Ruhe vor dem Sturm
28.01.2020 PorträtBesuch beim neuen Ehrenkammerer
Am Samstag schaute er als Urs de Wyhändler noch an der Après-Ski-Party in der Zanzibar vorbei. Am Sonntag fuhr Urs Schürmann mit seiner Familie in die Skiferien. Er und Ehefrau Lidwina Weh wollen in den Bergen noch etwas Kraft tanken, ...
Besuch beim neuen Ehrenkammerer
Am Samstag schaute er als Urs de Wyhändler noch an der Après-Ski-Party in der Zanzibar vorbei. Am Sonntag fuhr Urs Schürmann mit seiner Familie in die Skiferien. Er und Ehefrau Lidwina Weh wollen in den Bergen noch etwas Kraft tanken, bevor dann ein anstrengendes Programm auf das Ehrenkammererpaar wartet. Mit dabei die beiden kleinen Töchter. Sie sollen auch an der Fasnacht so oft mitfeiern wie möglich. Auf dass der Fasnachtsvirus weitervererbt wird. --chh
Der Name ist Verpflichtung
Porträt des neuen Ehrenkammererpaars Urs Schürmann und Lidwina Weh
Er galt seit Jahren als Kandidat für das Amt. Und für ihn war immer klar: «Wenn man mich fragt, dann sage ich zu. Das ist doch eine Ehre.» Jetzt ist es also so weit: Auf Urs de Wyhändler und seine Gattin wartet ein anstrengendes Programm.
Chregi Hansen
Seit gut 12 Jahren ist er Mitglied der Kammergesellschaft. Überredet hat ihn der damalige Präsident und FC-Kollege Beni Hegi. «Er hat damit argumentiert, dass es doch nur drei Anlässe pro Jahr sind. In diesem Jahr komme ich auf 55», erzählt Urs Schürmann.
Dieses Jahr ist eben alles ganz anders. Schürmann wird als «Urs de Wyhändler» durch die Fasnacht führen. Ein Amt mit vielen Verpflichtungen. Und Terminen. Trotzdem hat der 55-Jährige nur kurz gezögert, als er angefragt wurde. Für ihn ist das eine Ehrensache. «Wenn man bei der Gesellschaft dabei ist, muss man immer mit der Anfrage rechnen. Und wenn man die Chance erhält und die nötige Zeit hat, so soll man sie nutzen», so seine Überzeugung. Denn Ehrenkammerer kann man nur einmal im Leben werden. «Es ist wichtig, dass wir diese Tradition am Leben erhalten.»
Das Nachbohren gewohnt
In den letzten Jahren war er mehrfach Favorit. Als Präsident Peter Michel und Zeremonienmeister Norbert Hoffmann für eine Weinbestellung nach einem Termin nachfragten, wusste er darum, was es geschlagen hat. «Er hat mich vorgewarnt, was jetzt kommt», lacht Ehefrau Lidwina Weh. Aber für die beiden war schnell klar, «das machen wir». Wegen Hoffmanns grosser Reise kam die Anfrage ungewöhnlich früh, bereits im April letzten Jahres. Fast neun Monate mussten die beiden das Geheimnis für sich behalten. «Das ist kein Problem. Denn erst ab Dezember wird man auf das Thema angesprochen. Dann aber sollte man eine Antwort bereithaben», erzählt der neue Ehrenkammerer. «Weil der WA mich in den letzten Jahren immer zum Favoriten gemacht hat, war ich an das Nachfragen sowieso gewöhnt», schmunzelt er.
Seit bekannt ist, dass Urs Schürmann der neue Ehrenkammerer ist, werden die beiden mit Glückwünschen überhäuft. «Man kommt sich vor wie ein Olympiasieger. Sogar am Postschalter werde ich erkannt», lacht der Unternehmer. Die ersten drei Anlässe haben die beiden schon absolviert. Und es macht ihnen Spass. «Besonders schön ist, dass auch der Ex-Ehrenkammerer Erik Amsler und seine Frau Anita dabei sind. Wir verstehen uns bestens, und sie können uns auf alles vorbereiten», berichtet Lidwina Weh. Weil auch die Kinder der beiden befreundet sind, weiss Tochter Olivia schon, wie es ist, wenn der Vater der höchste Fasnächtler ist. «Ab und zu werden die beiden dabei sein. Aber es haben sich auch schon viele gemeldet, die gerne auf die Kinder aufpassen, wenn wir abends unterwegs sind», so die Mutter.
Seit Kindsbeinen dabei
Das neue Ehrenkammererpaar, es hat die Fasnacht im Blut. Beide waren schon als Kinder sehr aktiv. «Ich erinnere mich noch gut, als ich in der Primarschule mit einem Freund mit einem Kinderwagen am Umzug mitlief. Einer sass drin, einer schob. Und irgendwann war der Wagen kaputt», erzählt Schürmann. Für die gebürtige Deutsche war die Wohler Fasnacht zu Beginn hingegen Neuland. Die Sommelière kommt aus dem badischen Leipferdingen, wo die Fasnet eine ganz besondere Tradition hat. «Bei uns ist am Schmutzigen Donnerstag das ganze Dorf auf den Beinen. Das geht morgens los mit der Musik, der Tour durch die Beizen und der Entführung der Lehrer und zieht sich dann den ganzen Tag weiter», berichtet sie. Dass die Inthronisation des Ehrenkammerers eine rein interne Angelegenheit ist, das war für sie ungewohnt. «Die Fasnacht hier ist anders, aber es ist einfach schön, dass es die Tradition gibt», sagt sie. Und sie freut sich, dass sie in diesem Jahr auch an vielen anderen Orten mitfeiern darf und viele neue Menschen kennenlernen darf.
Bisher eher im Hintergrund
Seit 1983 war Urs Schürmann mehr oder weniger an jedem Kammerball dabei. Dass es so lange gedauert hat, bis er der Gesellschaft beitrat, hat mit seinen vielen anderen Hobbys zu tun. Heute ist er froh um diesen Schritt. «Es ist ein toller Verein mit einem guten Zusammenhalt. Und es ist schön, dass jetzt auch viele Junge dabei sind. Das ergibt eine gute Mischung», so Schürmann.
Er selber war bisher eher im Hintergrund tätig. «Jeder soll sich da engagieren, wo er seine Stärken hat», findet er. «Für den Wagenbau kann man mich beispielsweise nicht brauchen. Aber ich kann dafür sorgen, dass die Wagenbauer nicht verdursten», lacht er. Apropos Getränke: Urs Schürmann und Lidwina Weh sind bekannt als Weinkenner und -geniesser. Und darum steht auch fest: Am Kammerball wird es in diesem Jahr eine ganz besondere Weinbar geben. «Ich muss meinem Namen doch gerecht werden», sagt Urs de Wyhändler. Zwar seien an der Fasnacht traditionell eher Bier und Drinks gefragt. «Aber mit einer guten Flasche Wein findet man ganz schnell ganz viele Freunde», weiss Weh aus Erfahrung.
Angenehme Doppelbelastung
Natürlich: Die Fasnacht ist auch für die Schüwo Trink-Kultur AG eine anstrengende Zeit mit vielen Anlässen, die beliefert werden müssen. Und da kann der Chef einfach Ferien machen? «Nein, ich werde, wenn auch sehr reduziert, weiter arbeiten. Das ist eine Doppelbelastung, aber eine angenehme. Zudem habe ich zwei Brüder, die werden meine Absenzen gut überbrücken», sagt der Getränkehändler. Urs Schürmann weiss aus eigener Erfahrung, wie es ist, wenn der Chef wegen der Fasnacht fehlt. Sein Vater hatte das Amt des Ehrenkammerers vor 27 Jahren inne. «Er war damals immer wieder abwesend im Betrieb», erinnert er sich. Seine Eltern sind dementsprechend stolz, dass jetzt ihr Sohn den roten Zylinder trägt.
Zusammenhalt unter Fasnächtlern ist gross
Dass er in einem Jahr Ehrenkammerer ist, in dem es in Wohlen einen grossen Umzug gibt, das freut Urs Schürmann besonders. Wobei: Noch ist er unsicher, ob er am Umzug auch fit ist, findet am Abend vorher doch der Kammerball statt. «Zum Glück kann ich dann hinten im Wagen sitzen», sagt er mit einem Augenzwinkern. Auf die vielen Anlässe und Begegnungen in den kommenden Wochen freuen sich die beiden schon jetzt. «Es ist immer wieder schön, mit anderen Fasnachtsgesellschaften zu feiern. Sei es in Wohlen, sei es ausserhalb», finden sie. Der Zusammenhalt sei toll. «Wir müssen an einem Strick ziehen, wenn wir die Fasnacht erhalten wollen.»
Der nächste Fixtermin ist dann der 7. Februar und der Besuch bei der Inthronisation in Niederwil. Danach geht es Schlag auf Schlag. Damit sie auch genug Kraft haben für das anstrengende Programm, fahren sie jetzt erst einmal eine Woche in die Ferien. «Und wer weiss, vielleicht brauchen wir nachher gleich nochmals eine Woche Pause», meint Urs Schürmann. Denn eines ist klar: Das neue Ehrenkammererpaar wird Vollgas geben. Viel unterwegs sein. Feiern. Tanzen. Und sicher auch das eine oder andere gute Glas Wein trinken. «Das muss schon sein», sagen beide.



