Wie vielfältig Fotografie sein kann
10.03.2020 KircheReinhard Strickler präsentiert seine Werke im Foyer der reformierten Kirche
Afrika ist eine seiner Lieblingsdestinationen. Aber beeindruckende Fotos schiesst Reinhard Strickler nicht nur von Zebras oder Büffeln, sondern auch von einem Sonnenuntergang auf dem ...
Reinhard Strickler präsentiert seine Werke im Foyer der reformierten Kirche
Afrika ist eine seiner Lieblingsdestinationen. Aber beeindruckende Fotos schiesst Reinhard Strickler nicht nur von Zebras oder Büffeln, sondern auch von einem Sonnenuntergang auf dem Horben. Ein kleiner Teil seiner Werke hängt im Foyer der reformierten Kirche Muri – noch bis am 27. September.
Annemarie Keusch
Ferne Länder, beeindruckende Natur, eindrückliche Rituale, wilde Tiere. Reinhard Strickler ist leidenschaftlicher Fotograf, liebt das Exotische, das Ferne, das andere, vor allem die anderen Blickwinkel. Aber der in Boswil lebende Strickler hat auch zu Hause im Freiamt seine mehrere Kilogramm schwere Ausrüstung immer dabei. «Ich bin immer auf der Suche nach schönen Motiven», sagt er anlässlich der Vernissage der Ausstellung mit seinen Fotografien. Der schwere Rucksack mit der technischen Ausrüstung auf dem Rücken, zusätzlich das Material, um gegebenenfalls vor Ort biwakieren zu können.
Leidenschaftliche Fotografen wie Strickler nehmen es für die besten Sujets in Kauf. «Es ist anstrengend, teils ermüdend und vor allem fordernd», sagt er. Aber, wieder zu Hause die Bilder am Computer betrachtend, geniesse man die Freude, die Befriedigung, den Lohn für alle Strapazen.
Ein Jahr mit dem VW-Bus quer durch Afrika
Das Fotografieren ist Strickler quasi in die Wiege gelegt worden. In St. Moritz – und trotzdem mit leichtem Baselländer-Akzent – wächst er als Kind von fotografiebegeisterten Eltern auf. «Vor allem mein Vater hatte grossen Spass daran, huschte verschiedenen Vögeln und anderen Tieren nach», erinnert sich Strickler. Als Kinder hätten sie dabei ruhig im Schilf sitzen und warten müssen, damit die Tiere dem Vater vor die Linse geraten. «Das war nicht immer lustig für uns, umso erstaunlicher ist es, dass ich dieses Hobby auch für mich gefunden habe.»
Reinhard Strickler lacht. Denn auch er brachte seine Kinder – mit deren Einschulung es die Familie ins Seetal, nach Sarmenstorf, zog – in nicht einfache Situationen. «Sie warteten im Auto, bei heissen Temperaturen auf Mallorca, als ich Olivenbäume fotografierte.» Prägend war für Strickler, dass er während einem Jahr in Afrika unterwegs war. Mit dem VW-Bus kurvte er durch die Länder, lange bevor dies zum Trend wurde. «Das führte zu vielen wunderschönen, aber vereinzelt auch gefährlichen Situationen.» Entsprechend sind einige seiner in Muri präsentierten Bilder aus Afrika.
Ermunterung für Reise nach Südamerika
Aber auch Lappland bei Minus 45 Grad, die in Jahrtausenden polierten Steine der Verzasca, die Eisskulpturen im Morteratsch-Gletscher, die Backwaters im indischen Kerala oder die Lärcheninsel – wundervolle Sujets macht Reinhard Strickler aus ganz vielen verschiedenen Vorlagen. Darüber beeindruckt zeigten sich die vielen Vernissagenbesucher. Speziell gut kommt ein Bild des Zevreila-Stausees an. Es zeigt einen übrig gebliebenen Stamm samt Wurzeln, als die Ebene für die Bildung eines Stausees geflutet wurde. Im Sommer sind die Stämme der Arven unter Wasser, im Winter nicht. «Es ist auch mein Lieblingsbild», sagt Reinhard Strickler. «Den gebliebenen Baumstrünken wird eine Art Leben eingehaucht.»
Hans Kaufmann, Mitglied der Kirchenpflege der reformierten Kirche Muri-Sins, überreichte dem Fotografen ein ganz spezielles Geschenk. Strickler ist Experte für Afrika, Kaufmann für Südamerika, er lebte sogar einige Jahre dort.
«Ich habe mir sagen lassen, dass Reinhard Strickler noch nie in Südamerika war.» Entsprechend überreichte er ihm ein aus Holz geschnitztes Gürteltier aus einem Schweizer Dorf in Argentinien. «Dort könntest du deine Fotografien ausstellen, durch Patagonien reisen, Fotos schiessen und diese dann wieder bei uns ausstellen.»
Alle ausgestellten Fotografien verkauft Strickler. Und das für einen guten Zweck. Mit seiner Frau Franziska Schiltknecht führt er dort seit 14 Jahren das Hilfswerk «Bridge». Dieses ermöglicht es jungen Leuten, primär aus armen Familien, eine handwerkliche Lehre zu absolvieren.