Die Matten-Finalissima
20.12.2019 RingenRingen, NLA-Finale: Willisau – Freiamt
Ein Kampf entscheidet, wer Schweizer Meister 2019 wird. Der grosse Favorit Willisau trifft auf den tapferen Aussenseiter RS Feiamt (Samstag, 19 Uhr, BBZ-Halle Willisau).
Freiamt bezwingt Willisau mit 18:17 im ersten ...
Ringen, NLA-Finale: Willisau – Freiamt
Ein Kampf entscheidet, wer Schweizer Meister 2019 wird. Der grosse Favorit Willisau trifft auf den tapferen Aussenseiter RS Feiamt (Samstag, 19 Uhr, BBZ-Halle Willisau).
Freiamt bezwingt Willisau mit 18:17 im ersten Kampf in Muri. Die Luzerner schlagen beim zweiten Duell zurück und gewinnen 21:13. Am Mattenrand glänzen der silberne Pokal und die goldenen Medaillen bereits vor sich hin. Am Samstag wird nach dem alles entscheidenden Duell zwischen der Ringerstaffel Freiamt und den Willisau «Lions» dieses Objekt der Begierde ein neues Zuhause finden und für Jubelarien sorgen. Der Favorit ist Willisau. Die Freiämter fordern den Titelanwärter heraus. «Es ist ein Kampf, es sind zehn enge Duelle auf der Matte. Alles ist möglich», sagt RS Freiamt-Trainer Marcel Leutert. --spr
Nur die Ohren unterscheiden sich
Ringen, Finale: Die RS-Freiamt-Zwillinge Nils und Nino und Vater Marcel Leutert vor dem dritten Kampf in Willisau (Sa, 19 Uhr)
Die Söhne ringen, der Vater ist der Trainer. Ohne die Leuterts wäre die Ringerstaffel Freiamt nicht so erfolgreich in dieser Saison. Vor dem entscheidenden Final-Duell in Willisau träumt man vom Titel. Die Leuterts sind sich einig: «Gefeiert wird sowieso.»
Stefan Sprenger
Wer ist wer? Die Ringer-Zwillinge Nils und Nino sind nur schwierig auseinanderzuhalten. Beide nennen dieselben Unterscheidungsmerkmale. Nino hat rechts ein Ringerohr. Nils’ Ohren sind vom harten Sport (noch) nicht gezeichnet. Dazu ist Nino rund drei Zentimeter grösser als sein Bruder. Das wars. Auf der Matte kann man sie kaum voneinander trennen, doch beide überzeugen mit sackstarken und souveränen Auftritten – besonders in den Final-Duellen.
Nils hat in den zwei Halbfinals und in den zwei Finals bislang eine Punktebilanz von 14:0. «Grossartig», meint Vater und Trainer Marcel Leutert. Nils ist jeweils der Erste, der auf die Matte muss. «Ein guter Start ist enorm wichtig und Nils erfüllt die Erwartungen voll.» Ninos Bilanz von 9:4 ist ebenfalls stark. «Doch man spürt, dass er etwas müde ist», meint der Vater. Müde ist er, weil er seit Ende Oktober in der Rekrutenschule ist und seit vier Wochen in Magglingen voll auf das Ringen setzen kann. «Jeden Tag trainieren wir zwei- bis dreimal», erzählt Nino. Das bringt ihn voran, doch das laugt auch aus.
Diese Saison trennen sich die Wege
Am 20. Februar 1999 kamen die Zwillinge zur Welt. Der Vater hat sie nie zum Ringsport gedrängt. Beide sagen, dass es kein Problem ist, dass der Vater auch der Trainer ist. «Wir sind so gross geworden und können das trennen», meinen sie. Der Vater sagt über seine Jungs, die sackstarke Ringer wurden: «Sie sind beide mit vollem Herzblut dabei und geben auf der Matte alles. Das macht mich als Vater und Trainer stolz», so Marcel Leutert.
Während die früheren Wege der Brüder ähnlich sind, so verlief die Saison 2019 für beide ganz anders. Nils ist gelernter Landwirt, arbeitet momentan als Maurer und Bauarbeiter bei der Vollenweider AG. Er hatte zu Beginn des Jahres eine Schulter-Operation und zog sich im Herbst eine heftige Knie-Prellung zu. «Der Zahn meines Trainingspartners bohrte sich in mein Knie», erzählt Nils. Es folgte eine Entzündung. Doch mittlerweile ist er wieder fit. Im Halbfinal und Final hat er noch keinen Punkt abgegeben. «Es läuft bei mir. Ich bin happy und stolz», meint er. Aufgrund von seinen Verletzungen konnte er nicht mit der Sportler-RS starten. Bis September konnte er nicht ringen.
Anders Bruder Nino, der als Sanitär-Installateur bei der Ritschard AG arbeitet. Auch wenn er sich am Innenband verletzte, schaffte er es grösstenteils fit durch die Saison zu kommen. Er konnte im Oktober mit der RS starten und wird nun bis Mitte März in Magglingen sein und kann voll auf die Karte Ringen setzen.
Ihre Wege haben sich zwar voneinander etwas entfernt. Doch am Samstag (19 Uhr, BBZ Willisau) haben alle Freiämter nur ein Ziel: Den Titel holen. Nils sagt: «Der erste Kampf in Muri war unbeschreiblich, unsere Leistung super. Ich glaube, Willisau hat uns ein wenig unterschätzt und war wohl etwas überheblich. Im zweiten Kampf folgte die Reaktion.» Ninos Worte sind ähnlich: «Der erste Kampf war brutal stark von uns. Im zweiten Duell haben wir dann nicht mehr so viel Glück gehabt, wie es gebraucht hätte.»
Die Freundin ist Willisauerin
Nach dem 18:17-Sieg in Kampf 1 und der 13:21-Pleite in Kampf 2 folgt nun der dritte und alles entscheidende Kampf um den Schweizer-Meister-Titel. «Voll angreifen», meint Trainer Marcel Leutert. «Alles geben und geniessen», sagt Nils. «Es geht um alles. Willisau muss, wir dürfen», meint Nino.
Er selbst müsste sich bei einem allfälligen Titelgewinn wohl zu Hause etwas anhören. Seine Freundin heisst Michelle Scherrer und ist die Schwester von Willisaus «Panzer»-Ringer Samuel Scherrer. Nino Leutert und Michelle Scherrer haben sich kennengelernt am Empfang von Willisau-Ringer Stefan Reichmuth, nachdem er an der WM die Bronzemedaille holte. Gemütlicher hat es da Nils. Seine Freundin heisst Ilona Hausherr, kommt aus Uezwil und ihr Herz schlägt voll für die RS Freiamt. Können die Freundinnen die beiden Zwillinge unterscheiden? Nils und Nino müssen lachen. «Das klappt.»
Klappen soll es auch mit dem Titelgewinn am Samstag. Willisau bleibt Favorit, Freiamt bleibt Aussenseiter. Die drei Leuterts sagen unisono: «Der Sieg wäre das i-Tüpfelchen auf eine sowieso schon geile Saison.» Nach dem Kampf wird die Ringerstaffel Freiamt möglichst zügig an die Ringernacht in Aristau verschieben. Dort wird dann sowieso gefeiert. Ob mit der Gold- oder der Silbermedaille. «Wir können so oder so stolz auf uns sein.»