Gezielter, aber anstrengend
08.05.2020 SchuleDie Phase der Schulschliessung wurde gut gemeistert und lieferte Erkenntnisse
Das Unternehmen Schule Wohlen zählt knapp 2300 Schülerinnen und Schüler sowie rund 450 Lehrpersonen. Das System dieser Grösse musste innert Kürze heruntergefahren und neu ...
Die Phase der Schulschliessung wurde gut gemeistert und lieferte Erkenntnisse
Das Unternehmen Schule Wohlen zählt knapp 2300 Schülerinnen und Schüler sowie rund 450 Lehrpersonen. Das System dieser Grösse musste innert Kürze heruntergefahren und neu organisiert werden. Bis hin zum Fernunterricht. Nun erfolgt am Montag der Neustart, vor dem die Verantwortlichen den gebührenden Respekt haben.
Daniel Marti
«Eine wichtige Phase haben wir hinter uns, eine wohl kompliziertere Phase haben wir vor uns.» So kommentiert Schulpflegepräsident Franco Corsiglia die gegenwärtige Situation. Die Coronakrise, die Schulschliessungen Mitte März und auch die Angst rund um das Virus haben an allen Schulen ihre Spuren hinterlasssen. Trotzdem ist es ein Unterschied, eine kleine Dorfschule oder ein Grossunternehmen wie die Schule Wohlen in Krisenzeiten zu managen.
Es sei einfach zu sagen, «jetzt machen wir zu, jetzt fahren wir alles herunter», so Corsiglia weiter. Alles wieder zum Laufen zu bringen, das sei dann um einiges schwieriger. Und es nütze auch nichts, in andere Kantone zu blicken, «wir sind im Aargau zu Hause, und hier versuchen wir, die Vorgaben so gut wie möglich umzusetzen und einen grossen Schutz zu gewährleisten.»
Gute Infrastruktur brachte Vorteile
Für viele – Eltern, Schülerinnen und Schüler – ist es ein Segen, dürfen die Kinder am kommenden Montag wieder zur Schule gehen. «Viele Eltern ächzen», so Corsiglia. Die Belastungen waren mit dem Homeschooling teilweise erheblich. Trotzdem: Das Feedback der Eltern war «mehrheitlich positiv und erstaunlich gut», betont Franziska Walti, Schulleiterin der Oberstufe im Schulhaus Junkholz.
Dies hat auch mit der Infrastruktur zu tun. «In Wohlen haben wir das Glück, bei der Infrastruktur seit Jahren über das gleiche System zu verfügen und gut aufgegleist zu sein», so Markus Fricker, stellvertretender Schulleiter an der Bezirksschule. «Wir brauchten deshalb keine Hauruckübung.» Homeoffice sei praktisch sofort möglich gewesen. Auch deshalb, weil die Lehrpersonen von den privaten Stationen aus auf das Schulsystem Zugriff haben. Ein Klick und die Verbindung steht.
Zudem ist die Schule Wohlen mit genügend Geräten ausgestattet. So konnte den Jugendlichen, die zu Hause nicht zeitgemäss ausgerüstet sind, ausgeholfen werden. Beispielsweise gingen 80 der 100 Laptops der Bezirksschule vorübergehend in den privaten Gebrauch. «Sämtliche Familien mit schwierigen Verhältnissen konnten ausgerüstet werden», sagt Fricker weiter. So wurden Online-Konferenzen ganzer Klassen oder auch Besprechungen zu zweit über Video ermöglicht. Praktisch lückenlos.
Kreativ und professionell agiert
Die Regelungen und Rahmenbedingungen wurden für Primarschule und Oberstufe festgelegt. Bei den jüngeren Schülern wurde auf Papier gearbeitet, je älter die Kinder sind, um so mehr sind sie digital unterwegs und mit diesen Medien vertraut. «Die Lehrpersonen wurden kreativer», findet Walti. «Die Lehrer mussten sich die Frage stellen: ‹Wie vermittle ich welchen Stoff?›» Und das Urteil steht fest: «Die Lehrerschaft hat professionell agiert.» Der Fernunterricht sei somit auf eine ganz andere, neue Ebene gelangt.
Die Rahmenbedingungen wurden von der Schulpflege stets kontrolliert. «Wir hatten in etwa eine einheitliche Gangart über die gesamte Schule hinweg», kann Schulpflegepräsident Corsiglia versichern. «Aber», räumt Rolf Stadler, Präsident der Schulleitungskonferenz ein, «diese Form des Unterrichts ist anstrengend und ermüdend. Es ist gut, wenn ab Montag wieder physisch unterrichtet werden kann.» Mittlerweile fehle einfach der persönliche Kontakt – für die Lehrerund die Schülerschaft.
Verpasster Stoff sollte kein Problem darstellen
Mit der Fortdauer des Lockdowns sei auch die Betreuungsnachfrage grösser geworden, so Stadler weiter, «denn zu Hause sind wohl die Reibungsflächen grösser geworden». Wo Konflikte und Schwierigkeiten drohten, stand die Schulsozialarbeit im Einsatz.
Bei der Schule Wohlen – davon sind Schulleitung und Schulpflege überzeugt – hat man so ziemlich alles im Griff. Auch der Schulstoff, der nun während dem Fernunterricht liegen geblieben ist, sollte keine Probleme darstellen. «Natürlich», pf lichtet Franzsika Walti bei, «konnte nicht alles nach Lehrplan erfüllt werden. Aber jetzt wurde dagegen gut überlegt, was zentral ist für die Schülerinnen und Schüler.» Und bis Ende September müsse alles nachgeholt sein, dafür reicht die Zeit. «Die Lehrpersonen sind in der Lage, dies aufzufangen», gibt sich Rolf Stadler zuversichtlich. Und die Übertrittsentscheide sind alle schon gefällt.
Der Fernunterricht oder eben der weitere Schritt ins digitale Zeitalter hat der Schule Wohlen auch wichtige Erkenntnisse geliefert. Verbesserungen sollten zeitnah vorgenommen werden. Die Website sei veraltet, kritisiert Fricker. «Und es sollte eine flächendeckende Kommunikations-App geben.»
Weiter ist die Stückzahl der Computer zu knapp bemessen. «Mit dem Lehrplan 21 bekommt die Informatik einen noch grösseren Stellenwert, darum braucht es auch eine andere Ausrüstung», so Fricker. Der Prozess für die Erarbeitung eines grösseren Projekts habe bereits begonnen, fügt der Schulpflegepräsident an. Dies wird dann in einer umfassenden Vorlage gipfeln.
«Die jetzige Situation hat gezeigt und bestätigt, dass die Investitionen der vergangenen Jahre richtig eingesetzt wurden», erklärt Corsiglia. Er wisse, dass die Zustimmung von Gemeinderat und Einwohnerrat zu solchen Beiträgen keine Selbstverständlichkeit sei. Aber weitere Investitionen sind unumgänglich, zumal das aktuelle System im fünften Betriebsjahr steckt.