Das Tabu brechen
04.02.2020 Gesundheit«Nationale Aktionswoche für Kinder von suchtkranken Eltern» vom 12. bis 16. Februar
Ungefähr 100 000 Kinder wachsen in der Schweiz mit einem alkoholkranken Elternteil auf. Viele dieser Kinder leiden stark darunter und trauen sich nicht, mit anderen ...
«Nationale Aktionswoche für Kinder von suchtkranken Eltern» vom 12. bis 16. Februar
Ungefähr 100 000 Kinder wachsen in der Schweiz mit einem alkoholkranken Elternteil auf. Viele dieser Kinder leiden stark darunter und trauen sich nicht, mit anderen darüber zu sprechen. Die Aktionswoche möchte die Bevölkerung sensibilisieren.
Die Kinder von suchtkranken Eltern verschweigen ihre Not aus Loyalität zu den Eltern, sie sind aber oft einsam und leiden massiv unter der Situation. Mit der 2019 erstmals in der Schweiz durchgeführten Aktionswoche soll dieses Tabu gebrochen werden, damit den Kindern geholfen werden kann. Während dieser von Sucht Schweiz koordinierten Aktionswoche führen zahlreiche Organisationen in zwölf Kantonen 38 öffentlichkeitswirksame Aktionen durch. Wenn ein Elternteil alkoholabhängig ist, leidet die ganze Familie darunter: die betroffene Person, aber auch der Partner oder die Partnerin sowie die Kinder. Für die Kinder bedeutet dies oftmals, dass das Familienklima angespannt, konfliktbeladen und unberechenbar ist. Sie sind täglich mit Angst, Scham, Schuldgefühlen, Unsicherheit und nicht zuletzt mit Isolation konfrontiert.
Unterstützung suchen und finden
Mit dieser nationalen Aktionswoche soll das Tabu gebrochen und die Öffentlichkeit für die Situation und die Bedürfnisse dieser Kinder sensibilisiert werden. Es soll ein Klima geschaffen werden, in dem Eltern, Kinder, Nahestehende und Fachleute aus dem Schweigen ausbrechen und Unterstützung suchen und finden können.
Die Erkennung und Unterstützung der gefährdeten Kinder stellt eine grosse Herausforderung dar. Das soziale Umfeld sowie Fachleute wissen bei einem vermuteten Suchtproblem oft nicht, wie sie reagieren sollen. Suchtfachstellen wie diejenige der Aargauischen Stiftung Suchthilfe (ags) richten ihr Beratungsangebot deshalb auch an Menschen aus dem näheren Umfeld sowie an Fachpersonen aus Berufsgruppen, die mit Kindern in Kontakt sind. Um dem spezifischen Leid von Kindern aus suchtbelasteten Familien zu begegnen, stellt die ags seit Jahren Angebote zur Verfügung. 2019 wandten sich 2340 Angehörige und Betroffene mit ihren Frage- und Problemstellungen an die Suchtberatung ags. Über die Mediothek wurden bei 3292 Kundenkontakten 11 659 Medien zu den Themen Suchtprävention und Gesundheitsförderung ausgeliehen. Bei den Substanzen zeigt sich in der Suchtberatung weiterhin Alkohol mit 1063 Klienten als das grösste Problem, gefolgt von Cannabis mit 532 und anderem Suchtverhalten (zum Beispiel Computerspiel, Glücksspiel) mit 238 Personen in Behandlung. Insgesamt wurden 8333 persönliche und elektronische Beratungen durchgeführt.
Vielseitiges Angebot
Das Beratungsangebot im Aargau, welches sich direkt an Kinder und deren Eltern richtet, ist vielfältig. Da gibt es zum einen professionell geführte Kinder- und Jugendgruppen. Sie bieten Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, in Spiel und Gespräch zu erkennen, dass sie nicht alleine sind, etwas über Sucht zu erfahren, wieder mehr Selbstvertrauen zu gewinnen und Entlastung für ihre familiäre Situation zu erleben. Das Kursangebot «Gemeinsam stark» richtet sich an Eltern und Kinder, die von einer Sucht oder einer psychischen Krankheit betroffen sind. Familien werden gezielt dabei unterstützt, Wege zu finden, um über die Erkrankung oder die Sucht zu reden und gestärkt zu werden. Weiter im Angebot steht der Kurs «Eltern vor allem – Eltern trotz allem». An vier Abenden können sich Mütter und Väter in einem geschützten Raum austauschen, in ihrer Elternrolle unterstützt werden und Ideen bekommen, wie die Widerstandskraft ihrer Kinder gestärkt werden kann. Ergänzend zu den Gruppenangeboten können jederzeit Einzelgespräche auf den jeweiligen Beratungsstellen von Kindern sowie Erwachsenen vereinbart werden. Die Beratungen sind kostenlos und vertraulich. Auch in Wohlen hat es eine Suchtberatungsstelle. --red
Angebote für Kinder und deren Umfeld findet man unter: www.suchtberatungags.ch, Suchtberatung ags, Wohlen, Bahnhofstrasse 6, Telefon 056 622 77 48.