Craken contra Corona
20.03.2020 SportWohlen-Goalie Sascha Rudi über sein abruptes Karriereende
Handball-Wohlen-Kultgoalie Sascha «Craken» Rudi wollte zum Saisonende seine Karriere beenden. Das Coronavirus hat ihn um ein Abschiedsspiel gebracht. Jetzt nutzt er die Zeit, um Menschen aus der ...
Wohlen-Goalie Sascha Rudi über sein abruptes Karriereende
Handball-Wohlen-Kultgoalie Sascha «Craken» Rudi wollte zum Saisonende seine Karriere beenden. Das Coronavirus hat ihn um ein Abschiedsspiel gebracht. Jetzt nutzt er die Zeit, um Menschen aus der Risikogruppe zu helfen.
Die Enttäuschung ist gross bei Sascha Rudi. Auf der Pinnwand seines Facebook-Profils steht auf Mundart geschrieben: «Ich bin gerade sprachlos über das abrupte Ende meiner Karriere. Ich weiss nicht, was ich sagen soll. Ich werde mich später melden, wenn ich das Ganze verdaut habe. Habe mir das schöner vorgestellt.»
Vorbereitung auf Abschied
Der Kultgoalie hat sich auf sein Karriereende vorbereitet. An jedem Heimspiel lag ein Pullover in der Hofmattenhalle, auf dem Zuschauer, Handballfreunde und alle, die Rudi schätzen, unterschreiben konnten. In diesem Pullover wollte der Wohler das letzte Heimspiel bestreiten. Was er nicht wusste: Das Heimspiel gegen Altdorf am 7. März sollte das letzte für Handball Wohlen sein. Danach hat der Verband die Meisterschaft wegen des Coronavirus abgebrochen. «Ich bin um mein Abschiedsspiel gebracht worden», sagt der 29-Jährige enttäuscht.
Chance auf ein Comeback ist gering
Hängt der «Craken» jetzt eine Saison an, um einen würdigen Abschied zu erhalten? «Ich kann momentan nicht viel dazu sagen. Es ist unklar, in welcher Liga wir nächste Saison überhaupt spielen. Ich brauche noch Zeit, um das Ganze zu verarbeiten», sagt Rudi. Er verweist allerdings auf den Schweizer Eishockeygoalie Jonas Hiller vom EHC Biel, dessen Karriere auch durch den Corona-bedingten Saisonabbruch beendet wurde. «Er hat im Fernsehen gesagt, dass es übertrieben wäre, eine ganze zusätzliche Saison zu spielen, nur um ein Abschiedsspiel zu erhalten. Ich sehe es ähnlich.» Rudi erklärt, dass er es nicht komplett ausschliesse, weiterzumachen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es beim Karriereende bleibt, ist deutlich höher. Der Pullover, der sich in den bisherigen Wohler Heimspielen in der Abstiegsrunde mit zahlreichen Unterschriften gefüllt hat, bleibt ihm als schöne Erinnerung.
Seine Art der «Revanche»
Das Coronavirus hat dem Sportler nicht nur einen Strich durch seine Abschiedsspielpläne gemacht. Der arbeitssuchende Elektriker wollte sich beruflich umorientieren. «Ich wollte in den Bereich der Jugendarbeit reinschnuppern. Dieses Berufsfeld ist momentan allerdings von den Sicherheitsmassnahmen des Bundes betroffen. Die Arbeit ruht zu grossen Teilen in diesem Feld.» Er hat sich deshalb darauf eingestellt, dass es für ihn als Elektriker wieder auf den Bau geht, wo noch gearbeitet wird.
«Ehrensache, dass ich helfe»
Bevor es so weit ist, stellt sich der Goalie mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gegen das Virus, das ihm Abschiedsspiel und berufliche Neuorientierung genommen hat. Er nutzt seine Zeit, um Risikogruppen zu helfen. Auf seinem Facebook-Profil bietet er seine Dienste an. «Wenn jemand Hilfe bei der Kinderbetreuung, beim Einkaufen oder beim Mit-dem-Hund-laufen-Gehen benötigt, hinterlässt ruhig eine Nachricht an mich. Wer mich kennt, weiss, dass ich ein Kindermagnet bin», schreibt er. «Für mich ist das Ehrensache, dass ich helfe», sagt der Wohler. «Meine Mutter ist älter als 60 und gehört auch zu einer Risikogruppe. Ich schaue, dass ich ihr helfen kann und biete meine Unterstützung jedem an, der sie benötigen kann. Und sei es nur, wenn eine Person jemanden zum Reden braucht. Das Virus hat mir das Abschiedsspiel genommen. Jetzt helfe ich gegen das Virus, so gut ich kann.»
Der sympathische Exzentriker von Handball Wohlen bleibt der Region auf jeden Fall erhalten. «Sobald der Handball wieder läuft, bin ich auch in der Hofmattenhalle wieder anzutreffen. Vermutlich aber nur als Zuschauer.» --jl