Gedanken aus aller Welt
15.05.2020 AuwAuf den Spuren der Heiligen Maria Bernarda in Auw
Mit ihrer Heiligsprechung am 12. Oktober 2008 wurde Maria Bernarda auf der ganzen Welt bekannt. Der Beginn dieser einzigartigen Geschichte führt nach Auw, wo ihr Leben und Wirken heute noch die Gemeinde prägt. Am ...
Auf den Spuren der Heiligen Maria Bernarda in Auw
Mit ihrer Heiligsprechung am 12. Oktober 2008 wurde Maria Bernarda auf der ganzen Welt bekannt. Der Beginn dieser einzigartigen Geschichte führt nach Auw, wo ihr Leben und Wirken heute noch die Gemeinde prägt. Am Sonntag würde in der Pfarrkirche der Maria-Bernarda-Gedenktag gefeiert.
Celeste Blanc
Schwester Consilia schlendert durch den Garten. Vor dem Salatbeet bleibt sie stehen und betrachtet die Salatköpfe, Kohlraben und Radieschen. «Schön, wie alles wächst.» Zusammen mit den Schwestern Angela und Flormita führt sie in Auw die Missionsprokur der Franziskaner-Missionsschwestern von Maria Hilf. Das Andenken an Maria Bernarda begleitet dabei die tägliche Arbeit der Schwestern. Doch nicht nur spirituell, sondern auch physisch entdeckt man Spuren der Heiligen, die überall in der Gemeinde zu finden sind. «Hier leistet der Verein Maria Bernarda grossartige Arbeit», erklärt Schwester Consilia. Dieser fördert die Pilgerstätten in Auw und widmet sich der Bekanntmachung des Lebens und Wirkens der Heiligen.
Führung durch Geburtshaus
Am 28. Mai 1848 wurde Verena Bütler in Auw geboren. Bereits als Mädchen hegte sie den Wunsch, ihr Leben Gott zu weihen. Mit 19 Jahren verliess sie ihre Heimat für den Eintritt ins Kloster «Maria Hilf» in Altstätten. Heute führen die Schwestern Gläubige und Interessierte durch ihr Geburtshaus. Zweimal im Jahr gibt es Führungen, an denen sie über das Leben von Maria Bernarda und ihre Kindheit in Auw erzählen. «Die Menschen kommen von überall her, um mehr über die Heilige, ihr Leben und ihr Wirken zu erfahren», freut sich Schwester Consilia.
Doch nicht nur das Geburtshaus, sondern auch ein kleiner Pilgerweg führt durch die Gemeinde. Seit 2009 lädt der rund einen Kilometer lange «Besinnungsweg» alle Altersgruppen und Konfessionen ein, während fünf Stationen Ruhe und Erkenntnis zu finden und Kraft zu schöpfen. «Er führt durch die Wiesen und Felder, in denen auch Maria Bernarda spazierte», weiss Schwester Consilia. Jede Skulptur greift eine wichtige Station oder Frage im Leben auf, die auch Maria Bernarda durchlebte. «Vor allem bei schönem Wetter sehen wir, wie Familien, Paare oder Einzelpersonen diesen Weg spazieren.»
Grosses Engagement in der Gemeinde
Als der Bischof von Portoviejo in Ecuador eine Missionsniederlassung in seiner Diözese anbot, war dies für Verena Bütler, die 1868 das Habit der Franziskanerinnen und ihren Ordensnamen Maria Bernarda erhielt, ein Zeichen Gottes. Mit ihrem tiefen Vertrauen verschrieb sie ihr Leben der Hilfe und Unterstützung der Armen. Diese Spiritualität sehen die Schwestern heute in der Gemeinde vor allem im Geistigen. So engagieren sich die Bewohnerinnen und Bewohner sehr in ihrem Namen. Dieses Engagement schätzt Schwester Consilia sehr: «Wenn wir Projekte lancieren, mit denen wir anderen Menschen helfen wollen, werden wir aktiv von den Frauen aus Auw unterstützt.»
Die Verehrung der Heiligen führt die Gläubigen monatlich nach Auw. Jeden ersten Dienstag im Monat findet in der Pfarrkirche St. Niklaus ein Maria Bernarda gewidmeter Gottesdienst statt. Im anschliessenden Bernarda-Café geniesst man den Austausch. «Die Leute kommen dafür aus der Umgebung, aber auch von weiter her», so Schwester Angela. Zwar konnte dieser Anlass in der Coronazeit nicht stattfinden, dennoch suchten die Menschen den Kontakt zu den Schwestern: «Wir wurden oft angerufen und gefragt, wie es uns geht oder ob wir Einkäufe brauchen.»
Ihre Einfachheit beeindruckt
Für Schwester Angela ist die Heilige ein Vorbild: «Von ihr kann man sehr vieles lernen – vor allem, zufrieden, dankbar und anspruchslos zu sein.» Bereits im Kloster in Altstätten verschrieb sich Bernarda dem Helfen: «Viele waren in dieser Zeit sehr arm. Maria Bernarda hat ihnen alles, was sie hatte, gegeben, weil sie selber nichts zum Leben brauchte.» In einer Zeit, in der sich viel nur um Geld und Profit dreht, scheint Maria Bernarda mit ihrer Anspruchslosigkeit somit für die Menschen eine Inspiration für einen anderen Weg zu sein. Für die Schwestern ist klar: «Maria Bernarda beeindruckt die Menschen durch ihre Einfachheit.»
In Zeiten von Corona sehen die Schwestern Maria Bernardas tiefe Spiritualität als Grund dafür, dass die Menschen wieder vermehrt Heiligen, Gott und der Religion vertrauen. Viele kommen nach Auw, um für ihre Liebsten bei Krankheit oder in schwierigen Momenten zu beten. «Der Glaube hilft, die momentan schwere Zeit zu überstehen», weiss Schwester Consilia. Dabei erhalten sie Briefe aus ganz Europa und sogar aus Kolumbien: «Die Menschen konzentrieren sich vermehrt auf die wichtigen Sachen im Leben wie die Liebe, ihre Beziehungen und die Gesundheit.» Dieser Glaube half auch Maria Bernarda, schwere Zeiten zu überstehen. Beispielsweise bei ihrer Flucht aus Ecuador vor den gewaltsamen Verfolgungen und kirchenfeindlichen Kräften im Jahr 1895.
Täglich neue Einträge
Ihre Reise führte sie nach Cartagena in Kolumbien. Dort hat sie sich bis zum Ende ihres Lebens dafür eingesetzt, die Nöte der Armen zu lindern. Wenn Schwester Angela abends die Tür der Pfarrkiche St. Niklaus schliesst, schaut sie in das Buch an der Andachtsstelle. Seit Wochen hat es praktisch täglich neue Einträge. «Das Vertrauen in den Glauben ist merklich gewachsen», so Consilia.
Schwester Consilia spricht täglich zur Heiligen, erzählt ihr, was sie erlebt und wen sie kennengelernt hat. Für Schwester Angela liegt die Anwesenheit von Maria Bernarda vor allem in ihrer Entscheidung, ins Kloster zu gehen. «Als ich 22 Jahre alt war, musste ich allen Mut fassen, dies meinen Eltern mitzuteilen. Ich bin sicher, da stand mir Bernarda zur Seite», lächelt sie.