«Fühle mich unglaublich geehrt»
24.12.2019 MuriVon der Gemeinde und von seinem Forstteam wurde Beat Bossert nach 30 Jahren als Förster in die Pension entlassen
Er erlebte so manchen Sturm, und das nicht nur im meteorologischen Sinn. Während drei Jahrzehnten führte Beat Bossert zuerst den Murianer ...
Von der Gemeinde und von seinem Forstteam wurde Beat Bossert nach 30 Jahren als Förster in die Pension entlassen
Er erlebte so manchen Sturm, und das nicht nur im meteorologischen Sinn. Während drei Jahrzehnten führte Beat Bossert zuerst den Murianer Staatswald und jetzt am Schluss den Forstbetrieb Region Muri. Gemeindevertreter und langjährige Weggefährten haben nur lobende Worte für ihn.
Annemarie Keusch
«Manchmal fehlen einem einfach die richtigen Worte.» Beat Bossert fehlten sie, vielen anderen, die ihm Danke sagen wollten, nicht. Es sei überwältigend. Er fühle sich geehrt. Und er sei auch ein wenig stolz. Das sagte Beat Bossert am Freitag, als er von der Gemeinde Muri offiziell verabschiedet wurde. Und das sagte er auch gestern Nachmittag an der «Forst-Waldweihnacht», dem Anlass, den er zusammen mit seiner Frau Margret ins Leben rief und an dem das ganze Forstteam samt Betriebskommission den Jahresabschluss feiert.
Es war der Rahmen, den sein Team wählte, um seinem bald pensionierten Chef ein ganz spezielles Geschenk zu machen. «Wir wussten, dass du Ende Jahr pensioniert wirst, nun kam dieser Augenblick irgendwie ganz schnell», meinte Andi Budliger, der seit 35 Jahren im Murianer Wald arbeitet. Sie hätten schöne, aber auch turbulente Zeiten erlebt. «Wir waren nicht immer gleicher Meinung, die Diskussionen wurden auch einmal hartnäckig geführt, aber wir haben den Rank immer wieder gefunden, sonst hätten wir wohl nicht drei Jahrzehnte miteinander gearbeitet.» Es sei eine schöne Zeit gewesen, nun sei es für Beat Bossert aber Zeit, einiges ruhiger anzugehen. Und dafür haben ihm seine Forstleute das perfekte Präsent angefertigt. Eine Bank auf dem Steinenberg, einer von Bosserts Lieblingsorten im Revier. «Extra mit zwei Sitzflächen, damit du einerseits den Blick über Muri und das Freiamt schweifen lassen kannst, andererseits aber auch über das Reusstal.»
Keinen besseren Ort
Eine schöne Eiche, samt Stock wurde zur langen Bank, auf der sich Bossert auch einmal ausruhen könne. «Wir hoffen, du findest die Zeit dafür.» Weil Holz vergänglich sei und sie ihm etwas schenken wollten, das bleibt, kam die Idee eines Steins dazu. «Auf diesen sind wir vor Jahren beim Ackern im Pflanzgarten gestossen», erzählt Budliger. Lange blieb er liegen, jetzt fand er Verwendung.
Sichtlich gerührt, weil nichts ahnend von der Aktion seiner Mitarbeiter, meinte Beat Bossert: «Mir fehlen die Worte.» Der Steinenberg sei für ihn ein spezieller Ort – jetzt noch mehr. Und über den dortigen Steinhaufen habe er sich immer wieder geärgert, jetzt wurde daraus die Stützmauer für die Bank. «Es gibt keinen besseren Ort für mich.» Er werde kaum auf der Bank sitzen können, ohne an seine meist langjährigen Mitarbeitenden denken zu müssen.
Häfner stellte Bossert vor 30 Jahren ein
In der warmen Tannenlaube wandte sich auch Milly Stöckli, Vizepräsidentin der Betriebskommission, an Beat Bossert. «Es ist jetzt das letzte Mal, dass ich dich verabschiede.» In verschiedenen Kommissionen und an verschiedenen Anlässen lernte sie Bossert im Verlauf der letzten Jahre immer näher kennen. «Einen Menschen mit starkem Charakter, sensiblem Sinn. Einen gestandenen Mann mit riesigem Herz.» Er sei ein ausserordentlicher Mensch, der sich mit ausserordentlichem Engagement für den Wald einsetzte, anfangs für den Staatswald in Muri, am Schluss waren es zusätzlich die Gemeinden Aristau, Bünzen, Besenbüren und Boswil.
Auch Robert Häfner, der Bossert vor 30 Jahren als Murianer Staatsförster einstellte, liess es sich nicht nehmen, einige Worte zum Abschied zu verlieren. «Du hast den Spagat zwischen dem Forst und der Jagd meist geschafft und Wald und Wild einander nähergebracht», betonte Häfner, der wie Bossert Pächter in der Jagdgesellschaft Lindenberg-Muri ist. Der Entscheid, 1989 Beat Bossert einzustellen, sei wohl kein schlechter gewesen, meinte er schmunzelnd. «Für die Zukunft wünsche ich dir und deiner Margret nur das Beste. Tut das, was ihr gerne macht und was ihr schon immer einmal machen wolltet.»
Gemeindepräsident Hans-Peter Budmiger rief am Verabschiedungsapéro am Freitag die wichtigsten Ereignisse in Erinnerung, die grossen Stürme Vivian, Lothar und Burglinde, die wirtschaftliche Neuausrichtung mit den Schnitzelheizungen, den neuen Forstwerkhof. «Förster denken langfristig, Beat Bossert hat seine Ziele über all die Jahre nie aus den Augen gelassen und konsequent verfolgt.» Seine Handschrift sei im Wald und im Betrieb lesbar.
Viele langjährige Mitarbeiter
Und Beat Bossert? Das viele Lob erschlug ihn fast. Es seien 30 schöne Jahre gewesen. «Damit man sich so lange entfalten kann, muss aber einiges stimmen, vor allem das Umfeld», sagte er. Mit seinen vielen langjährigen Mitarbeitern habe er sich lange nicht um Personalfragen kümmern müssen. «Das ist alles andere als selbstverständlich und sehr wertvoll.» Hinzu kam die Unterstützung von zu Hause. «Wir sind alle miteinander wie eine Forstfamilie geworden.» Entsprechend fällt auch seiner Frau Margret der Abschied nicht leicht. «Ihr wisst, wo wir wohnen, kommt ruhig vorbei.»
Er sei gerne Förster gewesen im Revier des Forstbetriebs Region Muri. «Ich werde auch in Zukunft im Revier anzutreffen sein und schauen, wie ihrs macht», wandte er sich an seine Noch-Mitarbeiter, «möglichst ohne mich einzumischen.» Mit Bossert wurde auch die langjährige Sekretärin Vreni Nardo verabschiedet.




