«Der einzig Richtige»
17.01.2020 Oberwil-LieliNationalrat Andreas Glarner ist neuer Präsident der SVP Aargau
Vom Aussenseiter zum Sieger: Mit deutlichem Mehr haben die Delegierten der SVP Aargau Nationalrat Andreas Glarner aus Oberwil-Lieli zum Präsidenten der Kantonalpartei ...
Nationalrat Andreas Glarner ist neuer Präsident der SVP Aargau
Vom Aussenseiter zum Sieger: Mit deutlichem Mehr haben die Delegierten der SVP Aargau Nationalrat Andreas Glarner aus Oberwil-Lieli zum Präsidenten der Kantonalpartei gewählt.
Erika Obrist
Andreas Glarner: 201 Stimmen. Rolf Jäggi: 106 Stimmen. Deutlich hat sich Nationalrat Andreas Glarner aus Oberwil-Lieli gegen seinen Mitbewerber, Grossrat Rolf Jäggi aus Egliswil, bei der Wahl des Parteipräsidenten der SVP Aargau vorgestern in Lupfig durchgesetzt. «Ehrlich: Damit habe ich nicht gerechnet», versicherte Andreas Glarner am Tag nach der Wahl. Er hätte im Vorfeld keine Wette auf seine Wahl abgeschlossen, zumal er als Aussenseiter in die Ausmarchung gegangen sei. «Die Delegierten wussten, was sie von mir zu erwarten haben – und sie haben sich offensichtlich von meinen Worten am Parteitag überzeugen lassen.»
Zurück an die Basis
In seiner Bewerbungsrede hatte Glarner die SVP als «Sanierungsfall» bezeichnet. Es gelte nun, vermehrt an die Basis zu gehen und die Themen aufzunehmen, welche die Bevölkerung am meisten beschäftigen: Krankenkassenprämien, das Gesundheitswesen allgemein und die Altersvorsorge.
Bezirksparteipräsident René Bodmer aus Unterlunkhofen hatte am Parteitag den Delegierten Andreas Glarner zur Wahl empfohlen. «Er ist der einzig Richtige für diese Aufgabe», sagt Bodmer. «Weil er unabhängig ist und stets sachbezogen politisiert – nie aus Eigennutz.» Glarner verfüge über reiche Erfahrung als Gemeinderat und Ammann, als Grossrat und Fraktionspräsident und als Nationalrat. Glarner spreche eine klare Sprache, die zwar nicht bei allen gut ankomme. «Aber es ist Zeit für einen, der die Sache wieder beim Namen nennt.» Trotz seines Nationalratsmandats arbeite Glarner weiterhin aktiv im Vorstand der Bezirkspartei mit. «Er hat die Bodenhaftung nie verloren», weiss René Bodmer. Der Gemeinderat Oberwil-Lieli gratuliert seinem Alt-Gemeindeammann. «Andreas Glarner wollte diese Position», sagt Ammann Ilias Läber, «und er hat sie erhalten.»
Vier Jahre im Kopf
Andreas Glarner bezeichnet die SVP als «Sanierungsfall»
Die SVP hat bei den letzten nationalen Wahlen grosse Stimmverluste hinnehmen müssen. Besonders im Aargau. Andreas Glarner will das ändern. Mit einer klaren Sprache und viel Arbeit an der Basis.
Erika Obrist
Grossrat Rolf Jäggi aus Egliswil gegen Nationalrat Andreas Glarner aus Oberwil-Lieli: Zwei erfahrene Politiker bewarben sich um das Präsidium der SVP Aargau. Gespannt war man, wer als Sieger aus dieser Wahl hervorgehen würde. Beide Kandidaten sind sich einig in der Sache, nicht aber im Stil. Andreas Glarner provoziert gern, nennt die Dinge beim Namen und tritt dabei auch hin und wieder den eigenen Parteimitgliedern auf den Fuss. Rolf Jäggi ist eher gemässigt in der Wortwahl. Darf man den Zeitungsberichten im Vorfeld glauben, so ging Jäggi als Favorit in die Ausmarchung.
Aus dem Schlaf erwachen
Überraschend deutlich haben die 314 Delegierten der SVP Aargau vorgestern in Lupfig Andreas Glarner zum neuen Präsidenten der Kantonalpartei und somit zum Nachfolger von Thomas Burgherr gewählt. Auf ihn entfielen 201 Stimmen, auf Rolf Jäggi 106 Stimmen. «Wer die Reden der beiden Kandidaten gehört hat, der wusste, wen er zu wählen hat», sagte René Bodmer aus Unterlunkhofen. Der Präsident der SVP Bezirk Bremgarten hatte den Delegierten Andreas Glarner vorgestellt und zur Wahl empfohlen. «Weil er der einzig Richtige ist an der Spitze der Partei.»
Glarner selber wusste, dass er als Aussenseiter in die Wahl ging. Er hat im Vorfeld eine «Brandrede» versprochen – und die hat er auch gehalten. Er bezeichnete die SVP angesichts der Wählerverluste als «Sanierungsfall». Er forderte seine Parteikolleginnen und Parteikollegen auf, aus dem Schlaf zu erwachen und wieder vermehrt an die Basis zu gehen und zu hören, wo der Schuh wirklich drückt. «Wahlen – auch die nächsten Grossratswahlen im Herbst – werden mit nationalen Themen entschieden», sagte Glarner. Die grossen Sorgen der Basis seien das Gesundheitswesen allgemein und die Altersvorsorge. Hier gelte es, Lösungen anzubieten.
Richtungswahl bezüglich Auftreten
Für ihn als neuen Parteipräsidenten kämen die Grossrats- und Regierungsratswahlen im Herbst zu früh. «Aber ich werde mein Bestes geben», versprach er gestern auf Nachfrage. «Ich habe vier Jahre im Kopf bezüglich Ausrichtung der Kantonalpartei», sagte er.
Es sei auch eine Richtungswahl gewesen, bestätigt Glarner. «Nicht in der Sache, aber im Auftreten.» Die Delegierten wüssten, was sie von ihm zu erwarten haben: Die Dinge klar beim Namen nennen und bestimmt auftreten.
Bezirksparteipräsident René Bodmer sagt noch klarer, was von Glarner zu erwarten ist. «Er provoziert, wo er es für angebracht hält.» Dass ihn die Delegierten trotzdem mit deutlichem Mehr gewählt haben, «ist ein Entscheid für einen mutigen Mann, der nicht schon auf das nächste Pöstchen schielt».
«Es braucht Leute wie ihn»
Glarner ist sich bewusst, dass viel Arbeit auf ihn zukommen wird. Die Doppelbelastung als Nationalrat und Parteipräsident sei zu tragen. «Ich stehe halt etwas früher auf und arbeite etwas länger», sagt er. Zu viel werde es ihm nur, «wenn ich politisch nichts mehr verändern kann».
Oberwil-Lielis Gemeindeammann Ilias Läber freut sich, dass sein Vorgänger im Amt die Wahl gewonnen hat. «Es braucht Leute wie Andreas Glarner, die aufrütteln, wenn es notwendig ist.»
Grosse Erfahrung
Andreas Glarner ist 57 Jahre alt. Von 1998 bis 2017 gehörte er dem Gemeinderat Oberwil-Lieli an, ab 2006 als Gemeindeammann. Von 2001 bis 2015 war er Grossrat. Er stand von 2005 bis zu seinem Ausscheiden der SVP-Fraktion als Präsident vor. Seit 2015 ist er Nationalrat.
Glarner ist auch ein erfolgreicher Unternehmer. Der gelernte Lüftungstechniker hat sich in Betriebstechnik und Betriebswirtschaft weitergebildet. In Oberwil-Lieli hat er die Firmen Airproduct und Careproduct nacheinander aufgebaut und später verkauft.
Der Vater zweier Kinder lebt mit seiner neuen Partnerin und zwei ihrer drei Kinder zusammen. --red