Orchesterverein Bremgarten 100-jährig
08.11.2019 EggenwilHanni Käch, Eggenwil, erfahrene Geigenspielerin, hat die lange Geschichte nachgezeichnet. Ein Auszug
Mit einem dritten und vierten Konzert in seinem Jubiläumsjahr am 30. November und 1. Dezember, mit der Kantorei Bremgarten als Partner, schliesst der Orchesterverein ...
Hanni Käch, Eggenwil, erfahrene Geigenspielerin, hat die lange Geschichte nachgezeichnet. Ein Auszug
Mit einem dritten und vierten Konzert in seinem Jubiläumsjahr am 30. November und 1. Dezember, mit der Kantorei Bremgarten als Partner, schliesst der Orchesterverein Bremgarten sein Jubiläumsjahr ab. Dirigent Hans Zumstein verlässt nach 40 Jahren das Pult.
Eine Handvoll Mitglieder des Kirchenorchesters wagte Anfang des 20. Jahrhunderts einen zaghaften Schritt hin zur «weltlichen» Musik. Die musikalische Leitung übertrug man dem umtriebigen Musikdirektor Joseph Iten, der als Musiklehrer an der Bezirksschule wirkte. Der frischgebackene Orchesterverein lud kurz nach der Gründung am 23. November 1919 zu seinem ersten Konzert in die Turnhalle ein. Damals gelangten nicht weniger als zwölf Werke verschiedenster Komponisten zur Aufführung. Der erste Platz kostete Fr. 1.50, für den zweiten Platz zahlte man einen Franken, und Schüler durften die Nachmittagsvorstellung für 30 Rappen besuchen. Der Saal war beheizt, Rauchen verboten. Im Protokoll schrieb die Aktuarin später, dass das Konzert lebhaften Applaus erhalten habe und dass Einnahmen von stolzen 300 Franken verbucht werden konnten. Jetzt sei man reich!
1925 wurde das Singspiel «Winzerliesel» im Schützenhaussaal aufgeführt. Damit begann die Ära der Operettenmitwirkung. Insgesamt 25 Operetten und eine Vielzahl von Konzerten wechselten sich danach in lockerer Folge ab. 1976 fand aber die letzte Operettenaufführung unter Mitwirkung des Orchestervereins Bremgarten statt. Man trennte sich, die Operettenbühne wurde 1977 neu gegründet, mit dem Männerchor.
Ein Jahr später fällte der Orchesterverein den Entschluss, sich zukünftig nicht mehr der volkstümlichen, sondern der klassischen Musik zu widmen. Bei der Auswahl der Werke geht es heute darum, einen Bogen von der Klassik zur zeitgenössischen Musik zu schlagen. So kann es sein, dass im einen Konzert Werke von Johann Sebastian Bach, Ottorino Respighi und Benjamin Britten aufgeführt werden, im folgenden Konzert ein Alphorn die Guldenthaler Suite von Hans-Jörg Sommer intoniert oder mit einem Blasorchester Filmmusik gespielt wird. Man ist offen für die verschiedensten Musikrichtungen. Das ist auf jeden Fall zu würdigen: Ein hundertjähriger Jubilar, der gleichzeitig das Alte bewahrt und auch flotten Schrittes mit der Zeit unterwegs ist.
Und wie geht es dem Orchesterverein heute? Die gut 40 Vereinsmitglieder musizieren mit Leib und Seele, was auch bedeutet, dass sie sich gerne neuen musikalischen und technischen Herausforderungen stellen. Das Erarbeiten von anspruchsvollen Werken gelingt dank der gezielten musikalischen Führung und Unterstützung des Dirigenten und seiner rechten Hand, der Konzertmeisterin Denise Mottier. Die unverkrampfte Stimmung und die gegenseitige Unterstützung helfen, die gesteckten Ziele mit Bravour zu erreichen. Wer einmal im Orchesterverein Bremgarten mitspielt, bleibt lange dabei. Nicht nur, weil das Musizieren Körper und Geist stärkt, sondern auch, weil es Verbindungen schafft.
Den Orchesterverein Bremgarten soll man nicht mit den «grossen» Orchestern vergleichen. Es ist eine kleine Truppe und – ausser dem Dirigenten und der Konzertmeisterin – alles Amateure. Doch genau das ist das Besondere an diesem Verein: Man kennt sich, man ist über die Jahre zusammengewachsen, man macht gemeinsam Fortschritte, feilt an der Technik, am musikalischen Ausdruck und freut sich, wenn das Publikum den Konzertsaal füllt und am Ende aller Bemühungen herzlich applaudiert. Auch nach hundert Jahren ist der Verein vital und neugierig. Man darf im noblen Zeughaussaal proben, der entspricht dank seiner schönen Höhe und der Ausführung in guten Hölzern problemlos den Anforderungen eines klassisch orientierten Musikerlebnisses. --rts
Adventskonzert Orchesterverein mit der Bremgarter Kantorei: Samstag, 30. November, 19.30 Uhr, und Sonntag, 1. Dezember, 17 Uhr, Stadtkirche Bremgarten. Orchesterverein: Musik von Marc-Antoine Carpentier, Paul Hindemith, Arcangelo Corelli, John Rutter, u.a. Leitung: Hans Zumstein. Bremgarter Kantorei: Knaben und Mädchenchor, Projektchor. Leitung: Heinrika Rimann Beltran.