte – sie arbeitete damals ebenfalls in einem Hotel in Arosa – war die Zeit gekommen, um langsam, aber sicher sesshaft zu werden. Odermatt heuerte im Lenzburger Hotel Krone an. Anfang der 1980er-Jahre kam dann der Wechsel in die Küche der St. Josef-Stiftung nach Bremgarten. «Die Arbeitszeiten in den Hotels waren für uns mit der Gründung einer Familie nicht vereinbar», berichtet Odermatt. In Bremgarten war am Abend auch tatsächlich Feierabend.
«Unverträglichkeiten sind nichts Aussergewöhnliches mehr»
Im Januar 1992 übernahm Odermatt die Leitung der Küche des neu eröffneten Alterswohnheims St. Martin – die junge Familie wohnte da bereits in Unterlunkhofen. «In diesen 28 Jahren hat sich einiges geändert», sagt Odermatt. So habe es in früheren Jahren kaum jemanden gegeben, der eine spezielle Kost wünschte. «Gewiss gab es damals schon Leute, die Laktose oder gewisse Getreideprodukte nicht vertragen haben. Aber das nahm man halt als Bauchweh in Kauf und beliess es dabei.» In den letzten Jahren hingegen ging die Küchencrew immer mehr auf Sonderwünsche ein. «Unverträglichkeiten sind heutzutage nichts Aussergewöhnliches mehr», sagt Odermatt. Eher ungewöhnlich muten indes die Menüwünsche in früheren Jahren an. «Wer Geburtstag hat, darf sich sein Lieblingsessen bestellen, das war bei uns schon immer so», verrät Odermatt. Zu Beginn seiner Murianer Zeit waren dies Kutteln und Kalbskopf. «Das wurde damals tatsächlich gewünscht.»
Heutzutage liegen Kalbsbraten oder Voressen ganz weit oben auf der Beliebtheitsskala der Bewohnerinnen und Bewohner. Und was macht Peter Odermatt in Zukunft, wird ihm nicht langweilig ohne seine Arbeit in der Küche des St. Martin? «Nein, was stellen Sie sich vor», sagt der Koch aus Leidenschaft lachend.
Zum einen halten ihn und seine Frau Käthi die fünf Enkelkinder auf Trab. Zum anderen wird er es vermehrt geniessen, mit dem Camper zusammen mit Käthi durch Europa zu fahren. --zg

