Freiämter Power gegen die Weltelite
26.11.2019 Sport
Karate: Ein Trio aus der Region startet an der WM in Kasachstan
Simone Muntwyler und Angela Felber vom Karate-Club Anglikon sowie Raoul Keusch vom Karate-Club Wohlen gehören zum siebenköpfigen Schweizer Aufgebot für die Kyokushin-Karate-WM im kasachischen ...
Karate: Ein Trio aus der Region startet an der WM in Kasachstan
Simone Muntwyler und Angela Felber vom Karate-Club Anglikon sowie Raoul Keusch vom Karate-Club Wohlen gehören zum siebenköpfigen Schweizer Aufgebot für die Kyokushin-Karate-WM im kasachischen Nur-Sultan. Das Nationalteam absolvierte ein Trainingsweekend im Dojo Anglikon.
Josip Lasic
Der Schweiss fliesst in Perlen beim Training im Dojo des Karate-Clubs Anglikon. «Egal wie müde ihr euch fühlt, ihr bleibt in Bewegung», peitscht Sensei Heinz Muntwyler die Karatekas an. Sechs von ihnen starten am 7. und 8. Dezember an der WM. Einzig der Westschweizer WM-Starter ist nicht vor Ort. Unter den sieben WM-Teilnehmern sind drei Freiämter. Raoul Keusch vom Karate-Club Wohlen startet bei den Männern bis 80 kg. Vom Karate-Club Ang likon sind Simone Muntwyler, die Tochter von Heinz Muntwyler, und Angela Felber mit dabei. Muntwyler tritt bei den Frauen bis 65 kg, Felber bis 70 kg an. «Die Gewichtsklasse spielt keine Rolle», sagt Heinz Muntwyler. «Wir können auf keine ‹Glückslose› hoffen. Unsere Karatekas treffen auf die Weltelite.»
Das Sextett durchläuft ein hartes Programm. Am Freitagabend trainieren sie mit dem Rest des Karate-Clubs Anglikon. Während für die übrigen Karatekas um 9 Uhr Schluss ist, übernachten die WM-Teilnehmer im Dojo. Am nächsten Tag geht es um 7 Uhr morgens weiter.
Profis als Gegner
«In der letzten Woche vor der WM fahren wir trainingstechnisch runter. Vorher holen wir konditionell alles aus den Karatekas raus», erklärt Muntwyler. Er weiss, wovon er spricht. Früher war er selbst Teil der Nationalmannschaft, trainierte mit der Freiämter Kampfsport-Legende Andy Hug. Die Kämpfer werden gequält, um an der KWU-Weltmeisterschaft im Kyokushin-Karate (siehe Kasten) bestehen zu können. Rund 300 Kämpfer aus über 50 Nationen nehmen am Turnier teil. «Das Niveau ist brutal hoch», erklärt Heinz Muntwyler. «Russland und andere Ostblockstaaten schicken Profi-Kämpfer.»
Ein Hauch Freiamt in allen Kämpfern
Das Freiamt spielt eine zentrale Rolle für die WM-Vorbereitung. Muntwlyer war zehn Jahre lang Cheftrainer des Nationalteams. Diese Rolle hat er mittlerweile Roland Müller vom Karate-Do Obwalden abgegeben. Muntwyler und Sensei Roland Juric vom Karate-Club Wettingen unterstützen ihn. Letzterer hat seine Karate-Ausbildung im Karate-Club Wohlen genossen.
Der Rest des WM-Teams trainiert, obwohl nicht aus der Region, regelmässig in Anglikon und Wettingen. «Deshalb ist es von Vorteile, solche Weekends bei uns in Anglikon zu veranstalten», erklärt Muntwyler. In der neunwöchigen Vorbereitungsphase ist es bereits das dritte.
Leiden aus Leidenschaft
Während des Trainings laufen die Kämpfer permanent am Limit. Abhärtungstraining, Schlagtraining am Polster, leichtes Sparring, nach jeder Einheit sind die Karatekas ausser Puste. «Dieser Sport macht uns grossen Spass. Wir müssen einen Dachschaden haben», sagt die Sarmenstorferin Angela Felber lachend. Der Waltenschwiler Raoul Keusch strahlt nach dem intensiven Training. «Wir sind so gut vorbereitet wie noch nie. Das Trainerteam hat uns früh ein Programm zusammengestellt.» Acht bis zehn Trainingseinheiten haben die Karatekas pro Woche absolviert. «Wir haben versucht, ihr Training so professionell wie möglich zu gestalten», sagt Heinz Muntwyler. Die Kämpfer sind als Gruppe zusammengerückt. Simone Muntwyler: «Das Niveau und der Zusammenhalt im Schweizer Team waren nie so hoch.»
Das beweisen die Resultate. Die 28-jährige Muntwyler betreibt seit 24 Jahren Karate, die 23-jährige Angela Felber seit 15 Jahren, der 20-jährige Raoul Keusch seit zehn Jahren. Ihre grössten Erfolge auf internationaler Ebene haben alle drei in diesem Jahr gefeiert. Sie konnten an renommierten Turnieren Podestplätze holen und Kämpfer aus der Weltspitze bezwingen. Die Ziele des Trios für die Weltmeisterschaft bleiben bescheiden. Muntwyler und Felber wollen mit ihrer Leistung am Turnier zufrieden sein. Keusch sagt, dass er sich international etablieren will. Heinz Muntwyler ist optimistisch. «An den British Open haben sie renommierten Kämpfern Paroli geboten», sagt der Freiämter. «Ich traue vor allem Angela Felber etwas zu. Wenn sie den ersten Kampf übersteht und in Fahrt kommt, ist sie schwierig zu bremsen. Die anderen können auch ein gutes Ergebnis erzielen. Unabhängig von den Resultaten ist die Vorbereitung eine gute Lebensschule für alle.»
Kyokushin und die KWU
Kyokushin gilt als einer der härtesten Karate-Stile, da im Vollkontakt gekämpft wird. Männer tragen einen Tief-, Frauen einen Brustschutz. Ein Zahnschutz ist fakultativ. Weitere Schutzausrüstung ist nicht erlaubt.
Die Kyokushin World Union KWU gilt als Weltverband unter den Weltverbänden. Mitte der 90er-Jahre sind zahlreiche internationale Kyokushin-Weltverbände entstanden. Die KWU versucht, diese zusammenzuführen und die besten Kämpfer aller Verbände gegeneinander antreten zu lassen. Das Niveau ist dementsprechend hoch. --jl