STROHFÜÜR
14.02.2020 WohlenDas Motto der Fasnacht passt: «Wohle im Grossstadtfieber». Daraus lässt sich einiges Fasnächtliches machen. Und das lässt auch Erinnerungen aufkommen. Wohlen wollte vor gar nicht so langer Zeit eine Stadt werden. Allerdings ist das länger her, als viele meinen. ...
Das Motto der Fasnacht passt: «Wohle im Grossstadtfieber». Daraus lässt sich einiges Fasnächtliches machen. Und das lässt auch Erinnerungen aufkommen. Wohlen wollte vor gar nicht so langer Zeit eine Stadt werden. Allerdings ist das länger her, als viele meinen. Im August 2008 stellte der damalige Gemeinderat den Antrag, Wohlen zur Stadt zu erklären. Die Gründe waren vielfältig: von der Zentrumsfunktion bis zur Ausstrahlung. Ab 1. Januar 2009 wäre Wohlen vom Dorf zur Stadt befördert worden. Im Einwohnerrat dachten viele genauso, das heisst, eine Mehrheit der Dorfparlamentarier (nicht Stadtparlamentarier) fanden, Wohlen sei längstens eine Stadt. Höchste Zeit für die richtige Bezeichnung.
Die Wende leitete die SVP ein. Die Volkspartei ergriff das Referendum und feierte am 17. Mai 2009 an der Urne einen Erfolg. 58,7 Prozent (2251 Nein-Stimmen) wollten Wohlen auch in Zukunft als Dorf sehen. 1583 stimmten für die Stadt. Somit war die Stadt-Erklärung begraben. Wer stand im Stadt-Abstimmungskampf an vorderster Front? Der damalige SVP-Präsident meinte, seine Partei habe mit diesem Nein einen Blödsinn verhindern können. Und die Abstimmungsbroschüre sei erst noch einseitig ausgearbeitet gewesen und somit «eine Riesensauerei». Ja, so argumentierte damals Jean-Pierre Gallati. Heute ist er im Regierungsrat – und arbeitet im städtischen Aarau.
Ein Politiker versprach damals, seine Partei werde am Stadt-Thema dranbleiben. Das war Benno Kohli von der FDP. So ganz hartnäckig verfolgte der Freisinn die Stadt-Erklärung allerdings nicht. Es vergingen acht Jahre des Schweigens. Erst im Herbst 2017 brachte Samuel Keller, FDP-Einwohnerrat, die Stadt-Erklärung im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform wieder auf die politische Agenda – um sie nur wenige Wochen später wieder von der Traktandenliste zu nehmen.
Wer die Bezeichnung «Wohlen, die Stadt» am meisten in den Mund nimmt, ist mittlerweile der Gemeindeammann. Fast bei jeder Gelegenheit erwähnt Arsène Perroud Wohlens städtische Grösse. An eine Stadt-Erklärung mag er aber in den nächsten zwei, drei Jahren nicht denken, sagte er im grossen Interview Anfang Januar. Also bleibt gegenwärtig die Stadt Wohlen das, was in den nächsten Wochen alles beherrschen wird: ein Fasnachtsthema.
Apropos Fasnacht. Die Schnitzelbank-Gruppen sind mitten im Endspurt, gute Sprüche sind gefragt. Am Schmutzigen Donnerstag steigt in folgenden Restaurants mit den Schnitzelbänken die Beizenfasnacht: Frohe Aussicht, Gotthard, Bären, Rössli, Sternen, Kulturbeiz. Die Kammersänger waren bereits an der Inthronisation in Aktion. Hier ein Beispiel: Wotsch i de Badi baade, und besch vom Tag no es bezli glade. – Hebsch de Fuess is chalte Wasser, dä wird ganz schnell nass und nasser. Denn tuesch aber weidli ränne, sosch tueds der d’Sicherig durebränne.
Nicht vergessen: Die Kammersänger erhoffen sich am Schmutzigen Donnerstag vom Publikum originelle Verse zum Baubewilligungsund Parkplatz-Theater beim Sternen. Nur Mut. Das Thema hat ja viel Schräges ans Tageslicht gebracht.
Daniel Marti