André Widmer, Redaktor.
Verwandschaft und nähere Bekannte lesen diese Zeilen besser nicht. Denn sie, der ich diese Zeilen widme, hat mich im Oktober ganz besonders beschäftigt und über sie habe ich viele Leute «vollgequatscht». Eigentlich ...
André Widmer, Redaktor.
Verwandschaft und nähere Bekannte lesen diese Zeilen besser nicht. Denn sie, der ich diese Zeilen widme, hat mich im Oktober ganz besonders beschäftigt und über sie habe ich viele Leute «vollgequatscht». Eigentlich war das Jahr diesbezüglich schon fast abgeschlossen. Aber weil ich das Dessert fürs Weihnachtsessen testen wollte, hat sie mich am Sonntag dennoch wieder beschäftigt: die Quitte.
Für mich ist sie einfach die Königin der Früchte. Aromatisch duftend, aromatisch schmeckend. Viele Leute mögen Produkte aus Quitten, aber nicht jedermann tut sich die Verarbeitung an. Ihr Fruchtfleisch ist hart und das Rüsten gibt entsprechend viel zu tun. Ein Flaum bedeckt meist ihre Schale. Hier geht der Spruch anders herum: Weich ausserhalb der Schale, aber hart im Kern.
Was sie nicht leiden musste, die Quitte. Beziehungsweise ihre Verbreitung: Die Bäume sind seltener geworden, der Feuerbrand oder der Schutz davor hat ihr vielerorts den Garaus gemacht. Eigentlich ist sie kein einheimisches Gewächs, denn ursprünglich soll die Quitte aus Vorderasien und dem Kaukasus stammen. Weit verbreitet ist sie noch in Osteuropa. Kein Wunder also, dass ich diesen Herbst in einem Supermarkt in Kanada sogar Quitten aus Dalmatien, also aus Kroatien, angetroffen habe.
Vor einigen Jahren habe ich einen Quittenbaum gepflanzt. Er ist relativ klein, aber im rekordverdächtigen 2018 trug er besonders viele Früchte. Das Jahr davor war dafür ein Totalausfall. Der Frost und womöglich der Tage darauf folgende Hagel machte den Blüten damals zu schaffen. Ja, wenn man einen Baum gesetzt hat, dann hat man einen besonderen Bezug zu ihm. Man hegt und pflegt ihn. Deshalb tut er mir jetzt auch leid, weil er von Blattbräune befallen ist, einer Pilzkrankheit. Hoffentlich kann im Frühjahr der Mitarbeiter der Baumschule, von der ich den Quittenbaum einst gekauft habe, helfen.
Es ist fast wie bei einem Haustier: Der Quittenbaum gehört zur Familie. Das hört sich jetzt vielleicht etwas übertrieben oder sentimental an. Aber womöglich ist er auch ein weiterer Grund, dass ich mich an meinem Wohnort verwurzelt fühle. Denn dort habe ich sozusagen Wurzeln geschlagen – wie der Quittenbaum auch.